Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855.

Bild:
<< vorherige Seite

Gebirgsarten: Thone.
man auch wohl als Trümmer des bei der Erhebung zersplitterten Gebirges
genommen hat.

Sobald die Feldspaththeile des Granites ihren Kaligehalt verlieren,
zerfallen sie zu Porzellanerde, und sind so die Ursache jener weit ver-
breiteten Thonformation, die im Sedimentärgebirge eine der Hauptrollen
spielt.

I. Sedimentärgebirge.

Dasselbe ist im wesentlichen ein Wasserabsatz aus zertrümmerten und
abgerollten Gebirgsstücken, die oft weite Wege gemacht haben, ehe sie
zur Ruhe kamen, zumal wenn sie als feiner Sand und Schlamm im
Wasser sich suspendirt erhalten konnten. Sehen wir von den Blöcken,
Geschieben und Geröllen ab, die nur in einigen wenigen Formationen
(Diluvium, Nagelfluhe, Todtliegendes) Bedeutung erlangen, so sind es
hauptsächlich dreierlei
Sand, Kalk und Thon,
welche herrschen. Der Sand besteht vorzugsweise aus kleinen abgerollten
Quarzstücken, und hin und wieder finden sich Feldspath, Glimmer, Magnet-
eisen und andere Mineralreste darin zerstreut. Da der Quarz das härteste
und unzersetzbarste unter den gewöhnlichen Gesteinen ist, so war auch er
am geeignetsten, sich durch alle Revolutionen hindurch zu erhalten, und
wenn er auch als der feinste Staub in der Braunkohlenformation und als
Flugsand an den Meeresküsten angekommen ist, so bleibt er doch immer
Quarz, der vielleicht zum größten Theil schon zur Urgebirgszeit krystallisirte.
Wenn bei den

Sandsteinen, die besonders rein in der Quadersandsteinformation
und im Braunkohlengebirge auftreten, nicht Kieselerde selbst das Binde-
mittel oder die Fritte bildet, so sind die Körner durch Kalk oder Thon
aneinander geheftet. Der Sandstein wird dadurch kalkig, thonig, mer-
gelig. Die

Kalksteine haben wir schon oben pag. 334 weitläufiger erwähnt,
sie nehmen an der Bildung des Sedimentärgebirges einen wesentlichen An-
theil, sind dann aber mit den Thonen und Sandsteinen auf das mannig-
fachste gemengt. Es bleiben somit für unsere flüchtige Betrachtung als
letztes übrig

die Thone.

Ein Verwitterungsprodukt der Silikatgesteine: Granit, Gneis, Glimmer-
schiefer, Hornblendegesteine, Klingstein, Basalt, Trachyt, Laven etc. haben
das Material dazu hergegeben. Im Wesentlichen bestehen sie aus kiesel-
saurer Thonerde mit Wasser, sind aber durch Eisenoxyd, Kalk (Ca C) etc.
nicht selten und stark verunreinigt. Auch kommen allerlei in Wasser lös-
liche Salze darin vor, das Kali (0,5--1 p. C.) fehlt niemals ganz. Sie
kleben etwas an der Zunge, und zeigen beim Anhauchen einen eigen-
thümlichen bitteren Thongeruch. Mit Wasser geben sie bald leicht bald

44*

Gebirgsarten: Thone.
man auch wohl als Trümmer des bei der Erhebung zerſplitterten Gebirges
genommen hat.

Sobald die Feldſpaththeile des Granites ihren Kaligehalt verlieren,
zerfallen ſie zu Porzellanerde, und ſind ſo die Urſache jener weit ver-
breiteten Thonformation, die im Sedimentärgebirge eine der Hauptrollen
ſpielt.

