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Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666.

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Siebenjährige Welt-Beschauung.

Dieser Türckische Dieb/ so damals in der Nacht aufge-
hencket ward/ muste hernach drey Tage und Sonnenschein/
andern zum Exempel und Abscheu/ am Baum hengen bleiben:
Und hassen die Türcken unter andern Lastern sonderlich auch
den Diebstahl zum höchsten. Solchem alle Gelegenheit abzu-
schneiden/ darff sich zu nachts keiner nach verbothener Zeit auf
der Gassen betretten lassen. Wird aber einer ertappet und hat
nicht hohe wichtige Ursachen dessen fürzuwenden/ stehet traun
sein Leben in höchster Gefahr. Ein hoher Cavallir/ so ein
Christ und dem Türcken gedienet hatte/ sagte mir einsmahls/
wenn man etwas bey den Türcken auß der höchsten Gefahr
unter eine Wache gebracht/ so wirds geachtet/ als hätte mans
Gott in seine Hände aufzuheben gegeben.

Wird demnach gewiß von denen Barbarischen Türcken
in allen Stücken/ nichts außgenommen/ die liebe Justiz über
alle massen eiferigst befördert und gehandhabet/ und werden
ohn einige Verlängerung der Rechts-Händel und vieles Ad-
voca
ten-Gebetsse die Sachen in wenig Tagen/ oder wol
Stunden zu Ende gebracht und die Parten außeinander ge-
setzet. Bey vielen Regierungen unter den Christen gehets lei-
der mit Rechtshändeln/ wie bey ungewissenhafften Artzten/
welche die Schäden darumb auffhalten/ daß sie desto mehr
Geld drauß schneiden können und verderben damit sehr viel
Patienten gar/ daß sie zu Krüpeln werden/ oder gar Erde drü-
ber käuen müssen.

Das XIX. Capitul.

Von unserm Aufbruch und Rückzug von Constantino-
pel wieder nacher Wien.

ALs nun Jhre Exell. der Herr Legat seine Verrichtung am
Türckischen Hofe zu Constantinopel abgeleget/ hat sich der
Türckische Keyser nach Adrianopel erhoben/ sich wider den

Kö-
Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung.

Dieſer Tuͤrckiſche Dieb/ ſo damals in der Nacht aufge-
hencket ward/ muſte hernach drey Tage und Sonnenſchein/
andern zum Exempel und Abſcheu/ am Baum hengen bleiben:
Und haſſen die Tuͤrcken unter andern Laſtern ſonderlich auch
den Diebſtahl zum hoͤchſten. Solchem alle Gelegenheit abzu-
ſchneiden/ darff ſich zu nachts keiner nach verbothener Zeit auf
der Gaſſen betretten laſſen. Wird aber einer ertappet und hat
nicht hohe wichtige Urſachen deſſen fuͤrzuwenden/ ſtehet traun
ſein Leben in hoͤchſter Gefahr. Ein hoher Cavallir/ ſo ein
Chriſt und dem Tuͤrcken gedienet hatte/ ſagte mir einsmahls/
wenn man etwas bey den Tuͤrcken auß der hoͤchſten Gefahr
unter eine Wache gebracht/ ſo wirds geachtet/ als haͤtte mans
Gott in ſeine Haͤnde aufzuheben gegeben.

Wird demnach gewiß von denen Barbariſchen Tuͤrcken
in allen Stuͤcken/ nichts außgenommen/ die liebe Juſtiz uͤber
alle maſſen eiferigſt befoͤrdert und gehandhabet/ und werden
ohn einige Verlaͤngerung der Rechts-Haͤndel und vieles Ad-
voca
ten-Gebetſſe die Sachen in wenig Tagen/ oder wol
Stunden zu Ende gebracht und die Parten außeinander ge-
ſetzet. Bey vielen Regierungen unter den Chriſten gehets lei-
der mit Rechtshaͤndeln/ wie bey ungewiſſenhafften Artzten/
welche die Schaͤden darumb auffhalten/ daß ſie deſto mehr
Geld drauß ſchneiden koͤnnen und verderben damit ſehr viel
Patienten gar/ daß ſie zu Kruͤpeln werden/ oder gar Erde druͤ-
ber kaͤuen muͤſſen.

Das XIX. Capitul.

Von unſerm Aufbruch und Ruͤckzug von Conſtantino-
pel wieder nacher Wien.

ALs nun Jhre Exell. der Herr Legat ſeine Verrichtung am
Tuͤrckiſchen Hofe zu Conſtantinopel abgeleget/ hat ſich der
Tuͤrckiſche Keyſer nach Adrianopel erhoben/ ſich wider den

Koͤ-
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[90/0096] Siebenjaͤhrige Welt-Beſchauung. Dieſer Tuͤrckiſche Dieb/ ſo damals in der Nacht aufge- hencket ward/ muſte hernach drey Tage und Sonnenſchein/ andern zum Exempel und Abſcheu/ am Baum hengen bleiben: Und haſſen die Tuͤrcken unter andern Laſtern ſonderlich auch den Diebſtahl zum hoͤchſten. Solchem alle Gelegenheit abzu- ſchneiden/ darff ſich zu nachts keiner nach verbothener Zeit auf der Gaſſen betretten laſſen. Wird aber einer ertappet und hat nicht hohe wichtige Urſachen deſſen fuͤrzuwenden/ ſtehet traun ſein Leben in hoͤchſter Gefahr. Ein hoher Cavallir/ ſo ein Chriſt und dem Tuͤrcken gedienet hatte/ ſagte mir einsmahls/ wenn man etwas bey den Tuͤrcken auß der hoͤchſten Gefahr unter eine Wache gebracht/ ſo wirds geachtet/ als haͤtte mans Gott in ſeine Haͤnde aufzuheben gegeben. Wird demnach gewiß von denen Barbariſchen Tuͤrcken in allen Stuͤcken/ nichts außgenommen/ die liebe Juſtiz uͤber alle maſſen eiferigſt befoͤrdert und gehandhabet/ und werden ohn einige Verlaͤngerung der Rechts-Haͤndel und vieles Ad- vocaten-Gebetſſe die Sachen in wenig Tagen/ oder wol Stunden zu Ende gebracht und die Parten außeinander ge- ſetzet. Bey vielen Regierungen unter den Chriſten gehets lei- der mit Rechtshaͤndeln/ wie bey ungewiſſenhafften Artzten/ welche die Schaͤden darumb auffhalten/ daß ſie deſto mehr Geld drauß ſchneiden koͤnnen und verderben damit ſehr viel Patienten gar/ daß ſie zu Kruͤpeln werden/ oder gar Erde druͤ- ber kaͤuen muͤſſen. Das XIX. Capitul. Von unſerm Aufbruch und Ruͤckzug von Conſtantino- pel wieder nacher Wien. ALs nun Jhre Exell. der Herr Legat ſeine Verrichtung am Tuͤrckiſchen Hofe zu Conſtantinopel abgeleget/ hat ſich der Tuͤrckiſche Keyſer nach Adrianopel erhoben/ ſich wider den Koͤ-

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Zitationshilfe: Neitzschitz, Georg Christoph von: Sieben-Jährige und gefährliche WeltBeschauung Durch die vornehmsten Drey Theil der Welt Europa/ Asia und Africa. Bautzen, 1666. , S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neitschitz_reise_1666/96>, abgerufen am 21.11.2024.