Das war zu rund, und der Kerl zählte nicht darauf, daß ihm jemand anderst als mit dem Maul Antwort geben würde. Zu seinem Un- glük war einer da, der das that, und ihn an Maul und Nase blutend zur Stube hinaus und die Treppen hinabschikte. -- Das Hagelwet- ter hat ihm den Hals gebrochen, es dorfte ihm niemand das Wort reden, und auch die Armen sagten: wenn er schon auch ein Wort hätte re- den wollen, wenn er nur nicht mit dem Hagel- wetter gekommen wäre.
§. 80. Allerley Narrenlohn.
Im Grund aber hatte ihm der Kienast seinen Bärentazen nichts weniger als um deswil- len vors Maul geschlagen, sondern sicher nur vor Aergerniß, daß die Armen alle Tage mehr das Maul brauchen dörfen.
Auch zeigte das Lachen der Dikbäuchen aller, da das Blut ihm also zu Maul und Nase her- ausschoß, daß sie dabey an etwas ganz anders denken, als an sein Hagelwetter.
Sie gewannen zwar nichts dabey. Alle Samstag rühmten mehrere Leuth wie es fast in allen armen Häusern so viel besser gehe. Doch thut so etwas auch dergleichen Leuthen für den Augenblik wohl.
Das war zu rund, und der Kerl zaͤhlte nicht darauf, daß ihm jemand anderſt als mit dem Maul Antwort geben wuͤrde. Zu ſeinem Un- gluͤk war einer da, der das that, und ihn an Maul und Naſe blutend zur Stube hinaus und die Treppen hinabſchikte. — Das Hagelwet- ter hat ihm den Hals gebrochen, es dorfte ihm niemand das Wort reden, und auch die Armen ſagten: wenn er ſchon auch ein Wort haͤtte re- den wollen, wenn er nur nicht mit dem Hagel- wetter gekommen waͤre.
§. 80. Allerley Narrenlohn.
Im Grund aber hatte ihm der Kienaſt ſeinen Baͤrentazen nichts weniger als um deswil- len vors Maul geſchlagen, ſondern ſicher nur vor Aergerniß, daß die Armen alle Tage mehr das Maul brauchen doͤrfen.
Auch zeigte das Lachen der Dikbaͤuchen aller, da das Blut ihm alſo zu Maul und Naſe her- ausſchoß, daß ſie dabey an etwas ganz anders denken, als an ſein Hagelwetter.
Sie gewannen zwar nichts dabey. Alle Samſtag ruͤhmten mehrere Leuth wie es faſt in allen armen Haͤuſern ſo viel beſſer gehe. Doch thut ſo etwas auch dergleichen Leuthen fuͤr den Augenblik wohl.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0399"n="377"/><p>Das war zu rund, und der Kerl zaͤhlte nicht<lb/>
darauf, daß ihm jemand anderſt als mit dem<lb/>
Maul Antwort geben wuͤrde. Zu ſeinem Un-<lb/>
gluͤk war einer da, der das that, und ihn an<lb/>
Maul und Naſe blutend zur Stube hinaus und<lb/>
die Treppen hinabſchikte. — Das Hagelwet-<lb/>
ter hat ihm den Hals gebrochen, es dorfte ihm<lb/>
niemand das Wort reden, und auch die Armen<lb/>ſagten: wenn er ſchon auch ein Wort haͤtte re-<lb/>
den wollen, wenn er nur nicht mit dem Hagel-<lb/>
wetter gekommen waͤre.</p></div><lb/><divn="1"><head>§. 80.<lb/>
Allerley Narrenlohn.</head><lb/><p><hirendition="#in">I</hi>m Grund aber hatte ihm der Kienaſt ſeinen<lb/>
Baͤrentazen nichts weniger als um deswil-<lb/>
len vors Maul geſchlagen, ſondern ſicher nur<lb/>
vor Aergerniß, daß die Armen alle Tage mehr<lb/>
das Maul brauchen doͤrfen.</p><lb/><p>Auch zeigte das Lachen der Dikbaͤuchen aller,<lb/>
da das Blut ihm alſo zu Maul und Naſe her-<lb/>
ausſchoß, daß ſie dabey an etwas ganz anders<lb/>
denken, als an ſein Hagelwetter.</p><lb/><p>Sie gewannen zwar nichts dabey. Alle<lb/>
Samſtag ruͤhmten mehrere Leuth wie es faſt in<lb/>
allen armen Haͤuſern ſo viel beſſer gehe. Doch<lb/>
thut ſo etwas auch dergleichen Leuthen fuͤr den<lb/>
Augenblik wohl.</p><lb/></div></body></text></TEI>
[377/0399]
Das war zu rund, und der Kerl zaͤhlte nicht
darauf, daß ihm jemand anderſt als mit dem
Maul Antwort geben wuͤrde. Zu ſeinem Un-
gluͤk war einer da, der das that, und ihn an
Maul und Naſe blutend zur Stube hinaus und
die Treppen hinabſchikte. — Das Hagelwet-
ter hat ihm den Hals gebrochen, es dorfte ihm
niemand das Wort reden, und auch die Armen
ſagten: wenn er ſchon auch ein Wort haͤtte re-
den wollen, wenn er nur nicht mit dem Hagel-
wetter gekommen waͤre.
§. 80.
Allerley Narrenlohn.
Im Grund aber hatte ihm der Kienaſt ſeinen
Baͤrentazen nichts weniger als um deswil-
len vors Maul geſchlagen, ſondern ſicher nur
vor Aergerniß, daß die Armen alle Tage mehr
das Maul brauchen doͤrfen.
Auch zeigte das Lachen der Dikbaͤuchen aller,
da das Blut ihm alſo zu Maul und Naſe her-
ausſchoß, daß ſie dabey an etwas ganz anders
denken, als an ſein Hagelwetter.
Sie gewannen zwar nichts dabey. Alle
Samſtag ruͤhmten mehrere Leuth wie es faſt in
allen armen Haͤuſern ſo viel beſſer gehe. Doch
thut ſo etwas auch dergleichen Leuthen fuͤr den
Augenblik wohl.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/399>, abgerufen am 21.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.