Pertsch, Johann Georg: Das Recht Der Beicht-Stühle. Halle, 1721.II. Abth. III. Cap. Von dem Der Beicht-Pfennig ist kein unge- rechter Lohn.vat-Beichte den Beicht-Pfennig beybehalten/ so haben sich verschiedene gefunden/ welche diesen Recompens, aus mehr als einer Ursache verworffen haben a). Absonderlich hat man solchen als einen ungerechten Lohn ansehen wollen. Soll ich aber aufrichtig von der Sache urtheilen, so kan ich nicht anders sagen/ als daß hier nichts ungerechtes an- zutreffen sey. Mich düncket/ es lauffe auf eines hinaus/ ob man denen Kirchen-Dienern vor ihre Amts-Verrich- tungen etwas überhaupt, oder vor jegliche Verrichtungen insonderheit gebe. Jst dieses letztere etwas ungerechtes, so sind fürwahr die jährlichen Besoldungen auf eben solche Weise beschaffen. Denn man reichet ihnen dieselbe aus kei- ner andern Ursache/ als wegen ihrer Amts-Verrichtun- gen. Die Patres zu Agde haben solches gar wohl erkannt/ wie folgende Worte zeugen b): Alle Geistliche, die der Kirche treulich und wachsam dienen, sollen nach ihrem Verdienst be- soldet a) noch eine si- monie.Unter denen Fehlern die man bey dem Beicht-Pfennig wahr genommen, ist derjenige der vornehmste, daß solches Geschencke eine Art der simonie seyn soll. Welche aber also urtheilen, wis- sen gantz und gar nicht, was sie sagen, und worinnen das Laster der simonie bestehet. Sie raisonniren mit denen Papisten gantz verkehrt von geistlichen Dingen, und verrathen damit die Schwachheit ihres Verstandes. Jn meinem Tractat de crimi- ne simoniae habe ich ausführlich davon gehandelt, und den Beicht- Pfennig von diesem Laster befreyet, wohin ich mich beziehe, wie- wohl noch eines und das andere hier beybringen will. b) Denen Geistli-
chen gebühret Besoldung.Concil. Agathense c. 36. welchen Gratianus in c. 10. C. 1. q. 2. angeführet. Clerici omnes, qui ecclesiae tideliter vigilanterque deseruiunt, stipendia sanctis laboribus debita, secundum seruitii meritum, per ordinationem canonum a sacerdotibus conse- quantur. Die Patres haben Zweiffels ohne auf die alte Ge- wohnheit gesehen, da die Bischöffe und Aeltesten, was einge- kommen war, unter die übrige Priesterschafft ausgetheilet haben. a) Jn II. Abth. III. Cap. Von dem Der Beicht-Pfennig iſt kein unge- rechter Lohn.vat-Beichte den Beicht-Pfennig beybehalten/ ſo haben ſich verſchiedene gefunden/ welche dieſen Recompens, aus mehr als einer Urſache verworffen haben a). Abſonderlich hat man ſolchen als einen ungerechten Lohn anſehen wollen. Soll ich aber aufrichtig von der Sache urtheilen, ſo kan ich nicht anders ſagen/ als daß hier nichts ungerechtes an- zutreffen ſey. Mich duͤncket/ es lauffe auf eines hinaus/ ob man denen Kirchen-Dienern vor ihre Amts-Verrich- tungen etwas uͤberhaupt, oder vor jegliche Verrichtungen inſonderheit gebe. Jſt dieſes letztere etwas ungerechtes, ſo ſind fuͤrwahr die jaͤhrlichen Beſoldungen auf eben ſolche Weiſe beſchaffen. Denn man reichet ihnen dieſelbe aus kei- ner andern Urſache/ als wegen ihrer Amts-Verrichtun- gen. Die Patres zu Agde haben ſolches gar wohl erkannt/ wie folgende Worte zeugen b): Alle Geiſtliche, die der Kirche treulich und wachſam dienen, ſollen nach ihrem Verdienſt be- ſoldet a) noch eine ſi- monie.Unter denen Fehlern die man bey dem Beicht-Pfennig wahr genommen, iſt derjenige