Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Beschluß.
ner Seelen Begierde zu entfliehen, sind zwey Tau-
ben-Flügel, mit denen du dich in die Wunden-
Höhe deines Heylandes aufschwingest. Es ist
manchmahl ein Teuffel mit einem armen Strick,
ein eiteles Welt-Kind unter Wegs, dich in sein
Gebiet zu ziehen, und auf seinen Grund und Bo-
den zu verleiten; die Gnade aber treibet dich ins
Gebet, daß du einen Eckel ab allen zauberischen
Welt-Kram bekommest, mithin der Feinden An-
schlag sich zerschläget und du Herr im Lande ver-
bleibest.

Hier muß ich zu GOttes Preiß und Ruhm er-
zehlen, was mir zur Zeit begegnet:

Jch hatte eines Landvogts Pferd, und dieses erwildete
so greulich, daß es den Zaum zerrissen, und auf das schnel-
leste einem Wald zugerennet: Jch sahe die Gefahr, wie
leicht mir der Kopf könte zerschmettert werden; bate dar-
um meinen HErrn JEsum Christum um den Beystand
der Heil. Engeln so sehnlich, daß es durch Wolcken und
Himmel drange: Bald darauf schluge ich in vollem Pferd-
Sprung mit den lincken Schläffen des Hauptes an einen
Baum im Wald, ohne den geringsten Schaden, ohngeach-
tet das Haupt, weil der Huth in allem Rennen davon flo-
ge, blos nnd unbedecket ware.

§. 3.

Dritter Vortheil. Bade und wasche
dich täglich mit zerknirschtem Hertzen im
Blut des Lammes/
Offenb. 7, 14. und laß
die Wunden-Höhle des gecreutzigten
JEsu nimmer aus deinem Hertzen kom-
men/ selbige vielmehr deine Zuflucht seyn
für und für; da findest du gewiß Schat-

ten

Der Beſchluß.
ner Seelen Begierde zu entfliehen, ſind zwey Tau-
ben-Fluͤgel, mit denen du dich in die Wunden-
Hoͤhe deines Heylandes aufſchwingeſt. Es iſt
manchmahl ein Teuffel mit einem armen Strick,
ein eiteles Welt-Kind unter Wegs, dich in ſein
Gebiet zu ziehen, und auf ſeinen Grund und Bo-
den zu verleiten; die Gnade aber treibet dich ins
Gebet, daß du einen Eckel ab allen zauberiſchen
Welt-Kram bekommeſt, mithin der Feinden An-
ſchlag ſich zerſchlaͤget und du Herr im Lande ver-
bleibeſt.

Hier muß ich zu GOttes Preiß und Ruhm er-
zehlen, was mir zur Zeit begegnet:

Jch hatte eines Landvogts Pferd, und dieſes erwildete
ſo greulich, daß es den Zaum zerriſſen, und auf das ſchnel-
leſte einem Wald zugerennet: Jch ſahe die Gefahr, wie
leicht mir der Kopf koͤnte zerſchmettert werden; bate dar-
um meinen HErrn JEſum Chriſtum um den Beyſtand
der Heil. Engeln ſo ſehnlich, daß es durch Wolcken und
Himmel drange: Bald darauf ſchluge ich in vollem Pferd-
Sprung mit den lincken Schlaͤffen des Hauptes an einen
Baum im Wald, ohne den geringſten Schaden, ohngeach-
tet das Haupt, weil der Huth in allem Rennen davon flo-
ge, blos nnd unbedecket ware.

§. 3.

