Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite
Verwandlung.
Zimmer des Doctor Sassafras.
Casperl (tritt ein).
Schlipperment! in dem Haus bleib ich nimmer.
Seit der klapperdürre Kerl bei uns logirt, ist's
nimmer zum aushalten. Wo den mein Herr auf-
gegabelt hat, das weiß der Guckuck. Vermuthlich
ist's ein vornehmer Patient, den er in der Kur hat.
Jch glaub der Kerl ist ein Narr, weil'n der Doctor
gar nit aus dem Sessel raus laßt. Da klappert
er aber und rasselt, daß Alles kracht im ganzen
Haus. Jch darf gar nit in's Zimmerl nein, wo
er logirt, und aushungern muß'n der Doctor auch;
denn ich hab noch kein' Bißen Essen zu ihm hin-
eintragen. Nicht einmal eine Fleischbrüh darf ihm
die Köchin geben. So was hab ich noch nit er-
lebt. Und mit mein' Herrn ist's auch vorbei, seit
er so berühmt geworden, weil er alle Leut kurirt
und wenn s' schon halbtodt sind. Er reißt s' raus,
daß s' wieder kerngsund werd'n. Den macht noch
der Hochmuth zum Narren.
(Es erhebt sich ein Sturm.)
Oho! das auch noch! Die Gwitter kann ich so nit
leiden; denn das Einschlagen fürcht' ich ungeheuer.

4
Verwandlung.
Zimmer des Doctor Saſſafras.
Casperl (tritt ein).
Schlipperment! in dem Haus bleib ich nimmer.
Seit der klapperdürre Kerl bei uns logirt, iſt’s
nimmer zum aushalten. Wo den mein Herr auf-
gegabelt hat, das weiß der Guckuck. Vermuthlich
iſt’s ein vornehmer Patient, den er in der Kur hat.
Jch glaub der Kerl iſt ein Narr, weil’n der Doctor
gar nit aus dem Seſſel raus laßt. Da klappert
er aber und raſſelt, daß Alles kracht im ganzen
Haus. Jch darf gar nit in’s Zimmerl nein, wo
er logirt, und aushungern muß’n der Doctor auch;
denn ich hab noch kein’ Bißen Eſſen zu ihm hin-
eintragen. Nicht einmal eine Fleiſchbrüh darf ihm
die Köchin geben. So was hab ich noch nit er-
lebt. Und mit mein’ Herrn iſt’s auch vorbei, ſeit
er ſo berühmt geworden, weil er alle Leut kurirt
und wenn ſ’ ſchon halbtodt ſind. Er reißt ſ’ raus,
daß ſ’ wieder kerngſund werd’n. Den macht noch
der Hochmuth zum Narren.
(Es erhebt ſich ein Sturm.)
Oho! das auch noch! Die Gwitter kann ich ſo nit
leiden; denn das Einſchlagen fürcht’ ich ungeheuer.

4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0069" n="49"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Verwandlung.</hi> </head><lb/>
            <div n="4">
              <head> <hi rendition="#g">Zimmer des Doctor Sa&#x017F;&#x017F;afras.</hi> </head><lb/>
              <sp who="#CASD">
                <speaker>Casperl</speaker>
                <stage>(tritt ein).</stage><lb/>
                <p>Schlipperment! in dem Haus bleib ich nimmer.<lb/>
Seit der klapperdürre Kerl bei uns logirt, i&#x017F;t&#x2019;s<lb/>
nimmer zum aushalten. Wo <hi rendition="#g">den</hi> mein Herr auf-<lb/>
gegabelt hat, das weiß der Guckuck. Vermuthlich<lb/>
i&#x017F;t&#x2019;s ein vornehmer Patient, den er in der Kur hat.<lb/>
Jch glaub der Kerl i&#x017F;t ein Narr, weil&#x2019;n der Doctor<lb/>
gar nit aus dem Se&#x017F;&#x017F;el raus laßt. Da klappert<lb/>
er aber und ra&#x017F;&#x017F;elt, daß Alles kracht im ganzen<lb/>
Haus. Jch darf gar nit in&#x2019;s Zimmerl nein, wo<lb/>
er logirt, und aushungern muß&#x2019;n der Doctor auch;<lb/>
denn ich hab noch kein&#x2019; Bißen E&#x017F;&#x017F;en zu ihm hin-<lb/>
eintragen. Nicht einmal eine Flei&#x017F;chbrüh darf ihm<lb/>
die Köchin geben. So was hab ich noch nit er-<lb/>
lebt. Und mit mein&#x2019; Herrn i&#x017F;t&#x2019;s auch vorbei, &#x017F;eit<lb/>
er &#x017F;o berühmt geworden, weil er alle Leut kurirt<lb/>
und wenn &#x017F;&#x2019; &#x017F;chon halbtodt &#x017F;ind. Er reißt &#x017F;&#x2019; raus,<lb/>
daß &#x017F;&#x2019; wieder kerng&#x017F;und werd&#x2019;n. Den macht noch<lb/>
der Hochmuth zum Narren.</p>
                <stage>(Es erhebt &#x017F;ich ein Sturm.)</stage><lb/>
                <p>Oho! das auch noch! Die Gwitter kann ich &#x017F;o nit<lb/>
leiden; denn das Ein&#x017F;chlagen fürcht&#x2019; ich ungeheuer.</p><lb/>
                <fw place="bottom" type="sig">4</fw><lb/>
              </sp>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[49/0069] Verwandlung. Zimmer des Doctor Saſſafras. Casperl (tritt ein). Schlipperment! in dem Haus bleib ich nimmer. Seit der klapperdürre Kerl bei uns logirt, iſt’s nimmer zum aushalten. Wo den mein Herr auf- gegabelt hat, das weiß der Guckuck. Vermuthlich iſt’s ein vornehmer Patient, den er in der Kur hat. Jch glaub der Kerl iſt ein Narr, weil’n der Doctor gar nit aus dem Seſſel raus laßt. Da klappert er aber und raſſelt, daß Alles kracht im ganzen Haus. Jch darf gar nit in’s Zimmerl nein, wo er logirt, und aushungern muß’n der Doctor auch; denn ich hab noch kein’ Bißen Eſſen zu ihm hin- eintragen. Nicht einmal eine Fleiſchbrüh darf ihm die Köchin geben. So was hab ich noch nit er- lebt. Und mit mein’ Herrn iſt’s auch vorbei, ſeit er ſo berühmt geworden, weil er alle Leut kurirt und wenn ſ’ ſchon halbtodt ſind. Er reißt ſ’ raus, daß ſ’ wieder kerngſund werd’n. Den macht noch der Hochmuth zum Narren. (Es erhebt ſich ein Sturm.) Oho! das auch noch! Die Gwitter kann ich ſo nit leiden; denn das Einſchlagen fürcht’ ich ungeheuer. 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861/69
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861/69>, abgerufen am 22.12.2024.