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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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alle Jahr, etwa im Frühling einmal und im
Herbst einmal, mit ihrem Bauren G'schirr
zu euch in's Schloß kommen, und sie euere
Pündten und Garten umgraben, und darein
sezen, steken und austhun liesset, was nöthig:
ihr könntet sie damit und mit einem dozend
Brod und ein paar Zübern Milch für das
ganze Jahr, für das Landwesen, wie sie es
treiben müssen, eifrig machen.

Es nahm den Junker so ein, was diese Leu-
the sagten; daß er beyde bey der Hand nahm
und ihnen sagte: ich kann euch nicht genug
sagen wie ich euch danke daß ihr mir so den
Weg zeiget, wie ich eueren Dorfleuthen in
Haus und Feld auf eine rechte Art die Hand
bieten kann.

Das freute die Leuthe, daß sie nicht wuß-
ten was sie sagen wollten, und es gieng
wohl ein Vater Unser lang, ehe sie ihm sag-
ten: wenn sie nur etwas wüßten und könn-
ten, das ihm diente, so hätten sie keine grös-
sere Freude als es nicht nur zu sagen, son-
dern auch zu thun.

Die Zeit über da sie nichts sagten, sahen
sie ihn unverwandt an, und das so innig
vergnügt wie nur ein herzlich dankbahres
Kind seinen Vater ansiehet, wenn es ihm
die gröste Wohlthat erwiesen.


alle Jahr, etwa im Fruͤhling einmal und im
Herbſt einmal, mit ihrem Bauren G’ſchirr
zu euch in’s Schloß kommen, und ſie euere
Puͤndten und Garten umgraben, und darein
ſezen, ſteken und austhun lieſſet, was noͤthig:
ihr koͤnntet ſie damit und mit einem dozend
Brod und ein paar Zuͤbern Milch fuͤr das
ganze Jahr, fuͤr das Landweſen, wie ſie es
treiben muͤſſen, eifrig machen.

Es nahm den Junker ſo ein, was dieſe Leu-
the ſagten; daß er beyde bey der Hand nahm
und ihnen ſagte: ich kann euch nicht genug
ſagen wie ich euch danke daß ihr mir ſo den
Weg zeiget, wie ich eueren Dorfleuthen in
Haus und Feld auf eine rechte Art die Hand
bieten kann.

Das freute die Leuthe, daß ſie nicht wuß-
ten was ſie ſagen wollten, und es gieng
wohl ein Vater Unſer lang, ehe ſie ihm ſag-
ten: wenn ſie nur etwas wuͤßten und koͤnn-
ten, das ihm diente, ſo haͤtten ſie keine groͤſ-
ſere Freude als es nicht nur zu ſagen, ſon-
dern auch zu thun.

Die Zeit uͤber da ſie nichts ſagten, ſahen
ſie ihn unverwandt an, und das ſo innig
vergnuͤgt wie nur ein herzlich dankbahres
Kind ſeinen Vater anſiehet, wenn es ihm
die groͤſte Wohlthat erwieſen.


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[11/0033] alle Jahr, etwa im Fruͤhling einmal und im Herbſt einmal, mit ihrem Bauren G’ſchirr zu euch in’s Schloß kommen, und ſie euere Puͤndten und Garten umgraben, und darein ſezen, ſteken und austhun lieſſet, was noͤthig: ihr koͤnntet ſie damit und mit einem dozend Brod und ein paar Zuͤbern Milch fuͤr das ganze Jahr, fuͤr das Landweſen, wie ſie es treiben muͤſſen, eifrig machen. Es nahm den Junker ſo ein, was dieſe Leu- the ſagten; daß er beyde bey der Hand nahm und ihnen ſagte: ich kann euch nicht genug ſagen wie ich euch danke daß ihr mir ſo den Weg zeiget, wie ich eueren Dorfleuthen in Haus und Feld auf eine rechte Art die Hand bieten kann. Das freute die Leuthe, daß ſie nicht wuß- ten was ſie ſagen wollten, und es gieng wohl ein Vater Unſer lang, ehe ſie ihm ſag- ten: wenn ſie nur etwas wuͤßten und koͤnn- ten, das ihm diente, ſo haͤtten ſie keine groͤſ- ſere Freude als es nicht nur zu ſagen, ſon- dern auch zu thun. Die Zeit uͤber da ſie nichts ſagten, ſahen ſie ihn unverwandt an, und das ſo innig vergnuͤgt wie nur ein herzlich dankbahres Kind ſeinen Vater anſiehet, wenn es ihm die groͤſte Wohlthat erwieſen.

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/33>, abgerufen am 20.04.2024.