I. Sedimentärgebirge.

Daſſelbe iſt im weſentlichen ein Waſſerabſatz aus zertrümmerten und
abgerollten Gebirgsſtücken, die oft weite Wege gemacht haben, ehe ſie
zur Ruhe kamen, zumal wenn ſie als feiner Sand und Schlamm im
Waſſer ſich ſuspendirt erhalten konnten. Sehen wir von den Blöcken,
Geſchieben und Geröllen ab, die nur in einigen wenigen Formationen
(Diluvium, Nagelfluhe, Todtliegendes) Bedeutung erlangen, ſo ſind es
hauptſächlich dreierlei
Sand, Kalk und Thon,
welche herrſchen. Der Sand beſteht vorzugsweiſe aus kleinen abgerollten
Quarzſtücken, und hin und wieder finden ſich Feldſpath, Glimmer, Magnet-
eiſen und andere Mineralreſte darin zerſtreut. Da der Quarz das härteſte
und unzerſetzbarſte unter den gewöhnlichen Geſteinen iſt, ſo war auch er
am geeignetſten, ſich durch alle Revolutionen hindurch zu erhalten, und
wenn er auch als der feinſte Staub in der Braunkohlenformation und als
Flugſand an den Meeresküſten angekommen iſt, ſo bleibt er doch immer
Quarz, der vielleicht zum größten Theil ſchon zur Urgebirgszeit kryſtalliſirte.
Wenn bei den

Sandſteinen, die beſonders rein in der Quaderſandſteinformation
und im Braunkohlengebirge auftreten, nicht Kieſelerde ſelbſt das Binde-
mittel oder die Fritte bildet, ſo ſind die Körner durch Kalk oder Thon
aneinander geheftet. Der Sandſtein wird dadurch kalkig, thonig, mer-
gelig. Die

Kalkſteine haben wir ſchon oben pag. 334 weitläufiger erwähnt,
ſie nehmen an der Bildung des Sedimentärgebirges einen weſentlichen An-
theil, ſind dann aber mit den Thonen und Sandſteinen auf das mannig-
fachſte gemengt. Es bleiben ſomit für unſere flüchtige Betrachtung als
letztes übrig

die Thone.

Ein Verwitterungsprodukt der Silikatgeſteine: Granit, Gneis, Glimmer-
ſchiefer, Hornblendegeſteine, Klingſtein, Baſalt, Trachyt, Laven ꝛc. haben
das Material dazu hergegeben. Im Weſentlichen beſtehen ſie aus kieſel-
ſaurer Thonerde mit Waſſer, ſind aber durch Eiſenoxyd, Kalk (Ċa C̈) ꝛc.
nicht ſelten und ſtark verunreinigt. Auch kommen allerlei in Waſſer lös-
liche Salze darin vor, das Kali (0,5—1 p. C.) fehlt niemals ganz. Sie
kleben etwas an der Zunge, und zeigen beim Anhauchen einen eigen-
thümlichen bitteren Thongeruch. Mit Waſſer geben ſie bald leicht bald

