Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Andere Buch. Das Andere Buch. SIe wurden alle still und fertig anzuhören/ Was hievon dieser gast Eneas würde lehren: Dann richtet er sich auf an obern sitz und ort/ Und fienge folgender gestalt/ an diese wort. Du wilst/ o königin/ daß ich dir ohn verheelen Mög alles ungelück von neuen an erzehlen/ Was Troens herrligkeit und hoch geführte macht/ Das satt beklagte reich/ herunter hat gebracht; Und was ich selber hab als mitglied dieser armen Für angst und noht gesehn (wen möcht es nicht erbarmen/ Wer kan enthalten sich zu lassen eine zähr/ Wärs gleich Achill/ wärs Pyrrh/ Ulyß uun andre mehr Wie hart sie immer sind?) die nacht itzt zwar verstreichet/ Und eilet für sich weg/ der sternen heer erbleichet/ Und rathet uns zu gehn zur sorgen freyen ruh Und schliessen sehnliglich die matten augen zu. Im fall dich aber nun begier und leidmuth rühret/ Wie man ein edles hertz bevorab hieraus spüret/ Und daß du unsre noht und unfall wissen wilt/ Wie wol mein sinn und muht darob erschrickt und grillt/ Ja traurens halben sich entzeucht das zuerzehlen/ Was nichts mehr als nur kan des menschen hertze qve len; Wil ichs erzehlen doch. Als wir fast lange zeit Gemattet waren ab von schwerem krieg und streit/ Und
Das Andere Buch. Das Andere Buch. SIe wurden alle ſtill und fertig anzuhoͤren/ Was hievon dieſer gaſt Eneas wuͤrde lehrẽ: Dann ꝛichtet eꝛ ſich auf an obeꝛn ſitz und oꝛt/ Und fienge folgender geſtalt/ an dieſe wort. Du wilſt/ o koͤnigin/ daß ich dir ohn verheelẽ Moͤg alles ungeluͤck von neuen an erzehlen/ Was Troens herrligkeit und hoch gefuͤhrte macht/ Das ſatt beklagte reich/ herunter hat gebracht; Und was ich ſelber hab als mitglied dieſer armen Fuͤr angſt und noht geſehn (wen moͤcht es nicht erbarmẽ/ Wer kan enthalten ſich zu laſſen eine zaͤhr/ Waͤrs gleich Achill/ waͤrs Pyrrh/ Ulyß uũ andre mehr Wie hart ſie im̃er ſind?) die nacht itzt zwar verſtreichet/ Und eilet fuͤr ſich weg/ der ſternen heer erbleichet/ Und rathet uns zu gehn zur ſorgen freyen ruh Und ſchlieſſen ſehnliglich die matten augen zu. Im fall dich aber nun begier und leidmuth ruͤhret/ Wie man ein edles hertz bevorab hieraus ſpuͤret/ Und daß du unſre noht und unfall wiſſen wilt/ Wie wol mein ſiñ und muht darob erſchrickt und grillt/ Ja traurens halben ſich entzeucht das zuerzehlen/ Was nichts mehr als nur kan des menſchẽ hertze qve lẽ; Wil ichs erzehlen doch. Als wir faſt lange zeit Gemattet waren ab von ſchwerem krieg und ſtreit/ Und
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Das Andere Buch.
Das Andere Buch.
SIe wurden alle ſtill und fertig anzuhoͤren/
Was hievon dieſer gaſt Eneas wuͤrde lehrẽ:
Dann ꝛichtet eꝛ ſich auf an obeꝛn ſitz und oꝛt/
Und fienge folgender geſtalt/ an dieſe wort.
Du wilſt/ o koͤnigin/ daß ich dir ohn verheelẽ
Moͤg alles ungeluͤck von neuen an erzehlen/
Was Troens herrligkeit und hoch gefuͤhrte macht/
Das ſatt beklagte reich/ herunter hat gebracht;
Und was ich ſelber hab als mitglied dieſer armen
Fuͤr angſt und noht geſehn (wen moͤcht es nicht erbarmẽ/
Wer kan enthalten ſich zu laſſen eine zaͤhr/
Waͤrs gleich Achill/ waͤrs Pyrrh/ Ulyß uũ andre mehr
Wie hart ſie im̃er ſind?) die nacht itzt zwar verſtreichet/
Und eilet fuͤr ſich weg/ der ſternen heer erbleichet/
Und rathet uns zu gehn zur ſorgen freyen ruh
Und ſchlieſſen ſehnliglich die matten augen zu.
Im fall dich aber nun begier und leidmuth ruͤhret/
Wie man ein edles hertz bevorab hieraus ſpuͤret/
Und daß du unſre noht und unfall wiſſen wilt/
Wie wol mein ſiñ und muht darob erſchrickt und grillt/
Ja traurens halben ſich entzeucht das zuerzehlen/
Was nichts mehr als nur kan des menſchẽ hertze qve lẽ;
Wil ichs erzehlen doch. Als wir faſt lange zeit
Gemattet waren ab von ſchwerem krieg und ſtreit/
Und
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