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Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856.

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KAPITEL IX.
Crassus Tod. Der Bruch der Gesammtherrscher.

Unter den Häuptern des ,dreiköpfigen Ungeheuers' war
Marcus Crassus Jahre lang mitgerechnet worden, ohne eigent-
lich mitzuzählen. Er diente den wirklichen Machthabern Pom-
peius und Caesar als Gleichgewichtstein, oder genauer gesagt, er
fiel mit in Caesars Wagschale gegen Pompeius. Diese Rolle des
überzähligen Collegen ist nicht allzu ehrenvoll; aber Crassus ward
nie durch leidenschaftliches Ehrgefühl gehindert seinen Vortheil
zu verfolgen. Er war Kaufmann und liess mit sich handeln. Was
ihm geboten ward, war nicht viel; aber da mehr nicht zu erhalten
war, nahm er es an und suchte den nagenden Ehrgeiz und den
Verdruss über seine der Macht so nahe und doch machtlose Stel-
lung über den ihm immer höher sich häufenden Goldbergen zu
vergessen. Aber die Conferenz zu Luca wandelte auch für ihn
die Verhältnisse um. Um nach den ausgedehnten Zugeständnis-
sen an Pompeius auch ferner gegen ihn im Uebergewicht zu blei-
ben, gab Caesar seinem alten Verbündeten Crassus Gelegenheit
durch den parthischen Krieg eben dahin in Syrien zu gelangen,
wohin Caesar durch den keltischen in Gallien gelangt war. Es
war schwer zu sagen, ob diese neuen Aussichten mehr den
Heisshunger nach Golde reizten, der dem jetzt sechzigjährigen
Manne zur andern Natur geworden war und mit jeder neu er-
worbenen Million nur um so zehrender ward, oder mehr den in
der Brust des Graukopfs lange mühsam niedergekämpften und
jetzt mit unheimlichem Feuer in ihr glühenden Ehrgeiz. Bereits
Anfang 700 traf er in Syrien ein; nicht einmal den Ablauf seines

KAPITEL IX.
Crassus Tod. Der Bruch der Gesammtherrscher.

Unter den Häuptern des ‚dreiköpfigen Ungeheuers‘ war
Marcus Crassus Jahre lang mitgerechnet worden, ohne eigent-
lich mitzuzählen. Er diente den wirklichen Machthabern Pom-
peius und Caesar als Gleichgewichtstein, oder genauer gesagt, er
fiel mit in Caesars Wagschale gegen Pompeius. Diese Rolle des
überzähligen Collegen ist nicht allzu ehrenvoll; aber Crassus ward
nie durch leidenschaftliches Ehrgefühl gehindert seinen Vortheil
zu verfolgen. Er war Kaufmann und lieſs mit sich handeln. Was
ihm geboten ward, war nicht viel; aber da mehr nicht zu erhalten
war, nahm er es an und suchte den nagenden Ehrgeiz und den
Verdruſs über seine der Macht so nahe und doch machtlose Stel-
lung über den ihm immer höher sich häufenden Goldbergen zu
vergessen. Aber die Conferenz zu Luca wandelte auch für ihn
die Verhältnisse um. Um nach den ausgedehnten Zugeständnis-
sen an Pompeius auch ferner gegen ihn im Uebergewicht zu blei-
ben, gab Caesar seinem alten Verbündeten Crassus Gelegenheit
durch den parthischen Krieg eben dahin in Syrien zu gelangen,
wohin Caesar durch den keltischen in Gallien gelangt war. Es
war schwer zu sagen, ob diese neuen Aussichten mehr den
Heiſshunger nach Golde reizten, der dem jetzt sechzigjährigen
Manne zur andern Natur geworden war und mit jeder neu er-
worbenen Million nur um so zehrender ward, oder mehr den in
der Brust des Graukopfs lange mühsam niedergekämpften und
jetzt mit unheimlichem Feuer in ihr glühenden Ehrgeiz. Bereits
Anfang 700 traf er in Syrien ein; nicht einmal den Ablauf seines

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[[311]/0321] KAPITEL IX. Crassus Tod. Der Bruch der Gesammtherrscher. Unter den Häuptern des ‚dreiköpfigen Ungeheuers‘ war Marcus Crassus Jahre lang mitgerechnet worden, ohne eigent- lich mitzuzählen. Er diente den wirklichen Machthabern Pom- peius und Caesar als Gleichgewichtstein, oder genauer gesagt, er fiel mit in Caesars Wagschale gegen Pompeius. Diese Rolle des überzähligen Collegen ist nicht allzu ehrenvoll; aber Crassus ward nie durch leidenschaftliches Ehrgefühl gehindert seinen Vortheil zu verfolgen. Er war Kaufmann und lieſs mit sich handeln. Was ihm geboten ward, war nicht viel; aber da mehr nicht zu erhalten war, nahm er es an und suchte den nagenden Ehrgeiz und den Verdruſs über seine der Macht so nahe und doch machtlose Stel- lung über den ihm immer höher sich häufenden Goldbergen zu vergessen. Aber die Conferenz zu Luca wandelte auch für ihn die Verhältnisse um. Um nach den ausgedehnten Zugeständnis- sen an Pompeius auch ferner gegen ihn im Uebergewicht zu blei- ben, gab Caesar seinem alten Verbündeten Crassus Gelegenheit durch den parthischen Krieg eben dahin in Syrien zu gelangen, wohin Caesar durch den keltischen in Gallien gelangt war. Es war schwer zu sagen, ob diese neuen Aussichten mehr den Heiſshunger nach Golde reizten, der dem jetzt sechzigjährigen Manne zur andern Natur geworden war und mit jeder neu er- worbenen Million nur um so zehrender ward, oder mehr den in der Brust des Graukopfs lange mühsam niedergekämpften und jetzt mit unheimlichem Feuer in ihr glühenden Ehrgeiz. Bereits Anfang 700 traf er in Syrien ein; nicht einmal den Ablauf seines

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Zitationshilfe: Mommsen, Theodor: Römische Geschichte. Bd. 3: Von Sullas Tode bis zur Schlacht von Thapsus. Leipzig, 1856, S. [311]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mommsen_roemische03_1856/321>, abgerufen am 21.11.2024.