44*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0703" n="691"/><fw place="top" type="header">Gebirgsarten: Thone.</fw><lb/>
man auch wohl als Trümmer des bei der Erhebung zer&#x017F;plitterten Gebirges<lb/>
genommen hat.</p><lb/>
          <p>Sobald die Feld&#x017F;paththeile des Granites ihren Kaligehalt verlieren,<lb/>
zerfallen &#x017F;ie zu Porzellanerde, und &#x017F;ind &#x017F;o die Ur&#x017F;ache jener weit ver-<lb/>
breiteten Thonformation, die im Sedimentärgebirge eine der Hauptrollen<lb/>
&#x017F;pielt.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi><hi rendition="#g">Sedimentärgebirge</hi>.</hi> </head><lb/>
          <p>Da&#x017F;&#x017F;elbe i&#x017F;t im we&#x017F;entlichen ein Wa&#x017F;&#x017F;erab&#x017F;atz aus zertrümmerten und<lb/>
abgerollten Gebirgs&#x017F;tücken, die oft weite Wege gemacht haben, ehe &#x017F;ie<lb/>
zur Ruhe kamen, zumal wenn &#x017F;ie als feiner Sand und Schlamm im<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;ich &#x017F;uspendirt erhalten konnten. Sehen wir von den Blöcken,<lb/>
Ge&#x017F;chieben und Geröllen ab, die nur in einigen wenigen Formationen<lb/>
(Diluvium, Nagelfluhe, Todtliegendes) Bedeutung erlangen, &#x017F;o &#x017F;ind es<lb/>
haupt&#x017F;ächlich dreierlei<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Sand, Kalk</hi> und <hi rendition="#g">Thon</hi>,</hi><lb/>
welche herr&#x017F;chen. Der Sand be&#x017F;teht vorzugswei&#x017F;e aus kleinen abgerollten<lb/>
Quarz&#x017F;tücken, und hin und wieder finden &#x017F;ich Feld&#x017F;path, Glimmer, Magnet-<lb/>
ei&#x017F;en und andere Mineralre&#x017F;te darin zer&#x017F;treut. Da der Quarz das härte&#x017F;te<lb/>
und unzer&#x017F;etzbar&#x017F;te unter den gewöhnlichen Ge&#x017F;teinen i&#x017F;t, &#x017F;o war auch er<lb/>
am geeignet&#x017F;ten, &#x017F;ich durch alle Revolutionen hindurch zu erhalten, und<lb/>
wenn er auch als der fein&#x017F;te Staub in der Braunkohlenformation und als<lb/>
Flug&#x017F;and an den Meereskü&#x017F;ten angekommen i&#x017F;t, &#x017F;o bleibt er doch immer<lb/>
Quarz, der vielleicht zum größten Theil &#x017F;chon zur Urgebirgszeit kry&#x017F;talli&#x017F;irte.<lb/>
Wenn bei den</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Sand&#x017F;teinen</hi>, die be&#x017F;onders rein in der Quader&#x017F;and&#x017F;teinformation<lb/>
und im Braunkohlengebirge auftreten, nicht Kie&#x017F;elerde &#x017F;elb&#x017F;t das Binde-<lb/>
mittel oder die Fritte bildet, &#x017F;o &#x017F;ind die Körner durch Kalk oder Thon<lb/>
aneinander geheftet. Der Sand&#x017F;tein wird dadurch kalkig, thonig, mer-<lb/>
gelig. Die</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Kalk&#x017F;teine</hi> haben wir &#x017F;chon oben <hi rendition="#aq">pag.</hi> 334 weitläufiger erwähnt,<lb/>
&#x017F;ie nehmen an der Bildung des Sedimentärgebirges einen we&#x017F;entlichen An-<lb/>
theil, &#x017F;ind dann aber mit den Thonen und Sand&#x017F;teinen auf das mannig-<lb/>
fach&#x017F;te gemengt. Es bleiben &#x017F;omit für un&#x017F;ere flüchtige Betrachtung als<lb/>
letztes übrig</p><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">die Thone</hi>.</hi> </head><lb/>
            <p>Ein Verwitterungsprodukt der Silikatge&#x017F;teine: Granit, Gneis, Glimmer-<lb/>
&#x017F;chiefer, Hornblendege&#x017F;teine, Kling&#x017F;tein, Ba&#x017F;alt, Trachyt, Laven &#xA75B;c. haben<lb/>
das Material dazu hergegeben. Im We&#x017F;entlichen be&#x017F;tehen &#x017F;ie aus kie&#x017F;el-<lb/>
