Diejenigen ökonomischen Functionen also, welche in dem ursprünglichen Menschen alle vereinigt sind, treten im Fort- gange des gesellschaftlichen Lebens aus einander; indessen ver- bleibt ihnen allen ein Streben nach ihrem Ursprunge, nach ihrer Vereinigung zurück. Denn wenn der Mensch auch sein ganzes Leben einer einzelnen ökonomischen Function hinzugeben vermag, so müßte er erst sich aller andern Bedürfnisse ent- schlagen, und nur das Eine behalten können, welches durch seine besondere Thätigkeit befriedigt wird, um sich von der Gesellschaft der übrigen absondern zu können.
So aber behält er alle Bedürfnisse des ursprünglichen Menschen, während er allen ökonomischen Thätigkeiten des ursprünglichen Menschen bis auf Eine entsagt: die Arbeit theilt sich unter die Einzelnen Häupter der Menschen, die Bedürfnisse aber, welche die Arbeit bestimmen, bleiben in jedem Einzelnen Menschen bey einander. Er kann also nur arbeiten in wie fern die ganze Gesellschaft für ihn arbeitet: er bedarf die Gesammtheit der übrigen und ihre Kräfte an allen Orten; kurz die Gesellschaft, die Vereinigung aller ökonomischen Functionen, der Staat -- bleibt das Bedürfniß aller Bedürfnisse.
Drittes Kapitel. Vom Gelde.
Diejenigen oͤkonomiſchen Functionen alſo, welche in dem urſpruͤnglichen Menſchen alle vereinigt ſind, treten im Fort- gange des geſellſchaftlichen Lebens aus einander; indeſſen ver- bleibt ihnen allen ein Streben nach ihrem Urſprunge, nach ihrer Vereinigung zuruͤck. Denn wenn der Menſch auch ſein ganzes Leben einer einzelnen oͤkonomiſchen Function hinzugeben vermag, ſo muͤßte er erſt ſich aller andern Beduͤrfniſſe ent- ſchlagen, und nur das Eine behalten koͤnnen, welches durch ſeine beſondere Thaͤtigkeit befriedigt wird, um ſich von der Geſellſchaft der uͤbrigen abſondern zu koͤnnen.
So aber behaͤlt er alle Beduͤrfniſſe des urſpruͤnglichen Menſchen, waͤhrend er allen oͤkonomiſchen Thaͤtigkeiten des urſpruͤnglichen Menſchen bis auf Eine entſagt: die Arbeit theilt ſich unter die Einzelnen Haͤupter der Menſchen, die Beduͤrfniſſe aber, welche die Arbeit beſtimmen, bleiben in jedem Einzelnen Menſchen bey einander. Er kann alſo nur arbeiten in wie fern die ganze Geſellſchaft fuͤr ihn arbeitet: er bedarf die Geſammtheit der uͤbrigen und ihre Kraͤfte an allen Orten; kurz die Geſellſchaft, die Vereinigung aller oͤkonomiſchen Functionen, der Staat — bleibt das Beduͤrfniß aller Beduͤrfniſſe.
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Drittes Kapitel.
Vom Gelde.
Diejenigen oͤkonomiſchen Functionen alſo, welche in dem
urſpruͤnglichen Menſchen alle vereinigt ſind, treten im Fort-
gange des geſellſchaftlichen Lebens aus einander; indeſſen ver-
bleibt ihnen allen ein Streben nach ihrem Urſprunge, nach
ihrer Vereinigung zuruͤck. Denn wenn der Menſch auch ſein
ganzes Leben einer einzelnen oͤkonomiſchen Function hinzugeben
vermag, ſo muͤßte er erſt ſich aller andern Beduͤrfniſſe ent-
ſchlagen, und nur das Eine behalten koͤnnen, welches durch
ſeine beſondere Thaͤtigkeit befriedigt wird, um ſich von der
Geſellſchaft der uͤbrigen abſondern zu koͤnnen.
So aber behaͤlt er alle Beduͤrfniſſe des urſpruͤnglichen
Menſchen, waͤhrend er allen oͤkonomiſchen Thaͤtigkeiten des
urſpruͤnglichen Menſchen bis auf Eine entſagt: die Arbeit
theilt ſich unter die Einzelnen Haͤupter der Menſchen, die
Beduͤrfniſſe aber, welche die Arbeit beſtimmen, bleiben in
jedem Einzelnen Menſchen bey einander. Er kann alſo nur
arbeiten in wie fern die ganze Geſellſchaft fuͤr ihn arbeitet:
er bedarf die Geſammtheit der uͤbrigen und ihre Kraͤfte an
allen Orten; kurz die Geſellſchaft, die Vereinigung aller
oͤkonomiſchen Functionen, der Staat — bleibt das Beduͤrfniß
aller Beduͤrfniſſe.
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Müller, Adam Heinrich: Versuche einer neuen Theorie des Geldes mit besonderer Rücksicht auf Großbritannien. Leipzig u. a., 1816. , S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mueller_geld_1816/169>, abgerufen am 03.03.2025.
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