und genauer kenne, als gar viele europäische Politi- ker, und daher gewiß sehr wohl wisse, was er un- ternehme *).
Nach dem Dine, das auch einige orientalische Schüsseln enthielt, und bei dem ich zum erstenmal ächten Shiras trank (beiläufig gesagt kein angeneh- mer Wein, der nach den Bocksschläuchen riecht), wurde wieder musicirt und kleine Verstandesspiele gespielt, welche indeß nicht besonders reusirten, wes- halb denn auch bei guter Zeit jeder seinen Hand- leuchter ergriff, um zu Bett zu gehen.
Den 12ten.
Ich habe von der arabischen Zucht meines Wirtbs einen rabenschwarzen Wildfang gekauft, den länger probiren zu können, wir heut früh einen Besuch bei Lady Cooper in der Nachbarschaft machten. Ihr Schloß und Park Pansanger ist sehr sehenswerth, besonders die Gemäldegallerie, welche zwei Madon- nen Raphaels aus seiner frühern Zeit enthält, auch ein ausgezeichnet schönes Bild des Marschalls Tu- renne zu Pferde von Rembrandt. Lady Cooper em- pfing uns in ihrem Boudoir, das unmittelbar in ei- nen, selbst jetzt noch reizenden und vortrefflich gehal- tenen, Blumengarten führte, an den sich auf der andern Seite wiederum Gewächshäuser, und eine
*) Wenn man nach dem Erfolg urtheilen darf, so hat sich diese Meinung eben nicht bestätigt. A. d. H.
und genauer kenne, als gar viele europäiſche Politi- ker, und daher gewiß ſehr wohl wiſſe, was er un- ternehme *).
Nach dem Diné, das auch einige orientaliſche Schüſſeln enthielt, und bei dem ich zum erſtenmal ächten Shiras trank (beiläufig geſagt kein angeneh- mer Wein, der nach den Bocksſchläuchen riecht), wurde wieder muſicirt und kleine Verſtandesſpiele geſpielt, welche indeß nicht beſonders reuſirten, wes- halb denn auch bei guter Zeit jeder ſeinen Hand- leuchter ergriff, um zu Bett zu gehen.
Den 12ten.
Ich habe von der arabiſchen Zucht meines Wirtbs einen rabenſchwarzen Wildfang gekauft, den länger probiren zu können, wir heut früh einen Beſuch bei Lady Cooper in der Nachbarſchaft machten. Ihr Schloß und Park Panſanger iſt ſehr ſehenswerth, beſonders die Gemäldegallerie, welche zwei Madon- nen Raphaels aus ſeiner frühern Zeit enthält, auch ein ausgezeichnet ſchönes Bild des Marſchalls Tu- renne zu Pferde von Rembrandt. Lady Cooper em- pfing uns in ihrem Boudoir, das unmittelbar in ei- nen, ſelbſt jetzt noch reizenden und vortrefflich gehal- tenen, Blumengarten führte, an den ſich auf der andern Seite wiederum Gewächshäuſer, und eine
*) Wenn man nach dem Erfolg urtheilen darf, ſo hat ſich dieſe Meinung eben nicht beſtaͤtigt. A. d. H.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0292"n="276"/>
und genauer kenne, als gar viele europäiſche Politi-<lb/>
ker, und daher gewiß ſehr wohl wiſſe, was er un-<lb/>
ternehme <noteplace="foot"n="*)">Wenn man nach dem Erfolg urtheilen darf, ſo hat ſich<lb/>
dieſe Meinung eben nicht beſtaͤtigt. <hirendition="#et">A. d. H.</hi></note>.</p><lb/><p>Nach dem Din<hirendition="#aq">é</hi>, das auch einige orientaliſche<lb/>
Schüſſeln enthielt, und bei dem ich zum erſtenmal<lb/>
ächten Shiras trank (beiläufig geſagt kein angeneh-<lb/>
mer Wein, der nach den Bocksſchläuchen riecht),<lb/>
wurde wieder muſicirt und kleine Verſtandesſpiele<lb/>
geſpielt, welche indeß nicht beſonders reuſirten, wes-<lb/>
halb denn auch bei guter Zeit jeder ſeinen Hand-<lb/>
leuchter ergriff, um zu Bett zu gehen.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><divn="2"><opener><dateline><hirendition="#et">Den 12ten.</hi></dateline></opener><lb/><p>Ich habe von der arabiſchen Zucht meines Wirtbs<lb/>
einen rabenſchwarzen Wildfang gekauft, den länger<lb/>
probiren zu können, wir heut früh einen Beſuch bei<lb/>
Lady Cooper in der Nachbarſchaft machten. Ihr<lb/>
Schloß und Park Panſanger iſt ſehr ſehenswerth,<lb/>
beſonders die Gemäldegallerie, welche zwei Madon-<lb/>
nen Raphaels aus ſeiner frühern Zeit enthält, auch<lb/>
ein ausgezeichnet ſchönes Bild des Marſchalls Tu-<lb/>
renne zu Pferde von Rembrandt. Lady Cooper em-<lb/>
pfing uns in ihrem Boudoir, das unmittelbar in ei-<lb/>
nen, ſelbſt jetzt noch reizenden und vortrefflich gehal-<lb/>
tenen, Blumengarten führte, an den ſich auf der<lb/>
andern Seite wiederum Gewächshäuſer, und eine<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[276/0292]
und genauer kenne, als gar viele europäiſche Politi-
ker, und daher gewiß ſehr wohl wiſſe, was er un-
ternehme *).
Nach dem Diné, das auch einige orientaliſche
Schüſſeln enthielt, und bei dem ich zum erſtenmal
ächten Shiras trank (beiläufig geſagt kein angeneh-
mer Wein, der nach den Bocksſchläuchen riecht),
wurde wieder muſicirt und kleine Verſtandesſpiele
geſpielt, welche indeß nicht beſonders reuſirten, wes-
halb denn auch bei guter Zeit jeder ſeinen Hand-
leuchter ergriff, um zu Bett zu gehen.
Den 12ten.
Ich habe von der arabiſchen Zucht meines Wirtbs
einen rabenſchwarzen Wildfang gekauft, den länger
probiren zu können, wir heut früh einen Beſuch bei
Lady Cooper in der Nachbarſchaft machten. Ihr
Schloß und Park Panſanger iſt ſehr ſehenswerth,
beſonders die Gemäldegallerie, welche zwei Madon-
nen Raphaels aus ſeiner frühern Zeit enthält, auch
ein ausgezeichnet ſchönes Bild des Marſchalls Tu-
renne zu Pferde von Rembrandt. Lady Cooper em-
pfing uns in ihrem Boudoir, das unmittelbar in ei-
nen, ſelbſt jetzt noch reizenden und vortrefflich gehal-
tenen, Blumengarten führte, an den ſich auf der
andern Seite wiederum Gewächshäuſer, und eine
*) Wenn man nach dem Erfolg urtheilen darf, ſo hat ſich
dieſe Meinung eben nicht beſtaͤtigt. A. d. H.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Pückler-Muskau, Hermann von: Briefe eines Verstorbenen. Bd. 4. Stuttgart, 1831, S. 276. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pueckler_briefe04_1831/292>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.