Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772.Uebergang ist. Jch habe schon hinglängliche Ursachen gefun- den, mich über alle solche Betrachtungen hinauszusetzen, und das um so viel mehr, da sie itzt doch ganz überflüssig und unzeitig sind. Vier und dreißigste Unterredung, den 25sten April. Die Wollust, sagte der Graf ist die Quelle alles meines Wie
Uebergang iſt. Jch habe ſchon hinglaͤngliche Urſachen gefun- den, mich uͤber alle ſolche Betrachtungen hinauszuſetzen, und das um ſo viel mehr, da ſie itzt doch ganz uͤberfluͤſſig und unzeitig ſind. Vier und dreißigſte Unterredung, den 25ſten April. Die Wolluſt, ſagte der Graf iſt die Quelle alles meines Wie
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Uebergang iſt. Jch habe ſchon hinglaͤngliche Urſachen gefun-
den, mich uͤber alle ſolche Betrachtungen hinauszuſetzen,
und das um ſo viel mehr, da ſie itzt doch ganz uͤberfluͤſſig
und unzeitig ſind.
Vier und dreißigſte Unterredung, den
25ſten April.
Die Wolluſt, ſagte der Graf iſt die Quelle alles meines
Ungluͤcks. Der Ehrgeiz hat es nur beſchleunigt und
fruͤher zur Reife gebracht. Jch habe Jhnen zwar einmahl
geſagt, daß ich gleich von meiner Ankunft in Daͤnnemark
an entſchloſſen geweſen bin, den Umſtaͤnden nach eine große
Rolle zu ſpielen, wobey ich eben nicht mein Abſehen auf die
Wuͤrde und Macht gerichtet habe, wozu ich gelangt bin,
ſondern auch allenfalls zufrieden geweſen ſeyn wuͤrde, in mei-
ner Wiſſenſchaft mich hervorzuthun. Eigentlich iſt es aber
doch nicht der Ehrgeiz geweſen, der mich ſo ſehr wuͤnſchen
machte hierher zu kommen. Sie werden dieß aus folgender
Erzaͤhlung ſehen. Jch hatte mich damals entſchloſſen, Alto-
na zu verlaſſen und mein Amt daſelbſt niederzulegen. Nun
war ich Willens entweder nach Mallaga zu gehen, und
mich da als Medicus niederzulaſſen, oder nach Oſtindien
zu reiſen. Zu jener Abſicht hatte ich folgende Urſachen. Jch
war damals kraͤnklich, und glaubte ein milderes Klima wuͤr-
de meiner Geſundheit zutraͤglicher ſeyn. Auch kam dabey
der Gedanke, daß in einer waͤrmern Gegend die Freuden
der Wolluſt ſtaͤrker und reizender ſeyn wuͤrden, ſehr mit in
Betrachtung. Die vielen meine Jmagination ruͤhrenden
Dinge, die ich von Oſtindien in Reiſebeſchreibungen gele-
ſen hatte, und die Begierde mir daſelbſt Geld zu machen,
beſtimmten mich, vereinigt mit jenen Urſachen, noch mehr
fuͤr Oſtindien als fuͤr Mallaga. Nun eroͤffnete ſich die Aus-
ſicht nach Daͤnnemark. Jch waͤhlte das Gluͤck, das ſie mir
darbot. Und warum? Jch ſchaͤme mich es zu ſagen. Es
war eine wolluͤſtige Bekanntſchaft, die mich hierher zog.
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