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Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830.

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Historischer Theil.

22. Aecht alterthümlich sind die auf Melos gefundnen Re-
lieffiguren, ohne Unterlage, wahrscheinlich von einem Votivschilde,
Perseus als Gorgotödter und Bellerophon als Sieger der Chimära
darstellend. Millingen Uned. monum. S. ii. pl. 2. 3.


Stein- und Stempelschneidekunst.

197. Als geringere und unbeachtetere Zweige der Pla-
stik, in die erst spät das Leben aus den Hauptästen sich
verbreitet, erhob sich allmählig die Kunst, Edelsteine zu
graviren, und die Münzstempel zu stechen. Beide dienen
zunächst den Zwecken der Oekonomie und des Verkehrs.
2Die Steinschneidekunst sorgt für Siegelringe, Sphra-
gides, deren Bedürfniß durch das im Alterthum gewöhn-
liche Versiegeln von Vorräthen und Schätzen noch sehr
vermehrt wurde, aber eben so gut durch metallne (ja
3hölzerne) Petschafte mit bedeutungslosen Kennzeichen be-
friedigt wurde. Daß aber auch schon in dieser Zeit
Gemmen zu solchem Behufe mit eingegrabnen Figuren
versehn wurden, zeigt der theils rohe, theils alterthüm-
lich strenge Styl mehrerer erhaltenen, auch unter den
ächtgriechischen, an.

2. Von dem Versiegeln der tamiieia Böttiger Kunstmythol.
S. 272 u. sonst. Ueber die alten Siegelringe aus Metall Atejus
Capito bei Macrob. Sat. vii, 8. Plin. xxxiii, 4. Von den
Thripobrotois, Thripedestois (theils wirklich aus wurmstichi-
gem Holz gemachten, theils dem nachgebildeten Petschaften) s. Sal-
mas. Exc. Plin. p. 653. b. Ob Polykrates Ring geschnitten
gewesen, ist zweifelhaft (Strab. xiv. p.638., Paus. viii, 14, 5.
Klemens Alex. Protr. iii. p. 247. Sylb. dafür -- dagegen
Plinius xxxvii, 4. vgl. Herod. iii, 41. sphregis khrusodetos
smaragthou lithou); Theodoros hatte ihn gewiß nur gefaßt.
Nach Diogen. Laert. i, 2. §. 57. war es ein Solonisches Ge-
setz: daktulioglupho me exeinai sphragida phulattein tou
prathentos daktuliou. Derselbe nennt, nach Hermipp, Pytha-
goras Vater einen daktuliogluphos (viii, 1.).

3. S. über die Scarabäen (davon im Anhang bei Aegypten)
mit Figuren, die fast ganz aus runden roh nebeneinandergesetzten
Höhlungen bestehn, Meyer Kunstgesch. 1. S. 10. Tf. 1. Beispiele
des alten strengen Styls Lippert Dactyl. Scr. I. P. ii. n. 79.

Hiſtoriſcher Theil.

22. Aecht alterthümlich ſind die auf Melos gefundnen Re-
lieffiguren, ohne Unterlage, wahrſcheinlich von einem Votivſchilde,
Perſeus als Gorgotödter und Bellerophon als Sieger der Chimära
darſtellend. Millingen Uned. monum. S. ii. pl. 2. 3.


Stein- und Stempelſchneidekunſt.

197. Als geringere und unbeachtetere Zweige der Pla-
ſtik, in die erſt ſpaͤt das Leben aus den Hauptaͤſten ſich
verbreitet, erhob ſich allmaͤhlig die Kunſt, Edelſteine zu
graviren, und die Muͤnzſtempel zu ſtechen. Beide dienen
zunaͤchſt den Zwecken der Oekonomie und des Verkehrs.
2Die Steinſchneidekunſt ſorgt fuͤr Siegelringe, Σφρα-
γῖδες, deren Beduͤrfniß durch das im Alterthum gewoͤhn-
liche Verſiegeln von Vorraͤthen und Schaͤtzen noch ſehr
vermehrt wurde, aber eben ſo gut durch metallne (ja
3hoͤlzerne) Petſchafte mit bedeutungsloſen Kennzeichen be-
friedigt wurde. Daß aber auch ſchon in dieſer Zeit
Gemmen zu ſolchem Behufe mit eingegrabnen Figuren
verſehn wurden, zeigt der theils rohe, theils alterthuͤm-
lich ſtrenge Styl mehrerer erhaltenen, auch unter den
aͤchtgriechiſchen, an.

