Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861.

Bild:
<< vorherige Seite
Verwandlung.

Prachtvolles Gemach im Hause des Herrn von
Steinreich.

Steinreich, auf einem Armsessel sitzend. Vor ihm ein Tisch mit
vielen Papieren darauf. Neben ihm steht Sekretär Schreiber.
Steinreich.
Aber heute werden Sie wieder gar nicht fertig
mit Jhrem Vortrag und ich bin so leidend.
Schreiber.
Jch bedaure, Herr Baron; allein es liegt Jhnen
ja selbst daran, daß Jhre Geschäfte täglich Vor-
mittags erledigt werden. Hier ist noch die Ein-
gabe des armen Taglöhners mit Weib und sechs
Kindern; er bittet um Nachlaß der Schuld oder
Termin zur Rückzahlung.
Steinreich.
Ei was! er soll zahlen; die Auspfändung soll
ihren Lauf nehmen. Jch kann nicht Alles ver-
schenken. Soll ich selbst zum Bettelmann werden.
O weh! was leid ich wieder. Mein Herz, mein
Herz!
Schreiber.
Bedaure -- aber bedenken, Herr Baron, der
Verwandlung.

Prachtvolles Gemach im Hauſe des Herrn von
Steinreich.

Steinreich, auf einem Armſeſſel ſitzend. Vor ihm ein Tiſch mit
vielen Papieren darauf. Neben ihm ſteht Sekretär Schreiber.
Steinreich.
Aber heute werden Sie wieder gar nicht fertig
mit Jhrem Vortrag und ich bin ſo leidend.
Schreiber.
Jch bedaure, Herr Baron; allein es liegt Jhnen
ja ſelbſt daran, daß Jhre Geſchäfte täglich Vor-
mittags erledigt werden. Hier iſt noch die Ein-
gabe des armen Taglöhners mit Weib und ſechs
Kindern; er bittet um Nachlaß der Schuld oder
Termin zur Rückzahlung.
Steinreich.
Ei was! er ſoll zahlen; die Auspfändung ſoll
ihren Lauf nehmen. Jch kann nicht Alles ver-
ſchenken. Soll ich ſelbſt zum Bettelmann werden.
O weh! was leid ich wieder. Mein Herz, mein
Herz!
Schreiber.
Bedaure — aber bedenken, Herr Baron, der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0032" n="12"/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b">Verwandlung.</hi> </head><lb/>
            <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#g">Prachtvolles Gemach im Hau&#x017F;e des Herrn von<lb/>
Steinreich.</hi> </hi> </p><lb/>
            <stage> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Steinreich,</hi> auf einem Arm&#x017F;e&#x017F;&#x017F;el &#x017F;itzend. Vor ihm ein Ti&#x017F;ch mit<lb/>
vielen Papieren darauf. Neben ihm &#x017F;teht Sekretär <hi rendition="#g">Schreiber.</hi></hi> </stage><lb/>
            <sp who="#STEIN">
              <speaker> <hi rendition="#c">Steinreich.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Aber heute werden Sie wieder gar nicht fertig<lb/>
mit Jhrem Vortrag und ich bin &#x017F;o leidend.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#SCHR">
              <speaker> <hi rendition="#c">Schreiber.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Jch bedaure, Herr Baron; allein es liegt Jhnen<lb/>
ja &#x017F;elb&#x017F;t daran, daß Jhre Ge&#x017F;chäfte täglich Vor-<lb/>
mittags erledigt werden. Hier i&#x017F;t noch die Ein-<lb/>
gabe des armen Taglöhners mit Weib und &#x017F;echs<lb/>
Kindern; er bittet um Nachlaß der Schuld oder<lb/>
Termin zur Rückzahlung.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#STEIN">
              <speaker> <hi rendition="#c">Steinreich.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Ei was! er &#x017F;oll zahlen; die Auspfändung &#x017F;oll<lb/>
ihren Lauf nehmen. Jch kann nicht Alles ver-<lb/>
&#x017F;chenken. Soll ich &#x017F;elb&#x017F;t zum Bettelmann werden.<lb/>
O weh! was leid ich wieder. Mein Herz, mein<lb/>
Herz!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#SCHR">
              <speaker> <hi rendition="#c">Schreiber.</hi> </speaker><lb/>
              <p>Bedaure &#x2014; aber bedenken, Herr Baron, der<lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12/0032] Verwandlung. Prachtvolles Gemach im Hauſe des Herrn von Steinreich. Steinreich, auf einem Armſeſſel ſitzend. Vor ihm ein Tiſch mit vielen Papieren darauf. Neben ihm ſteht Sekretär Schreiber. Steinreich. Aber heute werden Sie wieder gar nicht fertig mit Jhrem Vortrag und ich bin ſo leidend. Schreiber. Jch bedaure, Herr Baron; allein es liegt Jhnen ja ſelbſt daran, daß Jhre Geſchäfte täglich Vor- mittags erledigt werden. Hier iſt noch die Ein- gabe des armen Taglöhners mit Weib und ſechs Kindern; er bittet um Nachlaß der Schuld oder Termin zur Rückzahlung. Steinreich. Ei was! er ſoll zahlen; die Auspfändung ſoll ihren Lauf nehmen. Jch kann nicht Alles ver- ſchenken. Soll ich ſelbſt zum Bettelmann werden. O weh! was leid ich wieder. Mein Herz, mein Herz! Schreiber. Bedaure — aber bedenken, Herr Baron, der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861/32
Zitationshilfe: Pocci, Franz von: Lustiges Komödienbüchlein. Bd. 2. München, 1861, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pocci_komoedienbuechlein02_1861/32>, abgerufen am 22.12.2024.