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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786.

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Thüre eröfnete, stand er mit fliegendem Haar, in einer völlig tragischen Stellung da, hielt sich die Pistole, grade so wie das Muster, das er nachahmete, über das rechte Auge, drückte loß, und stürzte nieder.

Der junge Mensch schien nun einmal glänzen und eine Art von großer Rolle spielen zu wollen, sollte es auch mit Verlust seines Lebens seyn.

Dieß Beispiel verdient gewissermaßen neben das von dem Jnspektor Drieß gestellt zu werden.


Also Lebensüberdrußaus Eitelkeit, aus Stolz; aus überspannter Begierde nach der Glückseeligkeit eines künftigen Lebens; aus religiöser Schwärmerei; aus Unzufriedenheit mit der wirklichen Welt, im Kontrast gegen die idealische Welt, die man sich selbst gebildet hat-- dieß sind die verschiednen Arten des Lebensüberdrusses, worauf durch die angeführten Beispiele die Aufmerksamkeit gelenkt wird. --

Diese Krankheit der Seele, die im höchsten Grade unnatürlich und gewaltsam ist, scheint mit sehr schnellen Schritten vorwärts zu gehen, und alsdann gemeinlich zu einem fürchterlichen Ausbruche zu kommen. -- Es ist also wohl der Mühe werth, darauf zu denken, wie man ihr gleich im Anfange, sobald man die erste Spur davon entdeckt, vorbeugen, ihre Fortschritte hemmen,


Thuͤre eroͤfnete, stand er mit fliegendem Haar, in einer voͤllig tragischen Stellung da, hielt sich die Pistole, grade so wie das Muster, das er nachahmete, uͤber das rechte Auge, druͤckte loß, und stuͤrzte nieder.

Der junge Mensch schien nun einmal glaͤnzen und eine Art von großer Rolle spielen zu wollen, sollte es auch mit Verlust seines Lebens seyn.

Dieß Beispiel verdient gewissermaßen neben das von dem Jnspektor Drieß gestellt zu werden.


Also Lebensuͤberdrußaus Eitelkeit, aus Stolz; aus uͤberspannter Begierde nach der Gluͤckseeligkeit eines kuͤnftigen Lebens; aus religioͤser Schwaͤrmerei; aus Unzufriedenheit mit der wirklichen Welt, im Kontrast gegen die idealische Welt, die man sich selbst gebildet hat— dieß sind die verschiednen Arten des Lebensuͤberdrusses, worauf durch die angefuͤhrten Beispiele die Aufmerksamkeit gelenkt wird. —

Diese Krankheit der Seele, die im hoͤchsten Grade unnatuͤrlich und gewaltsam ist, scheint mit sehr schnellen Schritten vorwaͤrts zu gehen, und alsdann gemeinlich zu einem fuͤrchterlichen Ausbruche zu kommen. — Es ist also wohl der Muͤhe werth, darauf zu denken, wie man ihr gleich im Anfange, sobald man die erste Spur davon entdeckt, vorbeugen, ihre Fortschritte hemmen,

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[32/0034] Thuͤre eroͤfnete, stand er mit fliegendem Haar, in einer voͤllig tragischen Stellung da, hielt sich die Pistole, grade so wie das Muster, das er nachahmete, uͤber das rechte Auge, druͤckte loß, und stuͤrzte nieder. Der junge Mensch schien nun einmal glaͤnzen und eine Art von großer Rolle spielen zu wollen, sollte es auch mit Verlust seines Lebens seyn. Dieß Beispiel verdient gewissermaßen neben das von dem Jnspektor Drieß gestellt zu werden. Also Lebensuͤberdrußaus Eitelkeit, aus Stolz; aus uͤberspannter Begierde nach der Gluͤckseeligkeit eines kuͤnftigen Lebens; aus religioͤser Schwaͤrmerei; aus Unzufriedenheit mit der wirklichen Welt, im Kontrast gegen die idealische Welt, die man sich selbst gebildet hat— dieß sind die verschiednen Arten des Lebensuͤberdrusses, worauf durch die angefuͤhrten Beispiele die Aufmerksamkeit gelenkt wird. — Diese Krankheit der Seele, die im hoͤchsten Grade unnatuͤrlich und gewaltsam ist, scheint mit sehr schnellen Schritten vorwaͤrts zu gehen, und alsdann gemeinlich zu einem fuͤrchterlichen Ausbruche zu kommen. — Es ist also wohl der Muͤhe werth, darauf zu denken, wie man ihr gleich im Anfange, sobald man die erste Spur davon entdeckt, vorbeugen, ihre Fortschritte hemmen,

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0401_1786/34>, abgerufen am 23.11.2024.