Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite

Hier war es auch, wo Kottus, Gyges, und
Briareus in den Tiefen des Oceans ihre Behau-
sung hatten, und den Eingang zu dem Kerker der
Titanen bewachten.

Mnemosyne.

Auch diese schöne Bildung der Phantasie ge-
hört zu den alten Gottheiten; denn sie ist eine
Tochter des Himmels und der Erde. Ihr schö-
ner Nahme bezeichnet das Denkende, sich Zurück-
erinnernde,
welches in ihr aus der Vermählung
des Himmels mit der Erde entstand. -- Sie blieb
jungfräulich unter den Titanen, bis Jupiter sich
mit ihr vermählte, und die Musen mit ihr er-
zeugte, die den Schatz des Wissens unter sich
theilten, den ihre erhabene Mutter vereint besaß.

Themis.

Auch diese war eine Tochter des Himmels und
der Erde, welche Prometheus bei dem tragischen
Dichter, der ihn leidend darstellt, seine Mutter
nennt, die ihm, wie auch die Erde, als eine Ge-
stalt unter vielen Nahmen, die Zukunft weis-
sagte.

Wir haben schon bemerkt, daß die alten Göt-
ter noch durch Rath und Weißagung Einfluß hat-

Hier war es auch, wo Kottus, Gyges, und
Briareus in den Tiefen des Oceans ihre Behau-
ſung hatten, und den Eingang zu dem Kerker der
Titanen bewachten.

Mnemoſyne.

Auch dieſe ſchoͤne Bildung der Phantaſie ge-
hoͤrt zu den alten Gottheiten; denn ſie iſt eine
Tochter des Himmels und der Erde. Ihr ſchoͤ-
ner Nahme bezeichnet das Denkende, ſich Zuruͤck-
erinnernde,
welches in ihr aus der Vermaͤhlung
des Himmels mit der Erde entſtand. — Sie blieb
jungfraͤulich unter den Titanen, bis Jupiter ſich
mit ihr vermaͤhlte, und die Muſen mit ihr er-
zeugte, die den Schatz des Wiſſens unter ſich
theilten, den ihre erhabene Mutter vereint beſaß.

Themis.

Auch dieſe war eine Tochter des Himmels und
der Erde, welche Prometheus bei dem tragiſchen
Dichter, der ihn leidend darſtellt, ſeine Mutter
nennt, die ihm, wie auch die Erde, als eine Ge-
ſtalt unter vielen Nahmen, die Zukunft weis-
ſagte.

Wir haben ſchon bemerkt, daß die alten Goͤt-
ter noch durch Rath und Weißagung Einfluß hat-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0092" n="66"/>
          <p>Hier war es auch, wo Kottus, Gyges, und<lb/>
Briareus in den Tiefen des Oceans ihre Behau-<lb/>
&#x017F;ung hatten, und den Eingang zu dem Kerker der<lb/>
Titanen bewachten.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Mnemo&#x017F;yne</hi>.</hi> </head><lb/>
          <p>Auch die&#x017F;e &#x017F;cho&#x0364;ne Bildung der Phanta&#x017F;ie ge-<lb/>
ho&#x0364;rt zu den alten Gottheiten; denn &#x017F;ie i&#x017F;t eine<lb/>
Tochter des Himmels und der Erde. Ihr &#x017F;cho&#x0364;-<lb/>
ner Nahme bezeichnet das <hi rendition="#fr">Denkende,</hi> &#x017F;ich <hi rendition="#fr">Zuru&#x0364;ck-<lb/>
erinnernde,</hi> welches in ihr aus der Verma&#x0364;hlung<lb/>
des Himmels mit der Erde ent&#x017F;tand. &#x2014; Sie blieb<lb/>
jungfra&#x0364;ulich unter den Titanen, bis Jupiter &#x017F;ich<lb/>
mit ihr verma&#x0364;hlte, und die <hi rendition="#fr">Mu&#x017F;en</hi> mit ihr er-<lb/>
zeugte, die den Schatz des Wi&#x017F;&#x017F;ens unter &#x017F;ich<lb/>
theilten, den ihre erhabene Mutter vereint be&#x017F;aß.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Themis</hi>.</hi> </head><lb/>
          <p>Auch die&#x017F;e war eine Tochter des Himmels und<lb/>
der Erde, welche Prometheus bei dem tragi&#x017F;chen<lb/>
Dichter, der ihn leidend dar&#x017F;tellt, &#x017F;eine <hi rendition="#fr">Mutter</hi><lb/>
nennt, die ihm, wie auch die Erde, als <hi rendition="#fr">eine</hi> Ge-<lb/>
&#x017F;talt unter vielen Nahmen, die Zukunft weis-<lb/>
&#x017F;agte.</p><lb/>
          <p>Wir haben &#x017F;chon bemerkt, daß die alten Go&#x0364;t-<lb/>
ter noch durch Rath und Weißagung Einfluß hat-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[66/0092] Hier war es auch, wo Kottus, Gyges, und Briareus in den Tiefen des Oceans ihre Behau- ſung hatten, und den Eingang zu dem Kerker der Titanen bewachten. Mnemoſyne. Auch dieſe ſchoͤne Bildung der Phantaſie ge- hoͤrt zu den alten Gottheiten; denn ſie iſt eine Tochter des Himmels und der Erde. Ihr ſchoͤ- ner Nahme bezeichnet das Denkende, ſich Zuruͤck- erinnernde, welches in ihr aus der Vermaͤhlung des Himmels mit der Erde entſtand. — Sie blieb jungfraͤulich unter den Titanen, bis Jupiter ſich mit ihr vermaͤhlte, und die Muſen mit ihr er- zeugte, die den Schatz des Wiſſens unter ſich theilten, den ihre erhabene Mutter vereint beſaß. Themis. Auch dieſe war eine Tochter des Himmels und der Erde, welche Prometheus bei dem tragiſchen Dichter, der ihn leidend darſtellt, ſeine Mutter nennt, die ihm, wie auch die Erde, als eine Ge- ſtalt unter vielen Nahmen, die Zukunft weis- ſagte. Wir haben ſchon bemerkt, daß die alten Goͤt- ter noch durch Rath und Weißagung Einfluß hat-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/92
Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp: Götterlehre oder mythologische Dichtungen der Alten. Berlin, 1791, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_goetterlehre_1791/92>, abgerufen am 21.12.2024.