Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871.

Bild:
<< vorherige Seite
Verwandlung.
Wald mit einer Einsiedelei, die in einer Felsenhöhle
angebracht ist.
Casperl
(läuft herein und einigemale um die Bühne herum, dann setzt er sich
erschöpft in der Mitte nieder.)

(Ausschnaufend.) Ah! -- da muß ich bitten! Jetzt
halt' ich's nimmer aus. -- Jch hoff', daß ich doch
hier vor meinen Verfolgern sicher bin, denn weit
genug ist es. Kaum war ich durch die Macht
jenes Wesens, das mich unter seinen Schurz ge-
nommen hat, befreit und der modernden Kerkerluft
entsprungen -- steht gleich vor der Höllenpforte
draußen mit zwei Polizeidienern der Wirth Krüg-
ler,
um mich in Empfang zu nehmen. Jn
meiner Todesangst schlag ich die zwei maliziösen
Häscher um und lauf', was ich kann. Der dicke
Krügler verfolgt mich, fallt aber gleich auf'n Bauch.
Jetzt kommen's aus allen Gaßen her und wollen
mich fangen. Eine ganze Compagnie ist mir nach-
gerennt. "Halts'n auf! halts'n auf!" war das all-
gemeine Feldgeschrei, "den Schuldenmacher!" --
Jch hätt' gar nicht geglaubt, daß ich einen so all-
gemeinen Credit gehabt hab'; denn die Schaar der
nachfolgenden Gläubiger war eine Legion. Kurz
Verwandlung.
Wald mit einer Einſiedelei, die in einer Felſenhöhle
angebracht iſt.
Casperl
(läuft herein und einigemale um die Bühne herum, dann ſetzt er ſich
erſchöpft in der Mitte nieder.)

(Ausſchnaufend.) Ah! — da muß ich bitten! Jetzt
halt’ ich’s nimmer aus. — Jch hoff’, daß ich doch
hier vor meinen Verfolgern ſicher bin, denn weit
genug iſt es. Kaum war ich durch die Macht
jenes Weſens, das mich unter ſeinen Schurz ge-
nommen hat, befreit und der modernden Kerkerluft
entſprungen — ſteht gleich vor der Höllenpforte
draußen mit zwei Polizeidienern der Wirth Krüg-
ler,
um mich in Empfang zu nehmen. Jn
meiner Todesangſt ſchlag ich die zwei maliziöſen
Häſcher um und lauf’, was ich kann. Der dicke
Krügler verfolgt mich, fallt aber gleich auf’n Bauch.
Jetzt kommen’s aus allen Gaßen her und wollen
mich fangen. Eine ganze Compagnie iſt mir nach-
gerennt. „Halts’n auf! halts’n auf!‟ war das all-
gemeine Feldgeſchrei, „den Schuldenmacher!‟ —
Jch hätt’ gar nicht geglaubt, daß ich einen ſo all-
gemeinen Credit gehabt hab’; denn die Schaar der
nachfolgenden Gläubiger war eine Legion. Kurz
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0168" n="162"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Verwandlung.</hi> </hi> </head><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c">Wald mit einer Ein&#x017F;iedelei, die in einer Fel&#x017F;enhöhle<lb/>
angebracht i&#x017F;t.</hi> </stage><lb/>
            <sp who="#CASPLERLL">
              <speaker> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Casperl</hi> </hi> </speaker><lb/>
              <stage> <hi rendition="#c">(läuft herein und einigemale um die Bühne herum, dann &#x017F;etzt er &#x017F;ich<lb/>
er&#x017F;chöpft in der Mitte nieder.)</hi> </stage><lb/>
              <stage>(Aus&#x017F;chnaufend.)</stage>
              <p>Ah! &#x2014; da muß ich bitten! Jetzt<lb/>
halt&#x2019; ich&#x2019;s nimmer aus. &#x2014; Jch hoff&#x2019;, daß ich doch<lb/>
hier vor meinen Verfolgern &#x017F;icher bin, denn weit<lb/>
genug i&#x017F;t es. Kaum war ich durch die Macht<lb/>
jenes We&#x017F;ens, das mich unter &#x017F;einen Schurz ge-<lb/>
nommen hat, befreit und der modernden Kerkerluft<lb/>
ent&#x017F;prungen &#x2014; &#x017F;teht gleich vor der Höllenpforte<lb/>
draußen mit zwei Polizeidienern der Wirth <hi rendition="#g">Krüg-<lb/>
ler,</hi> um mich in Empfang zu nehmen. Jn<lb/>
meiner Todesang&#x017F;t &#x017F;chlag ich die zwei maliziö&#x017F;en<lb/>&#x017F;cher um und lauf&#x2019;, was ich kann. Der dicke<lb/>
Krügler verfolgt mich, fallt aber gleich auf&#x2019;n Bauch.<lb/>
Jetzt kommen&#x2019;s aus allen Gaßen her und wollen<lb/>
mich fangen. Eine ganze Compagnie i&#x017F;t mir nach-<lb/>
gerennt. &#x201E;Halts&#x2019;n auf! halts&#x2019;n auf!&#x201F; war das all-<lb/>
gemeine Feldge&#x017F;chrei, &#x201E;den Schuldenmacher!&#x201F; &#x2014;<lb/>
Jch hätt&#x2019; gar nicht geglaubt, daß ich einen &#x017F;o all-<lb/>
gemeinen Credit gehabt hab&#x2019;; denn die Schaar der<lb/>
nachfolgenden Gläubiger war eine Legion. Kurz<lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[162/0168] Verwandlung. Wald mit einer Einſiedelei, die in einer Felſenhöhle angebracht iſt. Casperl (läuft herein und einigemale um die Bühne herum, dann ſetzt er ſich erſchöpft in der Mitte nieder.) (Ausſchnaufend.) Ah! — da muß ich bitten! Jetzt halt’ ich’s nimmer aus. — Jch hoff’, daß ich doch hier vor meinen Verfolgern ſicher bin, denn weit genug iſt es. Kaum war ich durch die Macht jenes Weſens, das mich unter ſeinen Schurz ge- nommen hat, befreit und der modernden Kerkerluft entſprungen — ſteht gleich vor der Höllenpforte draußen mit zwei Polizeidienern der Wirth Krüg- ler, um mich in Empfang zu nehmen. Jn meiner Todesangſt ſchlag ich die zwei maliziöſen Häſcher um und lauf’, was ich kann. Der dicke Krügler verfolgt mich, fallt aber gleich auf’n Bauch. Jetzt kommen’s aus allen Gaßen her und wollen mich fangen. Eine ganze Compagnie iſt mir nach- gerennt. „Halts’n auf! halts’n auf!‟ war das all- gemeine Feldgeſchrei, „den Schuldenmacher!‟ — Jch hätt’ gar nicht geglaubt, daß ich einen ſo all- gemeinen Credit gehabt hab’; denn die Schaar der nachfolgenden Gläubiger war eine Legion. Kurz

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/168
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 4. München, 1871, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein04_1871/168>, abgerufen am 21.11.2024.