der vornehmſte, daß ſolches Geſchencke eine Art der ſimonie ſeyn ſoll. Welche aber alſo urtheilen, wiſ- ſen gantz und gar nicht, was ſie ſagen, und worinnen das Laſter der ſimonie beſtehet. Sie raiſonniren mit denen Papiſten gantz verkehrt von geiſtlichen Dingen, und verrathen damit die Schwachheit ihres Verſtandes. Jn meinem Tractat de crimi- ne ſimoniæ habe ich ausfuͤhrlich davon gehandelt, und den Beicht- Pfennig von dieſem Laſter befreyet, wohin ich mich beziehe, wie- wohl noch eines und das andere hier beybringen will. b) Denen Geiſtli-
chen gebuͤhret Beſoldung.Concil. Agathenſe c. 36. welchen Gratianus in c. 10. C. 1. q. 2. angefuͤhret. Clerici omnes, qui eccleſiæ tideliter vigilanterque deſeruiunt, ſtipendia ſanctis laboribus debita, ſecundum ſeruitii meritum, per ordinationem canonum a ſacerdotibus conſe- quantur. Die Patres haben Zweiffels ohne auf die alte Ge- wohnheit geſehen, da die Biſchoͤffe und Aelteſten, was einge- kommen war, unter die uͤbrige Prieſterſchafft ausgetheilet haben. a) Jn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0307" n="288"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Abth. <hi rendition="#aq">III.</hi> Cap. Von dem</hi></fw><lb/><note place="left">Der Beicht-<lb/> Pfennig iſt<lb/> kein unge-<lb/> rechter Lohn.</note><hi rendition="#aq">vat-</hi>Beichte den <hi rendition="#fr">Beicht-Pfennig</hi> beybehalten/ ſo haben ſich<lb/> verſchiedene gefunden/ welche dieſen <hi rendition="#aq">Recompens,</hi> aus mehr<lb/> als einer Urſache verworffen haben <note place="foot" n="a)"><note place="left">noch eine <hi rendition="#aq">ſi-<lb/> monie.</hi></note>Unter denen Fehlern die man bey dem Beicht-Pfennig wahr<lb/> genommen, iſt derjenige der vornehmſte, daß ſolches Geſchencke<lb/> eine <hi rendition="#fr">Art der</hi> <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">ſimonie</hi></hi> ſeyn ſoll. Welche aber alſo urtheilen, wiſ-<lb/> ſen gantz und gar nicht, was ſie ſagen, und worinnen das Laſter<lb/> der <hi rendition="#aq">ſimonie</hi> beſtehet. Sie <hi rendition="#aq">raiſonni</hi>ren mit denen Papiſten gantz<lb/> verkehrt von geiſtlichen Dingen, und verrathen damit die<lb/> Schwachheit ihres Verſtandes. Jn meinem <hi rendition="#aq">Tractat <hi rendition="#i">de crimi-<lb/> ne ſimoniæ</hi></hi> habe ich ausfuͤhrlich davon gehandelt, und den Beicht-<lb/> Pfennig von dieſem Laſter befreyet, wohin ich mich beziehe, wie-<lb/> wohl noch eines und das andere hier beybringen will.</note>. Abſonderlich hat<lb/> man ſolchen als einen <hi rendition="#fr">ungerechten Lohn</hi> anſehen wollen.<lb/> Soll ich aber aufrichtig von der Sache urtheilen, ſo kan<lb/> ich nicht anders ſagen/ als daß hier nichts <hi rendition="#fr">ungerechtes</hi> an-<lb/> zutreffen ſey. Mich duͤncket/ es lauffe auf eines hinaus/<lb/> ob man denen Kirchen-Dienern vor ihre Amts-Verrich-<lb/> tungen etwas <hi rendition="#fr">uͤberhaupt,</hi> oder vor jegliche Verrichtungen<lb/><hi rendition="#fr">inſonderheit</hi> gebe. Jſt dieſes letztere etwas <hi rendition="#fr">ungerechtes,</hi><lb/> ſo ſind fuͤrwahr die <hi rendition="#fr">jaͤhrlichen Beſoldungen</hi> auf eben ſolche<lb/> Weiſe beſchaffen. Denn man reichet ihnen dieſelbe aus kei-<lb/> ner andern Urſache/ als wegen ihrer Amts-Verrichtun-<lb/> gen. Die <hi rendition="#aq">Patres</hi> zu <hi rendition="#aq">Agde</hi> haben ſolches gar wohl erkannt/<lb/> wie folgende Worte zeugen <note place="foot" n="b)"><note place="left">Denen Geiſtli-<lb/> chen gebuͤhret<lb/> Beſoldung.