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Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.

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II. Abth. III. Cap. Von dem
che Lente, wenn es ihnen belieblich gewesen etwas vor das Be-
gräbnüß ihrer Verwandten, oder vor Reichung der Sacra-
mente gegeben, so hat sich diese Güthigkeit in eine Schuldig-
keit verwandelt, biß endlich eingeführet worden, so viel zu
bezahlen, welches Gelegenheit zu Zancken gabe, die Layen wol-
ten vor die Reichung der Sacramente nichts bezahlen, weil
sie die Zehenden aus keiner andern, als dieser Ursache liefer-
ten. Die Geistlichen aber wolten ihren Dienst nicht verrich-
ten, wenn man ihnen dasjenige nicht geben würde, was ge-
bräuchlich wäre.
Der berühmte Jurist Petrus Mullerus
ist mit mir einerley Meinung/ daß der Anfang des Beicht-
Pfennigs vor Innocentii III. Zeiten nicht zu suchen. Er
stehet aber in denen Gedancken/ daß eben dieser Papst sol-
chen eingeführet. Jch halte dafür, saget er b)/ Der Beicht-
Pfennig sey mit der Ohrenbeichte eingeführet worden. Die-
se aber ist im Jahre 1213. aufkommen, und der Rirche von

Innocentio III. aufgedrungen worden. Damit aber diese

Beich-
ques ne voulant rien paier pour l' administration des sacremens,
parce qu' ils ne paioient les dismes, que pour cela; Et les Ec-
clesiastiques refusant de faire leurs fonctions, si l'on ne leur don-
noit, ce qu' ils pretendoient etre d' usage.
b) Müllers Mei-
nung von dem
Ursprung des
Beicht-Pfeu-
nigs.
In disp. de nummo confessionali. Ast existimamus nummum con-
fessionalem introductum fuisse cum confessione auriculari pon-
tificia. Haec vero instituta est anno Christi 1213. & ecclesiae ab
Innocentio III. obtrusa. Quo autem confessio talis majorem au-
toritatem tam apud sacrificulos, quam apud confitentes obtineret,
numis & pecunia tanquam firmo fulcro stabilita fuit. Praeuidit enim
Papa, lucrum hoc sacrificulos stimuiaturum, vt majori cura audito-
res hos ad talem confessionem allicerent; neque dubium est, ho-
mines haud inuitos accelerasse, quando tali doctrina a sacerdoti-
bus imbuti fuere, pecunia scilicet peccata simul redimi, prout
Tezelius in nundinis indulgentiarum exclamauit:

So bald das Geld im Kasten klinget,
So bald sich die Seel im Himmel schwinget.

c) Die-

II. Abth. III. Cap. Von dem
che Lente, wenn es ihnen belieblich geweſen etwas vor das Be-
graͤbnuͤß ihrer Verwandten, oder vor Reichung der Sacra-
mente gegeben, ſo hat ſich dieſe Guͤthigkeit in eine Schuldig-
keit verwandelt, biß endlich eingefuͤhret worden, ſo viel zu
bezahlen, welches Gelegenheit zu Zancken gabe, die Layen wol-
ten vor die Reichung der Sacramente nichts bezahlen, weil
ſie die Zehenden aus keiner andern, als dieſer Urſache liefer-
ten. Die Geiſtlichen aber wolten ihren Dienſt nicht verrich-
ten, wenn man ihnen dasjenige nicht geben wuͤrde, was ge-
braͤuchlich waͤre.
Der beruͤhmte Juriſt Petrus Mullerus
iſt mit mir einerley Meinung/ daß der Anfang des Beicht-
Pfennigs vor Innocentii III. Zeiten nicht zu ſuchen. Er
ſtehet aber in denen Gedancken/ daß eben dieſer Papſt ſol-
chen eingefuͤhret. Jch halte dafuͤr, ſaget er b)/ Der Beicht-
Pfennig ſey mit der Ohrenbeichte eingefuͤhret worden. Die-
ſe aber iſt im Jahre 1213. aufkommen, und der Rirche von

