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Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894.

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je vorher, und auch die Flachsspinner entlassen Arbeiter und
stellen Maschinen still. Die Cyklen der Textil-Industrie sind jetzt
in der That äusserst ungewiss, und wir werden, denke ich, bald
zur Einsicht kommen . . . . dass kein Verhältniss eingehalten wird
zwischen der Produktionsfähigkeit der Spindeln, der Menge des
Rohstoffs, und der Vermehrung der Bevölkerung." (p. 52.)

Dasselbe gilt für die Baumwollindustrie. In dem eben citirten
Bericht von Oktober 1858 heisst es: "Seitdem die Arbeitsstunden
in Fabriken festgesetzt worden, sind die Beträge des Rohstoff-
verbrauchs, der Produktion, der Löhne in allen Textilindustrien auf
einfache Regel-de-tri reducirt worden ... Ich citire aus einem
neulichen Vortrag . . . . des Herrn Payns, des jetzigen Mayor von
Blackburn, über die Baumwollindustrie, worin er die industrielle
Statistik seiner eignen Gegend mit möglichster Genauigkeit zu-
sammengestellt:

"Jede wirkliche Pferdekraft bewegt 450 self-actor-Spindeln nebst
Vorspinnmaschinerie, oder 200 throstle-Spindeln, oder 15 Stühle
für 40 Zoll breites Tuch, nebst Haspel-, Scherungs- und Schlicht-
maschinerie. Jede Pferdekraft beschäftigt beim Spinnen 21/2 Ar-
beiter, beim Weben aber 10; ihr Durchschnittslohn ist reichlich
101/2 sh. per Kopf per Woche ... Die verarbeiteten Durchschnitts-
nummern sind Nr. 30--32 für die Kette und Nr. 34--36 für den
Einschlag; nehmen wir das wöchentlich producirte Gespinnst auf
13 Unzen per Spindel an, so gibt dies 824,700 Lb Garn per Woche,
wofür 970000 Lb oder 2300 Ballen Baumwolle zum Preis von
28300 £ verbraucht werden ... In unserm Distrikt (in einem
Umkreis um Blackburn mit 5 englischen Meilen Radius) ist der
wöchentliche Baumwollverbrauch 1530000 Lb oder 3650 Ballen
zum Kostpreis von 44625 £. Es ist dies der ganzen Baum-
wollspinnerei des Vereinigten Königreichs und der sämmtlichen
mechanischen Weberei."

"Nach den Berechnungen des Herrn Payns wäre also die Ge-
sammtzahl der Baumwollspindeln des Königreichs 28800000, und
um diese in voller Beschäftigung zu halten, würden jährlich
1432080000 Lb Baumwolle erfordert. Aber die Baumwolleinfuhr,
nach Abzug der Ausfuhr, war 1856 und 1857 nur 1022576832 Lb;
es muss also nothwendig ein Deficit von 409503168 Lb stattge-
funden haben. Herr Payns, der die Güte hatte, diesen Punkt mit
mir zu besprechen, glaubt, dass eine Berechnung des jährlichen
Baumwollverbrauchs, begründet auf den Verbrauch des Distrikts
von Blackburn, zu hoch ausfallen würde in Folge des Unter-

je vorher, und auch die Flachsspinner entlassen Arbeiter und
stellen Maschinen still. Die Cyklen der Textil-Industrie sind jetzt
in der That äusserst ungewiss, und wir werden, denke ich, bald
zur Einsicht kommen . . . . dass kein Verhältniss eingehalten wird
zwischen der Produktionsfähigkeit der Spindeln, der Menge des
Rohstoffs, und der Vermehrung der Bevölkerung.“ (p. 52.)

Dasselbe gilt für die Baumwollindustrie. In dem eben citirten
Bericht von Oktober 1858 heisst es: „Seitdem die Arbeitsstunden
in Fabriken festgesetzt worden, sind die Beträge des Rohstoff-
verbrauchs, der Produktion, der Löhne in allen Textilindustrien auf
einfache Regel-de-tri reducirt worden … Ich citire aus einem
neulichen Vortrag . . . . des Herrn Payns, des jetzigen Mayor von
Blackburn, über die Baumwollindustrie, worin er die industrielle
Statistik seiner eignen Gegend mit möglichster Genauigkeit zu-
sammengestellt:

„Jede wirkliche Pferdekraft bewegt 450 self-actor-Spindeln nebst
Vorspinnmaschinerie, oder 200 throstle-Spindeln, oder 15 Stühle
für 40 Zoll breites Tuch, nebst Haspel-, Scherungs- und Schlicht-
maschinerie. Jede Pferdekraft beschäftigt beim Spinnen 2½ Ar-
beiter, beim Weben aber 10; ihr Durchschnittslohn ist reichlich
10½ sh. per Kopf per Woche … Die verarbeiteten Durchschnitts-
nummern sind Nr. 30—32 für die Kette und Nr. 34—36 für den
Einschlag; nehmen wir das wöchentlich producirte Gespinnst auf
13 Unzen per Spindel an, so gibt dies 824,700 Garn per Woche,
wofür 970000 oder 2300 Ballen Baumwolle zum Preis von
28300 £ verbraucht werden … In unserm Distrikt (in einem
Umkreis um Blackburn mit 5 englischen Meilen Radius) ist der
wöchentliche Baumwollverbrauch 1530000 oder 3650 Ballen
zum Kostpreis von 44625 £. Es ist dies der ganzen Baum-
wollspinnerei des Vereinigten Königreichs und der sämmtlichen
mechanischen Weberei.“

„Nach den Berechnungen des Herrn Payns wäre also die Ge-
sammtzahl der Baumwollspindeln des Königreichs 28800000, und
um diese in voller Beschäftigung zu halten, würden jährlich
1432080000 Baumwolle erfordert. Aber die Baumwolleinfuhr,
nach Abzug der Ausfuhr, war 1856 und 1857 nur 1022576832 ;
es muss also nothwendig ein Deficit von 409503168 stattge-
funden haben. Herr Payns, der die Güte hatte, diesen Punkt mit
mir zu besprechen, glaubt, dass eine Berechnung des jährlichen
Baumwollverbrauchs, begründet auf den Verbrauch des Distrikts
von Blackburn, zu hoch ausfallen würde in Folge des Unter-

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch III: Der Gesammtprocess der kapitalistischen Produktion. Kapitel I bis XXVIII. Hamburg, 1894, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital0301_1894/134>, abgerufen am 26.04.2024.