Pallas, (nach andern Euanders Sohn), bald Latinus Heraklide ist: dann der letzte von einer Hyperboreerin Palanto 51).
Diese Fabeln scheinen mir von späten griechischen Dichtern gebildet, als Rom schon herrschte: im sechsten Jahrhundert, da sogar der Alexandrinischen Poesie Blü- the verwelkt war. Italien mag eigene griechische Mytho- graphen gehabt haben, aber das Alter des Dichters Euxenus ist nicht einmal in der Stelle des Dionysius auf eine zweifellose Weise versichert 52). Simylus, Butas, und wenn sie in Versen über Rom geschrieben haben, Dio- kles von Peparethus und Antigonus, sind zuverlässig nicht älter als jenes Jahrhundert. In Polybius Zeitalter war schon eine gewaltige Veränderung in den römischen Sa- gen vorgegangen: Griechen hatten lateinisch gedichtet, und so konnte ihm die Vermischung als einheimische Sage erscheinen.
Aeneas und die Troer in Latium.
Die troische Colonie in Latium wird selbst in der alten Sage als ein kleines Häuflein dargestellt: die Bemannung weniger Schiffe, der die Feldmark eines sehr kleinen Dorfs genügte: nicht als die Einwandrung einer Nation deren Menge hinreicht das Volk umzuändern von dem sie auf- genommen wird. Wäre also ihre Ankunft sonst wahr- scheinlich bezeugt, so dürfte es nicht irre machen daß die
51) Festus s. v. Palatium.
52) Die Worte Euxenos o poietes arkhaios bey Dionysius I. c. 34. sind schwerlich unverdorbene.
Pallas, (nach andern Euanders Sohn), bald Latinus Heraklide iſt: dann der letzte von einer Hyperboreerin Palanto 51).
Dieſe Fabeln ſcheinen mir von ſpaͤten griechiſchen Dichtern gebildet, als Rom ſchon herrſchte: im ſechſten Jahrhundert, da ſogar der Alexandriniſchen Poeſie Bluͤ- the verwelkt war. Italien mag eigene griechiſche Mytho- graphen gehabt haben, aber das Alter des Dichters Euxenus iſt nicht einmal in der Stelle des Dionyſius auf eine zweifelloſe Weiſe verſichert 52). Simylus, Butas, und wenn ſie in Verſen uͤber Rom geſchrieben haben, Dio- kles von Peparethus und Antigonus, ſind zuverlaͤſſig nicht aͤlter als jenes Jahrhundert. In Polybius Zeitalter war ſchon eine gewaltige Veraͤnderung in den roͤmiſchen Sa- gen vorgegangen: Griechen hatten lateiniſch gedichtet, und ſo konnte ihm die Vermiſchung als einheimiſche Sage erſcheinen.
Aeneas und die Troer in Latium.
Die troiſche Colonie in Latium wird ſelbſt in der alten Sage als ein kleines Haͤuflein dargeſtellt: die Bemannung weniger Schiffe, der die Feldmark eines ſehr kleinen Dorfs genuͤgte: nicht als die Einwandrung einer Nation deren Menge hinreicht das Volk umzuaͤndern von dem ſie auf- genommen wird. Waͤre alſo ihre Ankunft ſonſt wahr- ſcheinlich bezeugt, ſo duͤrfte es nicht irre machen daß die
51) Feſtus s. v. Palatium.
52) Die Worte Εὔξενος ὁ ποιητὴς ἀϱχαῖος bey Dionyſius I. c. 34. ſind ſchwerlich unverdorbene.
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Pallas, (nach andern Euanders Sohn), bald Latinus
Heraklide iſt: dann der letzte von einer Hyperboreerin
Palanto 51).
Dieſe Fabeln ſcheinen mir von ſpaͤten griechiſchen
Dichtern gebildet, als Rom ſchon herrſchte: im ſechſten
Jahrhundert, da ſogar der Alexandriniſchen Poeſie Bluͤ-
the verwelkt war. Italien mag eigene griechiſche Mytho-
graphen gehabt haben, aber das Alter des Dichters
Euxenus iſt nicht einmal in der Stelle des Dionyſius auf
eine zweifelloſe Weiſe verſichert 52). Simylus, Butas,
und wenn ſie in Verſen uͤber Rom geſchrieben haben, Dio-
kles von Peparethus und Antigonus, ſind zuverlaͤſſig nicht
aͤlter als jenes Jahrhundert. In Polybius Zeitalter war
ſchon eine gewaltige Veraͤnderung in den roͤmiſchen Sa-
gen vorgegangen: Griechen hatten lateiniſch gedichtet,
und ſo konnte ihm die Vermiſchung als einheimiſche Sage
erſcheinen.
Aeneas und die Troer in Latium.
Die troiſche Colonie in Latium wird ſelbſt in der alten
Sage als ein kleines Haͤuflein dargeſtellt: die Bemannung
weniger Schiffe, der die Feldmark eines ſehr kleinen Dorfs
genuͤgte: nicht als die Einwandrung einer Nation deren
Menge hinreicht das Volk umzuaͤndern von dem ſie auf-
genommen wird. Waͤre alſo ihre Ankunft ſonſt wahr-
ſcheinlich bezeugt, ſo duͤrfte es nicht irre machen daß die
51) Feſtus s. v. Palatium.
52) Die Worte Εὔξενος ὁ ποιητὴς ἀϱχαῖος bey Dionyſius I.
c. 34. ſind ſchwerlich unverdorbene.
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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/147>, abgerufen am 03.12.2024.
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