Von der Sprache und den Wissenschaften der Araber.
Es ist bekannt, daß die Araber in den ältern Zeiten schon verschiedene Dialekte gehabt haben. -- Itzt trift man vielleicht in keiner Sprache so viele Mundarten an, als in der ara- bischen. Man findet nicht nur in den bergigten Gegenden des kleinen Gebiets, daß der Iman von Jemen beherrscht, eine ganz andre Art zu reden, als in Tehama, sondern die Vornehmen haben auch eine ganz andre Aussprache, und für viele Sachen ganz andre Namen, als die Bauern und beyde Mundarten, sind von der Bedouinen ihrer sehr verschieden. Noch größer ist der Unterschied in entferntern Provinzen. -- Da also schon von undenklichen Jahren her, selbst in den verschiedenen Provinzen Arabiens, mancherley Dialekte im Gebrauch gewesen sind, und die arabische Sprache auch viele Sprachen außerhalb Arabien verdrängt hat; so wird man sich nicht darüber wundern, daß sie reicher an Wörtern ist, als irgend eine andre.
Weil sich die Araber zur mohammedanischen Religion bekennen; so halten sie die Sprache, worinn der Koran geschrieben ist, und also den
Dialekt,
Fuͤnftes Kapitel.
Von der Sprache und den Wiſſenſchaften der Araber.
Es iſt bekannt, daß die Araber in den aͤltern Zeiten ſchon verſchiedene Dialekte gehabt haben. — Itzt trift man vielleicht in keiner Sprache ſo viele Mundarten an, als in der ara- biſchen. Man findet nicht nur in den bergigten Gegenden des kleinen Gebiets, daß der Iman von Jemen beherrſcht, eine ganz andre Art zu reden, als in Tehâma, ſondern die Vornehmen haben auch eine ganz andre Ausſprache, und fuͤr viele Sachen ganz andre Namen, als die Bauern und beyde Mundarten, ſind von der Bedouinen ihrer ſehr verſchieden. Noch groͤßer iſt der Unterſchied in entferntern Provinzen. — Da alſo ſchon von undenklichen Jahren her, ſelbſt in den verſchiedenen Provinzen Arabiens, mancherley Dialekte im Gebrauch geweſen ſind, und die arabiſche Sprache auch viele Sprachen außerhalb Arabien verdraͤngt hat; ſo wird man ſich nicht daruͤber wundern, daß ſie reicher an Woͤrtern iſt, als irgend eine andre.
Weil ſich die Araber zur mohammedaniſchen Religion bekennen; ſo halten ſie die Sprache, worinn der Koran geſchrieben iſt, und alſo den
Dialekt,
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0248"n="222"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Fuͤnftes Kapitel.</hi></head><lb/><argument><p><hirendition="#c">Von der Sprache und den Wiſſenſchaften<lb/>
der Araber.</hi></p></argument><lb/><p><hirendition="#in">E</hi>s iſt bekannt, daß die Araber in den aͤltern<lb/>
Zeiten ſchon verſchiedene Dialekte gehabt<lb/>
haben. — Itzt trift man vielleicht in keiner<lb/>
Sprache ſo viele Mundarten an, als in der ara-<lb/>
biſchen. Man findet nicht nur in den bergigten<lb/>
Gegenden des kleinen Gebiets, daß der Iman<lb/>
von Jemen beherrſcht, eine ganz andre Art zu<lb/>
reden, als in Teh<hirendition="#aq">â</hi>ma, ſondern die Vornehmen<lb/>
haben auch eine ganz andre Ausſprache, und<lb/>
fuͤr viele Sachen ganz andre Namen, als die<lb/>
Bauern und beyde Mundarten, ſind von der<lb/>
Bedouinen ihrer ſehr verſchieden. Noch groͤßer<lb/>
iſt der Unterſchied in entferntern Provinzen. —<lb/>
Da alſo ſchon von undenklichen Jahren her,<lb/>ſelbſt in den verſchiedenen Provinzen Arabiens,<lb/>
mancherley Dialekte im Gebrauch geweſen ſind,<lb/>
und die arabiſche Sprache auch viele Sprachen<lb/>
außerhalb Arabien verdraͤngt hat; ſo wird<lb/>
man ſich nicht daruͤber wundern, daß ſie reicher<lb/>
an Woͤrtern iſt, als irgend eine andre.</p><lb/><p>Weil ſich die Araber zur mohammedaniſchen<lb/>
Religion bekennen; ſo halten ſie die Sprache,<lb/>
worinn der Koran geſchrieben iſt, und alſo den<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Dialekt,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[222/0248]
Fuͤnftes Kapitel.
Von der Sprache und den Wiſſenſchaften
der Araber.
Es iſt bekannt, daß die Araber in den aͤltern
Zeiten ſchon verſchiedene Dialekte gehabt
haben. — Itzt trift man vielleicht in keiner
Sprache ſo viele Mundarten an, als in der ara-
biſchen. Man findet nicht nur in den bergigten
Gegenden des kleinen Gebiets, daß der Iman
von Jemen beherrſcht, eine ganz andre Art zu
reden, als in Tehâma, ſondern die Vornehmen
haben auch eine ganz andre Ausſprache, und
fuͤr viele Sachen ganz andre Namen, als die
Bauern und beyde Mundarten, ſind von der
Bedouinen ihrer ſehr verſchieden. Noch groͤßer
iſt der Unterſchied in entferntern Provinzen. —
Da alſo ſchon von undenklichen Jahren her,
ſelbſt in den verſchiedenen Provinzen Arabiens,
mancherley Dialekte im Gebrauch geweſen ſind,
und die arabiſche Sprache auch viele Sprachen
außerhalb Arabien verdraͤngt hat; ſo wird
man ſich nicht daruͤber wundern, daß ſie reicher
an Woͤrtern iſt, als irgend eine andre.
Weil ſich die Araber zur mohammedaniſchen
Religion bekennen; ſo halten ſie die Sprache,
worinn der Koran geſchrieben iſt, und alſo den
Dialekt,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Poppe, Johann Friedrich]: Characteristik der merkwürdigsten Asiatischen Nationen. Bd. 2. Breslau, 1777, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/poppe_charakteristik02_1777/248>, abgerufen am 30.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.