</note><hi rendition="#aq">Concil. Agathenſe <hi rendition="#i">c. 36.</hi></hi> welchen <hi rendition="#aq">Gratianus <hi rendition="#i">in c. 10. C. 1. q. 2.</hi></hi><lb/> angefuͤhret. <hi rendition="#aq">Cl</hi>e<hi rendition="#aq">rici omnes, qui eccleſiæ tideliter vigilanterque<lb/> deſeruiunt, ſtipendia ſanctis laboribus debita, ſecundum ſeruitii<lb/> meritum, per ordinationem canonum a ſacerdotibus conſe-<lb/> quantur.</hi> Die <hi rendition="#aq">Patres</hi> haben Zweiffels ohne auf die alte Ge-<lb/> wohnheit geſehen, da die Biſchoͤffe und Aelteſten, was einge-<lb/> kommen war, unter die uͤbrige Prieſterſchafft ausgetheilet haben.<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">a)</hi> Jn</fw></note>: <hi rendition="#fr">Alle Geiſtliche, die der Kirche<lb/> treulich und wachſam dienen, ſollen nach ihrem Verdienſt be-</hi><lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ſoldet</hi></fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [288/0307]
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verſchiedene gefunden/ welche dieſen Recompens, aus mehr
als einer Urſache verworffen haben a). Abſonderlich hat
man ſolchen als einen ungerechten Lohn anſehen wollen.
Soll ich aber aufrichtig von der Sache urtheilen, ſo kan
ich nicht anders ſagen/ als daß hier nichts ungerechtes an-
zutreffen ſey. Mich duͤncket/ es lauffe auf eines hinaus/
ob man denen Kirchen-Dienern vor ihre Amts-Verrich-
tungen etwas uͤberhaupt, oder vor jegliche Verrichtungen
inſonderheit gebe. Jſt dieſes letztere etwas ungerechtes,
ſo ſind fuͤrwahr die jaͤhrlichen Beſoldungen auf eben ſolche
Weiſe beſchaffen. Denn man reichet ihnen dieſelbe aus kei-
ner andern Urſache/ als wegen ihrer Amts-Verrichtun-
gen. Die Patres zu Agde haben ſolches gar wohl erkannt/
wie folgende Worte zeugen b): Alle Geiſtliche, die der Kirche
treulich und wachſam dienen, ſollen nach ihrem Verdienſt be-
ſoldet
Der Beicht-
Pfennig iſt
kein unge-
rechter Lohn.
a) Unter denen Fehlern die man bey dem Beicht-Pfennig wahr
genommen, iſt derjenige der vornehmſte, daß ſolches Geſchencke
eine Art der ſimonie ſeyn ſoll. Welche aber alſo urtheilen, wiſ-
ſen gantz und gar nicht, was ſie ſagen, und worinnen das Laſter
der ſimonie beſtehet. Sie raiſonniren mit denen Papiſten gantz
verkehrt von geiſtlichen Dingen, und verrathen damit die
Schwachheit ihres Verſtandes. Jn meinem Tractat de crimi-
ne ſimoniæ habe ich ausfuͤhrlich davon gehandelt, und den Beicht-
Pfennig von dieſem Laſter befreyet, wohin ich mich beziehe, wie-
wohl noch eines und das andere hier beybringen will.
b) Concil. Agathenſe c. 36. welchen Gratianus in c. 10. C. 1. q. 2.
angefuͤhret. Clerici omnes, qui eccleſiæ tideliter vigilanterque
deſeruiunt, ſtipendia ſanctis laboribus debita, ſecundum ſeruitii
meritum, per ordinationem canonum a ſacerdotibus conſe-
quantur. Die Patres haben Zweiffels ohne auf die alte Ge-
wohnheit geſehen, da die Biſchoͤffe und Aelteſten, was einge-
kommen war, unter die uͤbrige Prieſterſchafft ausgetheilet haben.
a) Jn
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