Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.Beicht-Pfennig. Beichte sowohl bey denen Pfaffen als denen Beichtenden ingrösseres Ansehen käme so ist solche mit Pfennigen und Gel- de feste gesetzet und unterstützet worden. Der Papst sahe zum voraus, dieser Gewinst würde die Pfaffen anreitzen, daß sie desto fleißiger wären, ihre Zuhörer zu solcher Beichte an- zumahnen; es ist auch kein Zweiffel, daß die Leute sich gerne dabey eingestellet, weil sie mit der Lehre eingenommen wa- ren, man könte mit Geld die Sünden erkauffen, wie Tezel bey seinem Ablaß-Kram ausgeruffen: So bald das Geld im Kasten klinget, Jch lasse dieses dahin gestellet seyn. So viel ist inzwischen §. XXVI. Da man nun auch bey uns mit der pri- vat- c) Dieses ist von mir in dem Tractat de Simoniae crimine Sect. I.Meine Mei-
nung. weitläufftig gezeiget worden. Daß Innocentius so gleich ange- ordnet, man solte nach erlangter absolution einen recompens ge- ben, glaube ich auch daher nicht, weil in seiner Verordnung von der Beichte, nichts davon anzutreffen. Der Papst hat sonst alles, wie es solte gehalten werden, gar weitläufftig anbefohlen. Er hat geordnet, wie sich der Beicht-Vater und die Beicht-Kin- der verhalten solten. Wäre seine Meinung dahin gegangen, daß die Clerisey von solcher Handlung einen Gewinst ziehen solte, so würde er es Zweiffels ohne gemeldet haben. Also kan ich Müllern nicht beypflichten. Vielmehr halte ich dafür, daß ei- nige aus generosität und Erkänntlichkeit denen Pfaffen etwas gegeben. Diesem Exempel sind nachmahls andere gefolget. a) Un- Beicht-Pfennig. Beichte ſowohl bey denen Pfaffen als denen Beichtenden ingroͤſſeres Anſehen kaͤme ſo iſt ſolche mit Pfennigen und Gel- de feſte geſetzet und unterſtuͤtzet worden. Der Papſt ſahe zum voraus, dieſer Gewinſt wuͤrde die Pfaffen anreitzen, daß ſie deſto fleißiger waͤren, ihre Zuhoͤrer zu ſolcher Beichte an- zumahnen; es iſt auch kein Zweiffel, daß die Leute ſich gerne dabey eingeſtellet, weil ſie mit der Lehre eingenommen wa- ren, man koͤnte mit Geld die Suͤnden erkauffen, wie Tezel bey ſeinem Ablaß-Kram ausgeruffen: So bald das Geld im Kaſten klinget, Jch laſſe dieſes dahin geſtellet ſeyn. So viel iſt inzwiſchen §. XXVI. Da man nun auch bey uns mit der pri- vat- c) Dieſes iſt von mir in dem Tractat de Simoniæ crimine Sect. I.Meine Mei-
nung. weitlaͤufftig gezeiget worden. Daß Innocentius ſo gleich ange- ordnet, man ſolte nach erlangter abſolution einen recompens ge- ben, glaube ich auch daher nicht, weil in ſeiner Verordnung von der Beichte, nichts davon anzutreffen. Der Papſt hat ſonſt alles, wie es ſolte gehalten werden, gar weitlaͤufftig anbefohlen. Er hat geordnet, wie ſich der Beicht-Vater und die Beicht-Kin- der verhalten ſolten. Waͤre ſeine Meinung dahin gegangen, daß die Cleriſey von ſolcher Handlung einen Gewinſt ziehen ſolte, ſo wuͤrde er es Zweiffels ohne gemeldet haben. Alſo kan ich Muͤllern nicht beypflichten. Vielmehr halte ich dafuͤr, daß ei- nige aus generoſitaͤt und Erkaͤnntlichkeit denen Pfaffen etwas gegeben. Dieſem Exempel ſind nachmahls andere gefolget. a) Un- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p> <pb facs="#f0306" n="287"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Beicht-Pfennig.</hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">Beichte ſowohl bey denen Pfaffen als denen Beichtenden in<lb/> groͤſſeres Anſehen kaͤme ſo iſt ſolche mit Pfennigen und Gel-<lb/> de feſte geſetzet und unterſtuͤtzet worden. Der Papſt ſahe<lb/> zum voraus, dieſer Gewinſt wuͤrde die Pfaffen anreitzen, daß<lb/> ſie deſto fleißiger waͤren, ihre Zuhoͤrer zu ſolcher Beichte an-<lb/> zumahnen; es iſt auch kein Zweiffel, daß die Leute ſich gerne<lb/> dabey eingeſtellet, weil ſie mit der Lehre eingenommen wa-<lb/> ren, man koͤnte mit Geld die Suͤnden erkauffen, wie Tezel<lb/> bey ſeinem Ablaß-Kram ausgeruffen:</hi> </p><lb/> <cit> <quote> <hi rendition="#fr">So bald das Geld im Kaſten klinget,<lb/> So bald ſich die Seel im Himmel ſchwinget.