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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786.

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und die entflohne Lebenslust allmälig wieder erwecken können! -- Heilungsmethoden dieser Krankheit werden also immer ein vorzüglicher Beitrag zur Erfahrungsseelenkunde seyn.

Da ich mich nun bei der Revision dieses Magazins eine Weile bloß mit den Krankheiten der Seele beschäftigt, so erregt dieß natürlicher Weise meine Aufmerksamkeit in sehr hohem Grade auf die eingelaufnen Beiträge

Zur Seelenheilkunde.

Allein es scheinet, als habe man diesen wichtigsten Theil der Erfahrungsseelenkunde gerade noch am allerwenigsten in Erwägung gezogen. --

Jch will daher auf einige Gesichtspunkte aufmerksam zu machen suchen, welche bei dieser Kunst, die noch mit so unsicherem Schritten geht, vielleicht einigermaßen zum Leitfaden dienen können.

So wie bei der Heilung der körperlichen Krankheiten die vorzüglichste Regel ist, daß man die Natur beobachte, ihren Absichten nicht entgegenwirke, sondern ihre Thätigkeit zu lenken suche -- so scheint dieß ebenfalls bei der Heilung der Seelenkrankheiten eine der ersten Regeln zu seyn.

Das Verhältniß aller der von Kindheit auf gesammleten Jdeen gegeneinander macht die individuelle Natur der menschlichen Seele aus.



und die entflohne Lebenslust allmaͤlig wieder erwecken koͤnnen! — Heilungsmethoden dieser Krankheit werden also immer ein vorzuͤglicher Beitrag zur Erfahrungsseelenkunde seyn.

Da ich mich nun bei der Revision dieses Magazins eine Weile bloß mit den Krankheiten der Seele beschaͤftigt, so erregt dieß natuͤrlicher Weise meine Aufmerksamkeit in sehr hohem Grade auf die eingelaufnen Beitraͤge

Zur Seelenheilkunde.

Allein es scheinet, als habe man diesen wichtigsten Theil der Erfahrungsseelenkunde gerade noch am allerwenigsten in Erwaͤgung gezogen. —

Jch will daher auf einige Gesichtspunkte aufmerksam zu machen suchen, welche bei dieser Kunst, die noch mit so unsicherem Schritten geht, vielleicht einigermaßen zum Leitfaden dienen koͤnnen.

So wie bei der Heilung der koͤrperlichen Krankheiten die vorzuͤglichste Regel ist, daß man die Natur beobachte, ihren Absichten nicht entgegenwirke, sondern ihre Thaͤtigkeit zu lenken suche — so scheint dieß ebenfalls bei der Heilung der Seelenkrankheiten eine der ersten Regeln zu seyn.

Das Verhaͤltniß aller der von Kindheit auf gesammleten Jdeen gegeneinander macht die individuelle Natur der menschlichen Seele aus.


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[33/0035] und die entflohne Lebenslust allmaͤlig wieder erwecken koͤnnen! — Heilungsmethoden dieser Krankheit werden also immer ein vorzuͤglicher Beitrag zur Erfahrungsseelenkunde seyn. Da ich mich nun bei der Revision dieses Magazins eine Weile bloß mit den Krankheiten der Seele beschaͤftigt, so erregt dieß natuͤrlicher Weise meine Aufmerksamkeit in sehr hohem Grade auf die eingelaufnen Beitraͤge Zur Seelenheilkunde. Allein es scheinet, als habe man diesen wichtigsten Theil der Erfahrungsseelenkunde gerade noch am allerwenigsten in Erwaͤgung gezogen. — Jch will daher auf einige Gesichtspunkte aufmerksam zu machen suchen, welche bei dieser Kunst, die noch mit so unsicherem Schritten geht, vielleicht einigermaßen zum Leitfaden dienen koͤnnen. So wie bei der Heilung der koͤrperlichen Krankheiten die vorzuͤglichste Regel ist, daß man die Natur beobachte, ihren Absichten nicht entgegenwirke, sondern ihre Thaͤtigkeit zu lenken suche — so scheint dieß ebenfalls bei der Heilung der Seelenkrankheiten eine der ersten Regeln zu seyn. Das Verhaͤltniß aller der von Kindheit auf gesammleten Jdeen gegeneinander macht die individuelle Natur der menschlichen Seele aus.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0401_1786/35>, abgerufen am 26.04.2024.