&#x017F;aurer Thonerde mit Wa&#x017F;&#x017F;er, &#x017F;ind aber durch Ei&#x017F;enoxyd, Kalk (<hi rendition="#aq">C&#x0307;a C&#x0308;</hi>) &#xA75B;c.<lb/>
nicht &#x017F;elten und &#x017F;tark verunreinigt. Auch kommen allerlei in Wa&#x017F;&#x017F;er lös-<lb/>
liche Salze darin vor, das Kali (0,5&#x2014;1 <hi rendition="#aq">p. C.</hi>) fehlt niemals ganz. Sie<lb/>
kleben etwas an der Zunge, und zeigen beim Anhauchen einen eigen-<lb/>
thümlichen bitteren Thongeruch. Mit Wa&#x017F;&#x017F;er geben &#x017F;ie bald leicht bald<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">44*</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[691/0703] Gebirgsarten: Thone. man auch wohl als Trümmer des bei der Erhebung zerſplitterten Gebirges genommen hat. Sobald die Feldſpaththeile des Granites ihren Kaligehalt verlieren, zerfallen ſie zu Porzellanerde, und ſind ſo die Urſache jener weit ver- breiteten Thonformation, die im Sedimentärgebirge eine der Hauptrollen ſpielt. I. Sedimentärgebirge. Daſſelbe iſt im weſentlichen ein Waſſerabſatz aus zertrümmerten und abgerollten Gebirgsſtücken, die oft weite Wege gemacht haben, ehe ſie zur Ruhe kamen, zumal wenn ſie als feiner Sand und Schlamm im Waſſer ſich ſuspendirt erhalten konnten. Sehen wir von den Blöcken, Geſchieben und Geröllen ab, die nur in einigen wenigen Formationen (Diluvium, Nagelfluhe, Todtliegendes) Bedeutung erlangen, ſo ſind es hauptſächlich dreierlei Sand, Kalk und Thon, welche herrſchen. Der Sand beſteht vorzugsweiſe aus kleinen abgerollten Quarzſtücken, und hin und wieder finden ſich Feldſpath, Glimmer, Magnet- eiſen und andere Mineralreſte darin zerſtreut. Da der Quarz das härteſte und unzerſetzbarſte unter den gewöhnlichen Geſteinen iſt, ſo war auch er am geeignetſten, ſich durch alle Revolutionen hindurch zu erhalten, und wenn er auch als der feinſte Staub in der Braunkohlenformation und als Flugſand an den Meeresküſten angekommen iſt, ſo bleibt er doch immer Quarz, der vielleicht zum größten Theil ſchon zur Urgebirgszeit kryſtalliſirte. Wenn bei den Sandſteinen, die beſonders rein in der Quaderſandſteinformation und im Braunkohlengebirge auftreten, nicht Kieſelerde ſelbſt das Binde- mittel oder die Fritte bildet, ſo ſind die Körner durch Kalk oder Thon aneinander geheftet. Der Sandſtein wird dadurch kalkig, thonig, mer- gelig. Die Kalkſteine haben wir ſchon oben pag. 334 weitläufiger erwähnt, ſie nehmen an der Bildung des Sedimentärgebirges einen weſentlichen An- theil, ſind dann aber mit den Thonen und Sandſteinen auf das mannig- fachſte gemengt. Es bleiben ſomit für unſere flüchtige Betrachtung als letztes übrig die Thone. Ein Verwitterungsprodukt der Silikatgeſteine: Granit, Gneis, Glimmer- ſchiefer, Hornblendegeſteine, Klingſtein, Baſalt, Trachyt, Laven ꝛc. haben das Material dazu hergegeben. Im Weſentlichen beſtehen ſie aus kieſel- ſaurer Thonerde mit Waſſer, ſind aber durch Eiſenoxyd, Kalk (Ċa C̈) ꝛc. nicht ſelten und ſtark verunreinigt. Auch kommen allerlei in Waſſer lös- liche Salze darin vor, das Kali (0,5—1 p. C.) fehlt niemals ganz. Sie kleben etwas an der Zunge, und zeigen beim Anhauchen einen eigen- thümlichen bitteren Thongeruch. Mit Waſſer geben ſie bald leicht bald 44*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/703
Zitationshilfe: Quenstedt, Friedrich August: Handbuch der Mineralogie. Tübingen, 1855, S. 691. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/quenstedt_mineralogie_1854/703>, abgerufen am 22.12.2024.