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Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786.

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Was dem Körper die Nahrungssäfte sind, das ist der Seele der immerwährende Zufluß neuer Jdeen, wovon einige sich nach innern gewissen Reitze oder disponierenden Ursachen fest setzen, andre wieder verfliegen.

Der Mensch scheint vor den Thieren die Kraft zu haben, den Zufluß seiner Jdeen selbst bestimmen, ihn auf gewisse Weise an- und ableiten, die Schleusen zuziehen und nach Gefallen wieder öfnen zu können. --

Diese Kraft wird aber zuweilen durch den Andrang der zuströmenden Jdeen gehemmt, wenn in den Jdeen, die schon in der Seele sind, das gehörige Gleichgewicht aufgehoben wird, und diese alsdenn auch ihre widerstehende Kraft verlieren.

Das Wesen der Seele besteht in der Thätigkeit, so wie das Wesen des Körpers in der Ausdehnung.

Was Hunger und Durst bei dem Körper sind, das ist der Thätigkeitstrieb bei der Seele.

Durch diesen wird sie zur immerwährenden Veränderung und Vermehrung ihrer Vorstellungen angetrieben.

Diesen Thätigkeitstrieb also gehörig zu lenken, oder wenn er erschlafft ist, ihn wieder herzustellen, ist ein Hauptgegenstand der Seelenheilkunde.



Was dem Koͤrper die Nahrungssaͤfte sind, das ist der Seele der immerwaͤhrende Zufluß neuer Jdeen, wovon einige sich nach innern gewissen Reitze oder disponierenden Ursachen fest setzen, andre wieder verfliegen.

Der Mensch scheint vor den Thieren die Kraft zu haben, den Zufluß seiner Jdeen selbst bestimmen, ihn auf gewisse Weise an- und ableiten, die Schleusen zuziehen und nach Gefallen wieder oͤfnen zu koͤnnen. —

Diese Kraft wird aber zuweilen durch den Andrang der zustroͤmenden Jdeen gehemmt, wenn in den Jdeen, die schon in der Seele sind, das gehoͤrige Gleichgewicht aufgehoben wird, und diese alsdenn auch ihre widerstehende Kraft verlieren.

Das Wesen der Seele besteht in der Thaͤtigkeit, so wie das Wesen des Koͤrpers in der Ausdehnung.

Was Hunger und Durst bei dem Koͤrper sind, das ist der Thaͤtigkeitstrieb bei der Seele.

Durch diesen wird sie zur immerwaͤhrenden Veraͤnderung und Vermehrung ihrer Vorstellungen angetrieben.

Diesen Thaͤtigkeitstrieb also gehoͤrig zu lenken, oder wenn er erschlafft ist, ihn wieder herzustellen, ist ein Hauptgegenstand der Seelenheilkunde.


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[34/0036] Was dem Koͤrper die Nahrungssaͤfte sind, das ist der Seele der immerwaͤhrende Zufluß neuer Jdeen, wovon einige sich nach innern gewissen Reitze oder disponierenden Ursachen fest setzen, andre wieder verfliegen. Der Mensch scheint vor den Thieren die Kraft zu haben, den Zufluß seiner Jdeen selbst bestimmen, ihn auf gewisse Weise an- und ableiten, die Schleusen zuziehen und nach Gefallen wieder oͤfnen zu koͤnnen. — Diese Kraft wird aber zuweilen durch den Andrang der zustroͤmenden Jdeen gehemmt, wenn in den Jdeen, die schon in der Seele sind, das gehoͤrige Gleichgewicht aufgehoben wird, und diese alsdenn auch ihre widerstehende Kraft verlieren. Das Wesen der Seele besteht in der Thaͤtigkeit, so wie das Wesen des Koͤrpers in der Ausdehnung. Was Hunger und Durst bei dem Koͤrper sind, das ist der Thaͤtigkeitstrieb bei der Seele. Durch diesen wird sie zur immerwaͤhrenden Veraͤnderung und Vermehrung ihrer Vorstellungen angetrieben. Diesen Thaͤtigkeitstrieb also gehoͤrig zu lenken, oder wenn er erschlafft ist, ihn wieder herzustellen, ist ein Hauptgegenstand der Seelenheilkunde.

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Zitationshilfe: Moritz, Karl Philipp (Hrsg.): Gnothi sauton oder Magazin zur Erfahrungsseelenkunde. Bd. 4, St. 1. Berlin, 1786, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/moritz_erfahrungsseelenkunde0401_1786/36>, abgerufen am 23.11.2024.