er nur noch, wie dieser, Messer von der Art der albanesi- schen trug. Wir glauben einem Zeugniß welches vom höchsten Gewicht zu seyn scheint, daß das hispanische Schwerdt erst um Hannibals Zeit bey der römischen Ar- mee eingeführt ward; obwohl sie schon früher ein anderes, wahrscheinlich dem gallischen nachgebildetes, führte 1). Die Erwähnung des hispanischen in der Geschichte vom Zweykampf des Manlius beweißt sein Alter nicht im ge- ringsten mehr als auf Darstellungen römischer Geschichten durch Künstler des Mittelalters Costum oder Waffen ihrer Zeit.
Innere Geschichte bis zum Jahr 378.
Ohne Vergleich wichtiger als die Kriege dieses Zeit- raums sind die inneren Bewegungen und Unruhen, die jetzt eben so heftig ausbrachen als das Volk seit der Revo- lution von 305 bis zur Einnahme der Stadt den Stolz der Patricier im Ganzen mit stiller Gelassenheit ertragen hatte. Diese Ruhe läßt, wenigstens bis zum vejentischen Krieg, auf wachsenden Wohlstand schließen: welcher sich auch bilden mußte, da alle Stände, fast ohne Abgaben zu zah- len, während eines halben Jahrhunderts unverheertes Land bauten, und die Kriege bey geringen Kosten oft Beute gaben. Das Elend welches die gallische Eroberung zurückließ erregte die Gährung dieses Zeitraums. Unru- hen, die aus allgemeiner Noth entstehen, haben fast al- lenthalben zu Verwilderung oder Erstarrung, in den grie- chischen Republiken zum Untergang der Freyheit geführt.
1) Schweighäuser zu Polybius II. c. 30.
er nur noch, wie dieſer, Meſſer von der Art der albaneſi- ſchen trug. Wir glauben einem Zeugniß welches vom hoͤchſten Gewicht zu ſeyn ſcheint, daß das hiſpaniſche Schwerdt erſt um Hannibals Zeit bey der roͤmiſchen Ar- mee eingefuͤhrt ward; obwohl ſie ſchon fruͤher ein anderes, wahrſcheinlich dem galliſchen nachgebildetes, fuͤhrte 1). Die Erwaͤhnung des hiſpaniſchen in der Geſchichte vom Zweykampf des Manlius beweißt ſein Alter nicht im ge- ringſten mehr als auf Darſtellungen roͤmiſcher Geſchichten durch Kuͤnſtler des Mittelalters Coſtum oder Waffen ihrer Zeit.
Innere Geſchichte bis zum Jahr 378.
Ohne Vergleich wichtiger als die Kriege dieſes Zeit- raums ſind die inneren Bewegungen und Unruhen, die jetzt eben ſo heftig ausbrachen als das Volk ſeit der Revo- lution von 305 bis zur Einnahme der Stadt den Stolz der Patricier im Ganzen mit ſtiller Gelaſſenheit ertragen hatte. Dieſe Ruhe laͤßt, wenigſtens bis zum vejentiſchen Krieg, auf wachſenden Wohlſtand ſchließen: welcher ſich auch bilden mußte, da alle Staͤnde, faſt ohne Abgaben zu zah- len, waͤhrend eines halben Jahrhunderts unverheertes Land bauten, und die Kriege bey geringen Koſten oft Beute gaben. Das Elend welches die galliſche Eroberung zuruͤckließ erregte die Gaͤhrung dieſes Zeitraums. Unru- hen, die aus allgemeiner Noth entſtehen, haben faſt al- lenthalben zu Verwilderung oder Erſtarrung, in den grie- chiſchen Republiken zum Untergang der Freyheit gefuͤhrt.
1) Schweighaͤuſer zu Polybius II. c. 30.