2. Von dem Verſiegeln der ταμιιεῖα Böttiger Kunſtmythol.
S. 272 u. ſonſt. Ueber die alten Siegelringe aus Metall Atejus
Capito bei Macrob. Sat. vii, 8. Plin. xxxiii, 4. Von den
Θριποβρώτοις, Θριπηδέστοις (theils wirklich aus wurmſtichi-
gem Holz gemachten, theils dem nachgebildeten Petſchaften) ſ. Sal-
maſ. Exc. Plin. p. 653. b. Ob Polykrates Ring geſchnitten
geweſen, iſt zweifelhaft (Strab. xiv. p.638., Pauſ. viii, 14, 5.
Klemens Alex. Protr. iii. p. 247. Sylb. dafür — dagegen
Plinius xxxvii, 4. vgl. Herod. iii, 41. σφρηγὶς χρυσόδετος
σμαράγϑου λίϑου); Theodoros hatte ihn gewiß nur gefaßt.
Nach Diogen. Laert. i, 2. §. 57. war es ein Soloniſches Ge-
ſetz: δακτυλιογλύφῳ μὴ ἐξεῖναι σφραγῖδα φυλάττειν τοῦ
πραϑέντος δακτυλίου. Derſelbe nennt, nach Hermipp, Pytha-
goras Vater einen δακτυλιογλύφος (viii, 1.).

3. S. über die Scarabäen (davon im Anhang bei Aegypten)
mit Figuren, die faſt ganz aus runden roh nebeneinandergeſetzten
Höhlungen beſtehn, Meyer Kunſtgeſch. 1. S. 10. Tf. 1. Beiſpiele
des alten ſtrengen Styls Lippert Dactyl. Scr. I. P. ii. n. 79.

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[72/0094] Hiſtoriſcher Theil. 22. Aecht alterthümlich ſind die auf Melos gefundnen Re- lieffiguren, ohne Unterlage, wahrſcheinlich von einem Votivſchilde, Perſeus als Gorgotödter und Bellerophon als Sieger der Chimära darſtellend. Millingen Uned. monum. S. ii. pl. 2. 3. Stein- und Stempelſchneidekunſt. 97. Als geringere und unbeachtetere Zweige der Pla- ſtik, in die erſt ſpaͤt das Leben aus den Hauptaͤſten ſich verbreitet, erhob ſich allmaͤhlig die Kunſt, Edelſteine zu graviren, und die Muͤnzſtempel zu ſtechen. Beide dienen zunaͤchſt den Zwecken der Oekonomie und des Verkehrs. Die Steinſchneidekunſt ſorgt fuͤr Siegelringe, Σφρα- γῖδες, deren Beduͤrfniß durch das im Alterthum gewoͤhn- liche Verſiegeln von Vorraͤthen und Schaͤtzen noch ſehr vermehrt wurde, aber eben ſo gut durch metallne (ja hoͤlzerne) Petſchafte mit bedeutungsloſen Kennzeichen be- friedigt wurde. Daß aber auch ſchon in dieſer Zeit Gemmen zu ſolchem Behufe mit eingegrabnen Figuren verſehn wurden, zeigt der theils rohe, theils alterthuͤm- lich ſtrenge Styl mehrerer erhaltenen, auch unter den aͤchtgriechiſchen, an. 1 2 3 2. Von dem Verſiegeln der ταμιιεῖα Böttiger Kunſtmythol. S. 272 u. ſonſt. Ueber die alten Siegelringe aus Metall Atejus Capito bei Macrob. Sat. vii, 8. Plin. xxxiii, 4. Von den Θριποβρώτοις, Θριπηδέστοις (theils wirklich aus wurmſtichi- gem Holz gemachten, theils dem nachgebildeten Petſchaften) ſ. Sal- maſ. Exc. Plin. p. 653. b. Ob Polykrates Ring geſchnitten geweſen, iſt zweifelhaft (Strab. xiv. p.638., Pauſ. viii, 14, 5. Klemens Alex. Protr. iii. p. 247. Sylb. dafür — dagegen Plinius xxxvii, 4. vgl. Herod. iii, 41. σφρηγὶς χρυσόδετος σμαράγϑου λίϑου); Theodoros hatte ihn gewiß nur gefaßt. Nach Diogen. Laert. i, 2. §. 57. war es ein Soloniſches Ge- ſetz: δακτυλιογλύφῳ μὴ ἐξεῖναι σφραγῖδα φυλάττειν τοῦ πραϑέντος δακτυλίου. Derſelbe nennt, nach Hermipp, Pytha- goras Vater einen δακτυλιογλύφος (viii, 1.). 3. S. über die Scarabäen (davon im Anhang bei Aegypten) mit Figuren, die faſt ganz aus runden roh nebeneinandergeſetzten Höhlungen beſtehn, Meyer Kunſtgeſch. 1. S. 10. Tf. 1. Beiſpiele des alten ſtrengen Styls Lippert Dactyl. Scr. I. P. ii. n. 79.

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Zitationshilfe: Müller, Karl Otfried: Handbuch der Archäologie der Kunst. Breslau, 1830, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_kunst_1830/94>, abgerufen am 18.11.2024.