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Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682.

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vom Pabst.
König auch nicht ein Priester. Ob
auch schon die Christliche Religion von
Gott ihren Ursprung hat/ und über die
Vernunft steiget; so kan doch wohl die
Obrigkeit dero höchste Aufsicht und Di-
rection
führen mit Zuziehung solcher
Leute/ die das Werck am besten verste-
hen. Aus vorhergehendem aber kan
man auch dieses schliessen/ daß man die
praxin primitivae Ecclesiae, die äusserliche
Direction der Kirchen betreffend/ in allen
Stücken mit nichten für eine allgemeine
und stätige Richtschnur des Kirchen-Re-
giments halten müsse in einem Staat/ so
Christliche rechtglaubige Obrigkeit hat.
Denn selbige Praxis gründete sich auf den
damahligen Zustand. Nach dem aber
das gantze Volck nebenst ihrem Regenten
die Christliche Religion angenommen/
hat es eine andere Bewandnüß damit/
und ist gar nicht von nöthen/ daß man
deswegen den Staat zweyköpfig mache.

§. 12.

Wiewohl nun nachgehends/Constan-
tinus

kunte den
vorigen
Staat
der Kir-
chen nicht
gäntzlich
ändern.

als Constantinus Magnus sich zum Christ-
lichen Glauben bekehrete/ die Kirche eine
andere Gestalt bekahm/ in dem die hohe
Obrigkeit der äusserlichen Direction von
der Religion fähig worden: so kunte man
doch sothanes äusserliches Kirchen-Re-
giment nicht stracks also einrichten/ als

man

vom Pabſt.
Koͤnig auch nicht ein Prieſter. Ob
auch ſchon die Chriſtliche Religion von
Gott ihren Urſprung hat/ und uͤber die
Vernunft ſteiget; ſo kan doch wohl die
Obrigkeit dero hoͤchſte Aufſicht und Di-
rection
fuͤhren mit Zuziehung ſolcher
Leute/ die das Werck am beſten verſte-
hen. Aus vorhergehendem aber kan
man auch dieſes ſchlieſſen/ daß man die
praxin primitivæ Eccleſiæ, die aͤuſſerliche
Direction der Kirchen betreffend/ in allen
Stuͤcken mit nichten fuͤr eine allgemeine
und ſtaͤtige Richtſchnur des Kirchen-Re-
giments halten muͤſſe in einem Staat/ ſo
Chriſtliche rechtglaubige Obrigkeit hat.
Denn ſelbige Praxis gruͤndete ſich auf den
damahligen Zuſtand. Nach dem aber
das gantze Volck nebenſt ihrem Regenten
die Chriſtliche Religion angenommen/
hat es eine andere Bewandnuͤß damit/
und iſt gar nicht von noͤthen/ daß man
deswegen den Staat zweykoͤpfig mache.

§. 12.

Wiewohl nun nachgehends/Conſtan-
tinus

kunte den
vorigen
Staat
der Kir-
chen nicht
gaͤntzlich
aͤndern.

als Conſtantinus Magnus ſich zum Chriſt-
lichen Glauben bekehrete/ die Kirche eine
andere Geſtalt bekahm/ in dem die hohe
Obrigkeit der aͤuſſerlichen Direction von
der Religion faͤhig worden: ſo kunte man
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[749/0779] vom Pabſt. Koͤnig auch nicht ein Prieſter. Ob auch ſchon die Chriſtliche Religion von Gott ihren Urſprung hat/ und uͤber die Vernunft ſteiget; ſo kan doch wohl die Obrigkeit dero hoͤchſte Aufſicht und Di- rection fuͤhren mit Zuziehung ſolcher Leute/ die das Werck am beſten verſte- hen. Aus vorhergehendem aber kan man auch dieſes ſchlieſſen/ daß man die praxin primitivæ Eccleſiæ, die aͤuſſerliche Direction der Kirchen betreffend/ in allen Stuͤcken mit nichten fuͤr eine allgemeine und ſtaͤtige Richtſchnur des Kirchen-Re- giments halten muͤſſe in einem Staat/ ſo Chriſtliche rechtglaubige Obrigkeit hat. Denn ſelbige Praxis gruͤndete ſich auf den damahligen Zuſtand. Nach dem aber das gantze Volck nebenſt ihrem Regenten die Chriſtliche Religion angenommen/ hat es eine andere Bewandnuͤß damit/ und iſt gar nicht von noͤthen/ daß man deswegen den Staat zweykoͤpfig mache. §. 12. Wiewohl nun nachgehends/ als Conſtantinus Magnus ſich zum Chriſt- lichen Glauben bekehrete/ die Kirche eine andere Geſtalt bekahm/ in dem die hohe Obrigkeit der aͤuſſerlichen Direction von der Religion faͤhig worden: ſo kunte man doch ſothanes aͤuſſerliches Kirchen-Re- giment nicht ſtracks alſo einrichten/ als man Conſtan- tinus kunte den vorigen Staat der Kir- chen nicht gaͤntzlich aͤndern.

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Zitationshilfe: Pufendorf, Samuel von: Einleitung zu der Historie der Vornehmsten Reiche und Staaten. Frankfurt (Main), 1682, S. 749. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pufendorf_einleitung_1682/779>, abgerufen am 20.11.2024.