Münter, Balthasar: Bekehrungsgeschichte des vormaligen Grafen [...] Johann Friederich Struensee. Kopenhagen, 1772.Wie muß ich nicht meine vorige Denkungsart verabscheuen, daß ich immer einer wilden und blinden Leidenschaft folgte! Wie nachdrücklich werde ich itzt dafür bestraft! Er redete nun noch von verschiedenen Angelegenhei- Während der Zeit, da ich das Urtheil las und zit- zu
Wie muß ich nicht meine vorige Denkungsart verabſcheuen, daß ich immer einer wilden und blinden Leidenſchaft folgte! Wie nachdruͤcklich werde ich itzt dafuͤr beſtraft! Er redete nun noch von verſchiedenen Angelegenhei- Waͤhrend der Zeit, da ich das Urtheil las und zit- zu
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Wie muß ich nicht meine vorige Denkungsart verabſcheuen,
daß ich immer einer wilden und blinden Leidenſchaft folgte!
Wie nachdruͤcklich werde ich itzt dafuͤr beſtraft!
Er redete nun noch von verſchiedenen Angelegenhei-
ten ſeines Herzens, von ſeinen Geſinnungen gegen ſeine El-
tern und Geſchwiſter, von ſeiner Zufriedenheit mit dem
Wege, auf welchem ihn Gott zu ſeiner Beſtimmung fuͤhrte,
als ſein Defenſor ins Zimmer trat, ihn von dem uͤber ihn ge-
faͤllten Urtheile zu benachrichtigen. Herr Graf, ſagte er,
ich bringe Jhnen eine ſchlechte Nachricht. Hier zog er die
Abſchrift des Urtheils aus der Taſche. Das habe ich mir
nicht anders vorgeſtellt, antwortete der Graf, laſſen Sie
michs nur ſehen. Er las es. Jch beobachtete ihn ſehr genau,
und bemerkte nicht die geringſte Veraͤnderung in ſeinem Ge-
ſichte. Als er es geleſen hatte, gab ers mir. Es lautete
ſo. — “Zufolge des daͤniſchen Geſetzes ſechsten Buchs,
vierten Kapitels, erſten Artikels, wird hiemit fuͤr Recht
erkannt: Der Graf, Johann Friedrich Struenſee ſoll ſich
ſelbſt zur wohlverdienten Strafe und andern Gleichgeſinn-
ten zum Beyſpiel und Abſcheu, ſeine Ehre, Leib und Gut
verbrochen haben, derſelbe ſeiner graͤflichen und aller an-
dern ihm verliehenen Wuͤrden entſetzt, und ſein graͤfliches
Wapen von dem Scharfrichter zerbrochen werden. So ſoll
auch Johann Friedrich Struenſees rechte Hand, und dar-
auf ſein Kopf ihm lebendig abgehauen, ſein Koͤrper gevier-
theilt und aufs Rad gelegt, der Kopf mit der Hand aber auf
einen Pfahl geſteckt werden.
Waͤhrend der Zeit, da ich das Urtheil las und zit-
terte, fieng er an ganz ruhig mit ſeinem Defenſor zu reden,
und ihn zu fragen, ob alle Puncte der Anklage wider ihn
zur Deciſion gebraucht waͤren. Der Defenſor bejahete es.
„Und was wird Brandts Schickſal ſeyn?“ Sein Urtheil
iſt dem Jhrigen voͤllig gleichlautend. “Hat denn ſein De-
fenſor gar nichts thun koͤnnen um ihn zu retten?„ Er hat
alles geſagt, was er ſagen konnte, aber Graf Brandt hat
zu
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