Nach einer Weile sagte der Meyer wieder; wenn ich's völlig überlege so dünkt mich ihr kommet mit allem was ihr thun könnet, doch nicht zu euerem Zwek wenn ihr nicht den Kerl, den man Schulmeister heißt, fortja- get, und entweder keine Schul, oder eine ganz neue Einrichtung darinn machet; Se- het Junker! es hat sich sint 50 Jahren so alles bey uns geändert, daß die alte Schul- ordnung gar nicht mehr auf die Leuthe, und auf das was sie werden müssen, paßt.
Vor altem war alles gar einfältiger, und es mußte Niemand bey etwas anderm als bey'm Feldbau sein Brod suchen. Bey die- sem Leben brauchten die Menschen gar viel weniger geschulet zu seyn -- der Baur hat im Stall, im Tenn, im Holz und Feld, sei- ne eigentliche Schul, und findet wo er geht und steht, so viel zu thun und zu lehrnen, daß er so zu reden ohne alle Schul das recht werden kann, was er werden muß -- Aber mit den Baumwollenspinner-Kindern, und mit allen Leuthen die ihr Brod bey sizen- der oder einförmiger Arbeit verdienen müs- sen, ist es ganz anderst. Sie sind, wie ich es einmal finde, völlig in den gleichen Um- ständen wo die gemeinen Stadtleuthe, die
Schul-Ordnung und Bauren-Kuͤchlein.
Nach einer Weile ſagte der Meyer wieder; wenn ich’s voͤllig uͤberlege ſo duͤnkt mich ihr kommet mit allem was ihr thun koͤnnet, doch nicht zu euerem Zwek wenn ihr nicht den Kerl, den man Schulmeiſter heißt, fortja- get, und entweder keine Schul, oder eine ganz neue Einrichtung darinn machet; Se- het Junker! es hat ſich ſint 50 Jahren ſo alles bey uns geaͤndert, daß die alte Schul- ordnung gar nicht mehr auf die Leuthe, und auf das was ſie werden muͤſſen, paßt.
Vor altem war alles gar einfaͤltiger, und es mußte Niemand bey etwas anderm als bey’m Feldbau ſein Brod ſuchen. Bey die- ſem Leben brauchten die Menſchen gar viel weniger geſchulet zu ſeyn — der Baur hat im Stall, im Tenn, im Holz und Feld, ſei- ne eigentliche Schul, und findet wo er geht und ſteht, ſo viel zu thun und zu lehrnen, daß er ſo zu reden ohne alle Schul das recht werden kann, was er werden muß — Aber mit den Baumwollenſpinner-Kindern, und mit allen Leuthen die ihr Brod bey ſizen- der oder einfoͤrmiger Arbeit verdienen muͤſ- ſen, iſt es ganz anderſt. Sie ſind, wie ich es einmal finde, voͤllig in den gleichen Um- ſtaͤnden wo die gemeinen Stadtleuthe, die
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Schul-Ordnung und Bauren-Kuͤchlein.
Nach einer Weile ſagte der Meyer wieder;
wenn ich’s voͤllig uͤberlege ſo duͤnkt mich ihr
kommet mit allem was ihr thun koͤnnet, doch
nicht zu euerem Zwek wenn ihr nicht den
Kerl, den man Schulmeiſter heißt, fortja-
get, und entweder keine Schul, oder eine
ganz neue Einrichtung darinn machet; Se-
het Junker! es hat ſich ſint 50 Jahren ſo
alles bey uns geaͤndert, daß die alte Schul-
ordnung gar nicht mehr auf die Leuthe, und
auf das was ſie werden muͤſſen, paßt.
Vor altem war alles gar einfaͤltiger, und
es mußte Niemand bey etwas anderm als
bey’m Feldbau ſein Brod ſuchen. Bey die-
ſem Leben brauchten die Menſchen gar viel
weniger geſchulet zu ſeyn — der Baur hat
im Stall, im Tenn, im Holz und Feld, ſei-
ne eigentliche Schul, und findet wo er geht
und ſteht, ſo viel zu thun und zu lehrnen,
daß er ſo zu reden ohne alle Schul das recht
werden kann, was er werden muß —
Aber mit den Baumwollenſpinner-Kindern,
und mit allen Leuthen die ihr Brod bey ſizen-
der oder einfoͤrmiger Arbeit verdienen muͤſ-
ſen, iſt es ganz anderſt. Sie ſind, wie ich
es einmal finde, voͤllig in den gleichen Um-
ſtaͤnden wo die gemeinen Stadtleuthe, die
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/34>, abgerufen am 21.12.2024.
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