</hi> </quote> </cit><lb/> <p>Jch laſſe dieſes dahin geſtellet ſeyn. So viel iſt inzwiſchen<lb/> gewiß/ daß die <hi rendition="#aq">Canones</hi> Verordnung gethan/ man ſolte<lb/> nichts vor die heiligen Handlungen fordern/ wenn aber<lb/> jemand <hi rendition="#fr">freywillig</hi> etwas geben wolte/ ſolches ſolte<lb/> anzunehmen erlaubet ſeyn <note place="foot" n="c)">Dieſes iſt von mir in dem <hi rendition="#aq">Tractat <hi rendition="#i">de Simoniæ crimine Sect. I.</hi></hi><note place="right">Meine Mei-<lb/> nung.</note><lb/> weitlaͤufftig gezeiget worden. Daß <hi rendition="#aq">Innocentius</hi> ſo gleich ange-<lb/> ordnet, man ſolte nach erlangter <hi rendition="#aq">abſolution</hi> <hi rendition="#fr">einen</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">recompens</hi></hi> ge-<lb/> ben, glaube ich auch daher nicht, weil in ſeiner Verordnung von<lb/> der Beichte, nichts davon anzutreffen. Der Papſt hat ſonſt<lb/> alles, wie es ſolte gehalten werden, gar weitlaͤufftig anbefohlen.<lb/> Er hat geordnet, wie ſich der Beicht-Vater und die Beicht-Kin-<lb/> der verhalten ſolten. Waͤre ſeine Meinung dahin gegangen, daß<lb/> die <hi rendition="#aq">Cleri</hi>ſey von ſolcher Handlung einen Gewinſt ziehen ſolte,<lb/> ſo wuͤrde er es Zweiffels ohne gemeldet haben. Alſo kan ich<lb/> Muͤllern nicht beypflichten. Vielmehr halte ich dafuͤr, daß ei-<lb/> nige aus <hi rendition="#aq">generoſi</hi>taͤt und Erkaͤnntlichkeit denen Pfaffen<lb/> etwas gegeben. Dieſem Exempel ſind nachmahls andere<lb/> gefolget.<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">a)</hi> Un-</fw></note>. Alſo ſcheinet es/ daß viel-<lb/> mehr der Beicht-Pfennig freywillig von denen Zuhoͤrern<lb/> ſey entrichtet worden.</p> </div><lb/> <div n="3"> <head>§. <hi rendition="#aq">XXVI.</hi></head> <p>Da man nun auch bey uns mit der <hi rendition="#aq">pri-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">vat-</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [287/0306]
Beicht-Pfennig.
Beichte ſowohl bey denen Pfaffen als denen Beichtenden in
groͤſſeres Anſehen kaͤme ſo iſt ſolche mit Pfennigen und Gel-
de feſte geſetzet und unterſtuͤtzet worden. Der Papſt ſahe
zum voraus, dieſer Gewinſt wuͤrde die Pfaffen anreitzen, daß
ſie deſto fleißiger waͤren, ihre Zuhoͤrer zu ſolcher Beichte an-
zumahnen; es iſt auch kein Zweiffel, daß die Leute ſich gerne
dabey eingeſtellet, weil ſie mit der Lehre eingenommen wa-
ren, man koͤnte mit Geld die Suͤnden erkauffen, wie Tezel
bey ſeinem Ablaß-Kram ausgeruffen:
So bald das Geld im Kaſten klinget,
So bald ſich die Seel im Himmel ſchwinget.
Jch laſſe dieſes dahin geſtellet ſeyn. So viel iſt inzwiſchen
gewiß/ daß die Canones Verordnung gethan/ man ſolte
nichts vor die heiligen Handlungen fordern/ wenn aber
jemand freywillig etwas geben wolte/ ſolches ſolte
anzunehmen erlaubet ſeyn c). Alſo ſcheinet es/ daß viel-
mehr der Beicht-Pfennig freywillig von denen Zuhoͤrern
ſey entrichtet worden.
§. XXVI. Da man nun auch bey uns mit der pri-
vat-
c) Dieſes iſt von mir in dem Tractat de Simoniæ crimine Sect. I.
weitlaͤufftig gezeiget worden. Daß Innocentius ſo gleich ange-
ordnet, man ſolte nach erlangter abſolution einen recompens ge-
ben, glaube ich auch daher nicht, weil in ſeiner Verordnung von
der Beichte, nichts davon anzutreffen. Der Papſt hat ſonſt
alles, wie es ſolte gehalten werden, gar weitlaͤufftig anbefohlen.
Er hat geordnet, wie ſich der Beicht-Vater und die Beicht-Kin-
der verhalten ſolten. Waͤre ſeine Meinung dahin gegangen, daß
die Cleriſey von ſolcher Handlung einen Gewinſt ziehen ſolte,
ſo wuͤrde er es Zweiffels ohne gemeldet haben. Alſo kan ich
Muͤllern nicht beypflichten. Vielmehr halte ich dafuͤr, daß ei-
nige aus generoſitaͤt und Erkaͤnntlichkeit denen Pfaffen
etwas gegeben. Dieſem Exempel ſind nachmahls andere
gefolget.
a) Un-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |