Bona! Ich war Dir nie ernst genug, jetzt, dächt' ich, wär' ichs. Doch kann ich mich irren und ich bin vielleicht nur wund. Herzen und Glocken bekommen so leicht Sprünge bey starkem Bewegen. Wär ich nur mit meinem an Dei- nem schneeweißen Halse: es sollte bald heil seyn. Gräme Dich nicht voraus, ich habe nichts ver- loren, nicht einmal ein Stückchen Liebe, bloß ein paar Dummheiten. Nur der Mond, der mir beym Aufgang die Augen wässerte, steigt jetzt immer höher, und zieht mit Gewalt blut- warme Tropfen aus der Brust herauf, so zieh' er denn fort.
Ach Bona, ich weine! Denn ich habe dumm gefehlt; und Du sollst heute alles wissen. Nur wird es mir sauer, Dir das lange histori-
35. Summula. Theoda’s Brief an Bona.
Bona! Ich war Dir nie ernſt genug, jetzt, dächt’ ich, waͤr’ ichs. Doch kann ich mich irren und ich bin vielleicht nur wund. Herzen und Glocken bekommen ſo leicht Spruͤnge bey ſtarkem Bewegen. Waͤr ich nur mit meinem an Dei- nem ſchneeweißen Halſe: es ſollte bald heil ſeyn. Graͤme Dich nicht voraus, ich habe nichts ver- loren, nicht einmal ein Stuͤckchen Liebe, bloß ein paar Dummheiten. Nur der Mond, der mir beym Aufgang die Augen waͤſſerte, ſteigt jetzt immer hoͤher, und zieht mit Gewalt blut- warme Tropfen aus der Bruſt herauf, ſo zieh’ er denn fort.
Ach Bona, ich weine! Denn ich habe dumm gefehlt; und Du ſollſt heute alles wiſſen. Nur wird es mir ſauer, Dir das lange hiſtori-
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35. Summula.
Theoda’s Brief an Bona.
Bona! Ich war Dir nie ernſt genug, jetzt,
dächt’ ich, waͤr’ ichs. Doch kann ich mich irren
und ich bin vielleicht nur wund. Herzen und
Glocken bekommen ſo leicht Spruͤnge bey ſtarkem
Bewegen. Waͤr ich nur mit meinem an Dei-
nem ſchneeweißen Halſe: es ſollte bald heil ſeyn.
Graͤme Dich nicht voraus, ich habe nichts ver-
loren, nicht einmal ein Stuͤckchen Liebe, bloß
ein paar Dummheiten. Nur der Mond, der
mir beym Aufgang die Augen waͤſſerte, ſteigt
jetzt immer hoͤher, und zieht mit Gewalt blut-
warme Tropfen aus der Bruſt herauf, ſo zieh’
er denn fort.
Ach Bona, ich weine! Denn ich habe
dumm gefehlt; und Du ſollſt heute alles wiſſen.
Nur wird es mir ſauer, Dir das lange hiſtori-
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Jean Paul: D. Katzenbergers Badereise. Bd. 2. Heidelberg, 1809, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/paul_katzenberger02_1809/48>, abgerufen am 21.11.2024.
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