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0325"n="309"/>
er nur noch, wie dieſer, Meſſer von der Art der albaneſi-<lb/>ſchen trug. Wir glauben einem Zeugniß welches vom<lb/>
hoͤchſten Gewicht zu ſeyn ſcheint, daß das hiſpaniſche<lb/>
Schwerdt erſt um Hannibals Zeit bey der roͤmiſchen Ar-<lb/>
mee eingefuͤhrt ward; obwohl ſie ſchon fruͤher ein anderes,<lb/>
wahrſcheinlich dem galliſchen nachgebildetes, fuͤhrte <noteplace="foot"n="1)">Schweighaͤuſer zu Polybius <hirendition="#aq">II. c.</hi> 30.</note>.<lb/>
Die Erwaͤhnung des hiſpaniſchen in der Geſchichte vom<lb/>
Zweykampf des Manlius beweißt ſein Alter nicht im ge-<lb/>
ringſten mehr als auf Darſtellungen roͤmiſcher Geſchichten<lb/>
durch Kuͤnſtler des Mittelalters Coſtum oder Waffen<lb/>
ihrer Zeit.</p></div><lb/><divn="1"><head><hirendition="#g">Innere Geſchichte bis zum Jahr 378</hi>.</head><lb/><p>Ohne Vergleich wichtiger als die Kriege dieſes Zeit-<lb/>
raums ſind die inneren Bewegungen und Unruhen, die<lb/>
jetzt eben ſo heftig ausbrachen als das Volk ſeit der Revo-<lb/>
lution von 305 bis zur Einnahme der Stadt den Stolz der<lb/>
Patricier im Ganzen mit ſtiller Gelaſſenheit ertragen hatte.<lb/>
Dieſe Ruhe laͤßt, wenigſtens bis zum vejentiſchen Krieg,<lb/>
auf wachſenden Wohlſtand ſchließen: welcher ſich auch<lb/>
bilden mußte, da alle Staͤnde, faſt ohne Abgaben zu zah-<lb/>
len, waͤhrend eines halben Jahrhunderts unverheertes<lb/>
Land bauten, und die Kriege bey geringen Koſten oft<lb/>
Beute gaben. Das Elend welches die galliſche Eroberung<lb/>
zuruͤckließ erregte die Gaͤhrung dieſes Zeitraums. Unru-<lb/>
hen, die aus allgemeiner Noth entſtehen, haben faſt al-<lb/>
lenthalben zu Verwilderung oder Erſtarrung, in den grie-<lb/>
chiſchen Republiken zum Untergang der Freyheit gefuͤhrt.<lb/></p></div></body></text></TEI>
[309/0325]
er nur noch, wie dieſer, Meſſer von der Art der albaneſi-
ſchen trug. Wir glauben einem Zeugniß welches vom
hoͤchſten Gewicht zu ſeyn ſcheint, daß das hiſpaniſche
Schwerdt erſt um Hannibals Zeit bey der roͤmiſchen Ar-
mee eingefuͤhrt ward; obwohl ſie ſchon fruͤher ein anderes,
wahrſcheinlich dem galliſchen nachgebildetes, fuͤhrte 1).
Die Erwaͤhnung des hiſpaniſchen in der Geſchichte vom
Zweykampf des Manlius beweißt ſein Alter nicht im ge-
ringſten mehr als auf Darſtellungen roͤmiſcher Geſchichten
durch Kuͤnſtler des Mittelalters Coſtum oder Waffen
ihrer Zeit.
Innere Geſchichte bis zum Jahr 378.
Ohne Vergleich wichtiger als die Kriege dieſes Zeit-
raums ſind die inneren Bewegungen und Unruhen, die
jetzt eben ſo heftig ausbrachen als das Volk ſeit der Revo-
lution von 305 bis zur Einnahme der Stadt den Stolz der
Patricier im Ganzen mit ſtiller Gelaſſenheit ertragen hatte.
Dieſe Ruhe laͤßt, wenigſtens bis zum vejentiſchen Krieg,
auf wachſenden Wohlſtand ſchließen: welcher ſich auch
bilden mußte, da alle Staͤnde, faſt ohne Abgaben zu zah-
len, waͤhrend eines halben Jahrhunderts unverheertes
Land bauten, und die Kriege bey geringen Koſten oft
Beute gaben. Das Elend welches die galliſche Eroberung
zuruͤckließ erregte die Gaͤhrung dieſes Zeitraums. Unru-
hen, die aus allgemeiner Noth entſtehen, haben faſt al-
lenthalben zu Verwilderung oder Erſtarrung, in den grie-
chiſchen Republiken zum Untergang der Freyheit gefuͤhrt.
1) Schweighaͤuſer zu Polybius II. c. 30.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/325>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.