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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785.

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Aber können wir dann auch Honig daraus
essen, sagte das Liselj? --

Ja freylich, können wir Honig daraus essen,
sagte das Nännlj und der Rudelj. --

Und der Vater, ich hoff es zum lieben Gott,
der Großmutter Abscheid dünk' euch besser als
Honig, und alles was ihr essen könnet. --

Ja Vater, sagte der Rudelj, sie ist jezt im
Himmel, und dann ist das wie Himmelbrod.

So redten sie bey ihrer Erdapfelsuppe, und
da sie ausgeessen, gieng dann der Rudj zum
Baumwollen-Mareylj, und entlehnte bey ihm
Dinten, Federn und einen Bogen Papier.

§. 27.
Das erste Hinderniß des Wohlstands
und der bessern Erziehung der armen
Kinder, -- ihre eigne Mütter -- oder
schlechte Weiber.

Er traf seine Stube voll Spinnerkinder an,
die bey ihm abredeten, morn zu Mittag
alle mit einander in einem Zug zum Junker
ins Pfarrhaus zu gehen, und ihm zu danken,
für den Sparhafen, und die zehndfreye Aeker,
wozu er ihnen verhelfen wolle.

Ehe sie zu ihm kamen, hatten die meisten
noch einen Kampf mit ihren Müttern darüber,

J 3

Aber koͤnnen wir dann auch Honig daraus
eſſen, ſagte das Liſelj? —

Ja freylich, koͤnnen wir Honig daraus eſſen,
ſagte das Naͤnnlj und der Rudelj. —

Und der Vater, ich hoff es zum lieben Gott,
der Großmutter Abſcheid duͤnk’ euch beſſer als
Honig, und alles was ihr eſſen koͤnnet. —

Ja Vater, ſagte der Rudelj, ſie iſt jezt im
Himmel, und dann iſt das wie Himmelbrod.

So redten ſie bey ihrer Erdapfelſuppe, und
da ſie ausgeeſſen, gieng dann der Rudj zum
Baumwollen-Mareylj, und entlehnte bey ihm
Dinten, Federn und einen Bogen Papier.

§. 27.
Das erſte Hinderniß des Wohlſtands
und der beſſern Erziehung der armen
Kinder, — ihre eigne Muͤtter — oder
ſchlechte Weiber.

Er traf ſeine Stube voll Spinnerkinder an,
die bey ihm abredeten, morn zu Mittag
alle mit einander in einem Zug zum Junker
ins Pfarrhaus zu gehen, und ihm zu danken,
fuͤr den Sparhafen, und die zehndfreye Aeker,
wozu er ihnen verhelfen wolle.

Ehe ſie zu ihm kamen, hatten die meiſten
noch einen Kampf mit ihren Muͤttern daruͤber,

J 3
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[133/0155] Aber koͤnnen wir dann auch Honig daraus eſſen, ſagte das Liſelj? — Ja freylich, koͤnnen wir Honig daraus eſſen, ſagte das Naͤnnlj und der Rudelj. — Und der Vater, ich hoff es zum lieben Gott, der Großmutter Abſcheid duͤnk’ euch beſſer als Honig, und alles was ihr eſſen koͤnnet. — Ja Vater, ſagte der Rudelj, ſie iſt jezt im Himmel, und dann iſt das wie Himmelbrod. So redten ſie bey ihrer Erdapfelſuppe, und da ſie ausgeeſſen, gieng dann der Rudj zum Baumwollen-Mareylj, und entlehnte bey ihm Dinten, Federn und einen Bogen Papier. §. 27. Das erſte Hinderniß des Wohlſtands und der beſſern Erziehung der armen Kinder, — ihre eigne Muͤtter — oder ſchlechte Weiber. Er traf ſeine Stube voll Spinnerkinder an, die bey ihm abredeten, morn zu Mittag alle mit einander in einem Zug zum Junker ins Pfarrhaus zu gehen, und ihm zu danken, fuͤr den Sparhafen, und die zehndfreye Aeker, wozu er ihnen verhelfen wolle. Ehe ſie zu ihm kamen, hatten die meiſten noch einen Kampf mit ihren Muͤttern daruͤber, J 3

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/155>, abgerufen am 21.11.2024.