Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687.schöner und wolgezierter sie in ihren Sinn zu seyn scheinen. Die Kinder werden von den Eltern sehr geliebet/ sie waschen dieselbe/ so bald sie gebohren seyn/ in kalten Wasser ab/ und bestreichen sie also fort mit einiger Farbe/ dann sie meinen/ daß sie hiedurch die Hitze und Kälte desto gemächlicher sollen ertragen können. Die Männer üben sich meistentheils im Fischen/ Jagen und Streiten: Ihre Waffen seyn Pfeil und Bogen/ runde Schilde/ und höltzerne Degen. Die Weiber nehmen den Ackerbau und Haußhaltung in acht. Ihr Gottes- oder vielmehr Götzen-Dienst bestehet darinnen/ daß sie alles/ was sie etwa beschädigen könte/ anbeten/ fürnehmlich aber fürchten sie den Teufel / welchem sie das Blut und das Fett der wilden Thiere/ wie auch Toback auff einem steinernen Altar auffopffern/ und vermeinen ihn dadurch zum Freunde zu bekommen/ und von allen Schäden befreyet zu seyn. Von den Peruvianern- DIe alte Kleidung/ lebens- Art/ Regierung der Könige/ und übung des Gottes-Dienstes der Einwohner des Gold- und Silber- reichen Peru/ ist durch die strenge Regierung und Gold-Sucht der Hispanier viel verändert/ ja gar vernichtiget. Die Peruvianer giengen meistentheils nackend. Die Frauen trugen lange Röcke / welche sie mit breiten Bänden umb den Ober-Leib befästigten; Sie hatten auch ein Mäntelchen umb den Halß/ so vornen mit güldenen oder silbernen Häfften festgemacht wurde. Ehe und bevor dies Volck unter ein Haubt und Regiment gebracht wurde/ waren sie unsittsam/ wüst und unmenschlich von Geberden. Doch unter der Herrschafft ihree Könige haben sie gelernet Menschlicher und Höfflicher zu leben. Einem jeden wird so viel Landes/ umb Maiz anzunehmen/ ausgetheilet/ als er mit seinen Haußgesinde kan bearbeiten: Auch ist der Müssiggang und Faulentzen durch ein scharffes Gesetz verboten. Die Ehe wird auff folgende Weise vollzogen: Der König erkündiget alle Jahr oder umb das andere Jahr/ welche da Mannbahr seyn/ nehmlich/ die Mannspersonen von 24. und die Frauen-Personen von 18. Jahren. Darauff wird ein gewisser Tag angestellet/ da schöner und wolgezierter sie in ihren Sinn zu seyn scheinen. Die Kinder werden von den Eltern sehr geliebet/ sie waschen dieselbe/ so bald sie gebohren seyn/ in kalten Wasser ab/ uñ bestreichen sie also fort mit einiger Farbe/ dann sie meinen/ daß sie hiedurch die Hitze und Kälte desto gemächlicher sollen ertragen können. Die Männer üben sich meistentheils im Fischen/ Jagen und Streiten: Ihre Waffen seyn Pfeil und Bogen/ runde Schilde/ und höltzerne Degen. Die Weiber nehmen den Ackerbau und Haußhaltung in acht. Ihr Gottes- oder vielmehr Götzen-Dienst bestehet darinnen/ daß sie alles/ was sie etwa beschädigen könte/ anbeten/ fürnehmlich aber fürchten sie den Teufel / welchem sie das Blut und das Fett der wilden Thiere/ wie auch Toback auff einem steinernen Altar auffopffern/ und vermeinen ihn dadurch zum Freunde zu bekommen/ und von allen Schäden befreyet zu seyn. Von den Peruvianern- DIe alte Kleidung/ lebens- Art/ Regierung der Könige/ und übung des Gottes-Dienstes der Einwohner des Gold- und Silber- reichen Peru/ ist durch die strenge Regierung und Gold-Sucht der Hispanier viel verändert/ ja gar vernichtiget. Die Peruvianer giengen meistentheils nackend. Die Frauen trugen lange Röcke / welche sie mit breiten Bänden umb den Ober-Leib befästigten; Sie hatten auch ein Mäntelchen umb den Halß/ so vornen mit güldenen oder silbernen Häfften festgemacht wurde. Ehe und bevor dies Volck unter ein Haubt und Regiment gebracht wurde/ waren sie unsittsam/ wüst und unmenschlich von Geberden. Doch unter der Herrschafft ihree Könige haben sie gelernet Menschlicher und Höfflicher zu leben. Einem jeden wird so viel Landes/ umb Maiz anzunehmen/ ausgetheilet/ als er mit seinen Haußgesinde kan bearbeiten: Auch ist der Müssiggang und Faulentzen durch ein scharffes Gesetz verboten. Die Ehe wird auff folgende Weise vollzogen: Der König erkündiget alle Jahr oder umb das andere Jahr/ welche da Mannbahr seyn/ nehmlich/ die Mannspersonen von 24. und die Frauen-Personen von 18. Jahren. Darauff wird ein gewisser Tag angestellet/ da <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0064" n="52"/> schöner und wolgezierter sie in ihren Sinn zu seyn scheinen. Die Kinder werden von den Eltern sehr geliebet/ sie waschen dieselbe/ so bald sie gebohren seyn/ in kalten Wasser ab/ uñ bestreichen sie also fort mit einiger Farbe/ dann sie meinen/ daß sie hiedurch die Hitze und Kälte desto gemächlicher sollen ertragen können.