Innocentio III. aufgedrungen worden. Damit aber dieſe

Beich-
ques ne voulant rien païer pour l’ adminiſtration des ſacremens,
parce qu’ ils ne paioient les dismes, que pour cela; Et les Ec-
cleſiaſtiques refuſant de faire leurs fonctions, ſi l’on ne leur don-
noit, ce qu’ ils pretendoient être d’ uſage.
b) Muͤllers Mei-
nung von dem
Urſprung des
Beicht-Pfeu-
nigs.
In diſp. de nummo confesſionali. Aſt exiſtimamus nummum con-
fesſionalem introductum fuiſſe cum confesſione auriculari pon-
tificia. Hæc vero inſtituta eſt anno Chriſti 1213. & eccleſiæ ab
Innocentio III. obtruſa. Quo autem confesſio talis majorem au-
toritatem tam apud ſacrificulos, quam apud confitentes obtineret,
numis & pecunia tanquam firmo fulcro ſtabilita fuit. Præuidit enim
Papa, lucrum hoc ſacrificulos ſtimuiaturum, vt majori cura audito-
res hos ad talem confesſionem allicerent; neque dubium eſt, ho-
mines haud inuitos acceleraſſe, quando tali doctrina a ſacerdoti-
bus imbuti fuere, pecunia ſcilicet peccata ſimul redimi, prout
Tezelius in nundinis indulgentiarum exclamauit:

So bald das Geld im Kaſten klinget,
So bald ſich die Seel im Himmel ſchwinget.

c) Die-
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[286/0305] II. Abth. III. Cap. Von dem che Lente, wenn es ihnen belieblich geweſen etwas vor das Be- graͤbnuͤß ihrer Verwandten, oder vor Reichung der Sacra- mente gegeben, ſo hat ſich dieſe Guͤthigkeit in eine Schuldig- keit verwandelt, biß endlich eingefuͤhret worden, ſo viel zu bezahlen, welches Gelegenheit zu Zancken gabe, die Layen wol- ten vor die Reichung der Sacramente nichts bezahlen, weil ſie die Zehenden aus keiner andern, als dieſer Urſache liefer- ten. Die Geiſtlichen aber wolten ihren Dienſt nicht verrich- ten, wenn man ihnen dasjenige nicht geben wuͤrde, was ge- braͤuchlich waͤre. Der beruͤhmte Juriſt Petrus Mullerus iſt mit mir einerley Meinung/ daß der Anfang des Beicht- Pfennigs vor Innocentii III. Zeiten nicht zu ſuchen. Er ſtehet aber in denen Gedancken/ daß eben dieſer Papſt ſol- chen eingefuͤhret. Jch halte dafuͤr, ſaget er b)/ Der Beicht- Pfennig ſey mit der Ohrenbeichte eingefuͤhret worden. Die- ſe aber iſt im Jahre 1213. aufkommen, und der Rirche von Innocentio III. aufgedrungen worden. Damit aber dieſe Beich- (a) b) In diſp. de nummo confesſionali. Aſt exiſtimamus nummum con- fesſionalem introductum fuiſſe cum confesſione auriculari pon- tificia. Hæc vero inſtituta eſt anno Chriſti 1213. & eccleſiæ ab Innocentio III. obtruſa. Quo autem confesſio talis majorem au- toritatem tam apud ſacrificulos, quam apud confitentes obtineret, numis & pecunia tanquam firmo fulcro ſtabilita fuit. Præuidit enim Papa, lucrum hoc ſacrificulos ſtimuiaturum, vt majori cura audito- res hos ad talem confesſionem allicerent; neque dubium eſt, ho- mines haud inuitos acceleraſſe, quando tali doctrina a ſacerdoti- bus imbuti fuere, pecunia ſcilicet peccata ſimul redimi, prout Tezelius in nundinis indulgentiarum exclamauit: So bald das Geld im Kaſten klinget, So bald ſich die Seel im Himmel ſchwinget. c) Die- (a) ques ne voulant rien païer pour l’ adminiſtration des ſacremens, parce qu’ ils ne paioient les dismes, que pour cela; Et les Ec- cleſiaſtiques refuſant de faire leurs fonctions, ſi l’on ne leur don- noit, ce qu’ ils pretendoient être d’ uſage.

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Zitationshilfe: Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pertsch_recht_1721/305>, abgerufen am 12.05.2024.