</p> <p>Die Männer üben sich meistentheils im Fischen/ Jagen und Streiten: Ihre Waffen seyn Pfeil und Bogen/ runde Schilde/ und höltzerne Degen. Die Weiber nehmen den Ackerbau und Haußhaltung in acht.</p> <p>Ihr Gottes- oder vielmehr Götzen-Dienst bestehet darinnen/ daß sie alles/ was sie etwa beschädigen könte/ anbeten/ fürnehmlich aber fürchten sie den Teufel / welchem sie das Blut und das Fett der wilden Thiere/ wie auch Toback auff einem steinernen Altar auffopffern/ und vermeinen ihn dadurch zum Freunde zu bekommen/ und von allen Schäden befreyet zu seyn.</p> </div> <div> <head>Von den Peruvianern-</head> <p>DIe alte Kleidung/ lebens- Art/ Regierung der Könige/ und übung des Gottes-Dienstes der Einwohner des Gold- und Silber- reichen Peru/ ist durch die strenge Regierung und Gold-Sucht der Hispanier viel verändert/ ja gar vernichtiget.</p> <p>Die Peruvianer giengen meistentheils nackend. Die Frauen trugen lange Röcke / welche sie mit breiten Bänden umb den Ober-Leib befästigten; Sie hatten auch ein Mäntelchen umb den Halß/ so vornen mit güldenen oder silbernen Häfften festgemacht wurde.</p> <p>Ehe und bevor dies Volck unter ein Haubt und Regiment gebracht wurde/ waren sie unsittsam/ wüst und unmenschlich von Geberden. Doch unter der Herrschafft ihree Könige haben sie gelernet Menschlicher und Höfflicher zu leben.</p> <p>Einem jeden wird so viel Landes/ umb Maiz anzunehmen/ ausgetheilet/ als er mit seinen Haußgesinde kan bearbeiten: Auch ist der Müssiggang und Faulentzen durch ein scharffes Gesetz verboten.</p> <p>Die Ehe wird auff folgende Weise vollzogen: Der König erkündiget alle Jahr oder umb das andere Jahr/ welche da Mannbahr seyn/ nehmlich/ die Mannspersonen von 24. und die Frauen-Personen von 18. Jahren. Darauff wird ein gewisser Tag angestellet/ da </p> </div> </body> </text> </TEI> [52/0064]
schöner und wolgezierter sie in ihren Sinn zu seyn scheinen. Die Kinder werden von den Eltern sehr geliebet/ sie waschen dieselbe/ so bald sie gebohren seyn/ in kalten Wasser ab/ uñ bestreichen sie also fort mit einiger Farbe/ dann sie meinen/ daß sie hiedurch die Hitze und Kälte desto gemächlicher sollen ertragen können.
Die Männer üben sich meistentheils im Fischen/ Jagen und Streiten: Ihre Waffen seyn Pfeil und Bogen/ runde Schilde/ und höltzerne Degen. Die Weiber nehmen den Ackerbau und Haußhaltung in acht.
Ihr Gottes- oder vielmehr Götzen-Dienst bestehet darinnen/ daß sie alles/ was sie etwa beschädigen könte/ anbeten/ fürnehmlich aber fürchten sie den Teufel / welchem sie das Blut und das Fett der wilden Thiere/ wie auch Toback auff einem steinernen Altar auffopffern/ und vermeinen ihn dadurch zum Freunde zu bekommen/ und von allen Schäden befreyet zu seyn.
Von den Peruvianern- DIe alte Kleidung/ lebens- Art/ Regierung der Könige/ und übung des Gottes-Dienstes der Einwohner des Gold- und Silber- reichen Peru/ ist durch die strenge Regierung und Gold-Sucht der Hispanier viel verändert/ ja gar vernichtiget.
Die Peruvianer giengen meistentheils nackend. Die Frauen trugen lange Röcke / welche sie mit breiten Bänden umb den Ober-Leib befästigten; Sie hatten auch ein Mäntelchen umb den Halß/ so vornen mit güldenen oder silbernen Häfften festgemacht wurde.
Ehe und bevor dies Volck unter ein Haubt und Regiment gebracht wurde/ waren sie unsittsam/ wüst und unmenschlich von Geberden. Doch unter der Herrschafft ihree Könige haben sie gelernet Menschlicher und Höfflicher zu leben.
Einem jeden wird so viel Landes/ umb Maiz anzunehmen/ ausgetheilet/ als er mit seinen Haußgesinde kan bearbeiten: Auch ist der Müssiggang und Faulentzen durch ein scharffes Gesetz verboten.
Die Ehe wird auff folgende Weise vollzogen: Der König erkündiget alle Jahr oder umb das andere Jahr/ welche da Mannbahr seyn/ nehmlich/ die Mannspersonen von 24. und die Frauen-Personen von 18. Jahren. Darauff wird ein gewisser Tag angestellet/ da
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Zitationshilfe: | Nyland, Petrus: Schauplatz Irdischer Geschöpffe. Bd. 1. Osnabrück, 1687, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nylandt_schauplatz01_1678/64>, abgerufen am 21.02.2025. |