Dritter Vortheil. Bade und waſche
dich taͤglich mit zerknirſchtem Hertzen im
Blut des Lammes/
Offenb. 7, 14. und laß
die Wunden-Hoͤhle des gecreutzigten
JEſu nimmer aus deinem Hertzen kom-
men/ ſelbige vielmehr deine Zuflucht ſeyn
fuͤr und fuͤr; da findeſt du gewiß Schat-

ten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0415" n="397"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Be&#x017F;chluß.</hi></fw><lb/>
ner Seelen Begierde zu entfliehen, &#x017F;ind zwey Tau-<lb/>
ben-Flu&#x0364;gel, mit denen du dich in die Wunden-<lb/>
Ho&#x0364;he deines Heylandes auf&#x017F;chwinge&#x017F;t. Es i&#x017F;t<lb/>
manchmahl ein Teuffel mit einem armen Strick,<lb/>
ein eiteles Welt-Kind unter Wegs, dich in &#x017F;ein<lb/>
Gebiet zu ziehen, und auf &#x017F;einen Grund und Bo-<lb/>
den zu verleiten; die Gnade aber treibet dich ins<lb/>
Gebet, daß du einen Eckel ab allen zauberi&#x017F;chen<lb/>
Welt-Kram bekomme&#x017F;t, mithin der Feinden An-<lb/>
&#x017F;chlag &#x017F;ich zer&#x017F;chla&#x0364;get und du Herr im Lande ver-<lb/>
bleibe&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Hier muß ich zu GOttes Preiß und Ruhm er-<lb/>
zehlen, was mir zur Zeit begegnet:</p><lb/>
          <p>Jch hatte eines Landvogts Pferd, und die&#x017F;es erwildete<lb/>
&#x017F;o greulich, daß es den Zaum zerri&#x017F;&#x017F;en, und auf das &#x017F;chnel-<lb/>
le&#x017F;te einem Wald zugerennet: Jch &#x017F;ahe die Gefahr, wie<lb/>
leicht mir der Kopf ko&#x0364;nte zer&#x017F;chmettert werden; bate dar-<lb/>
um meinen HErrn JE&#x017F;um Chri&#x017F;tum um den Bey&#x017F;tand<lb/>
der Heil. Engeln &#x017F;o &#x017F;ehnlich, daß es durch Wolcken und<lb/>
Himmel drange: Bald darauf &#x017F;chluge ich in vollem Pferd-<lb/>
Sprung mit den lincken Schla&#x0364;ffen des Hauptes an einen<lb/>
Baum im Wald, ohne den gering&#x017F;ten Schaden, ohngeach-<lb/>
tet das Haupt, weil der Huth in allem Rennen davon flo-<lb/>
ge, blos nnd unbedecket ware.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 3.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Dritter Vortheil. Bade und wa&#x017F;che<lb/>
dich ta&#x0364;glich mit zerknir&#x017F;chtem Hertzen im<lb/>
Blut des Lammes/</hi> Offenb. 7, 14. <hi rendition="#fr">und laß<lb/>
die Wunden-Ho&#x0364;hle des gecreutzigten<lb/>
JE&#x017F;u nimmer aus deinem Hertzen kom-<lb/>
men/ &#x017F;elbige vielmehr deine Zuflucht &#x017F;eyn<lb/>
fu&#x0364;r und fu&#x0364;r; da finde&#x017F;t du gewiß Schat-</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">ten</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[397/0415] Der Beſchluß. ner Seelen Begierde zu entfliehen, ſind zwey Tau- ben-Fluͤgel, mit denen du dich in die Wunden- Hoͤhe deines Heylandes aufſchwingeſt. Es iſt manchmahl ein Teuffel mit einem armen Strick, ein eiteles Welt-Kind unter Wegs, dich in ſein Gebiet zu ziehen, und auf ſeinen Grund und Bo- den zu verleiten; die Gnade aber treibet dich ins Gebet, daß du einen Eckel ab allen zauberiſchen Welt-Kram bekommeſt, mithin der Feinden An- ſchlag ſich zerſchlaͤget und du Herr im Lande ver- bleibeſt. Hier muß ich zu GOttes Preiß und Ruhm er- zehlen, was mir zur Zeit begegnet: Jch hatte eines Landvogts Pferd, und dieſes erwildete ſo greulich, daß es den Zaum zerriſſen, und auf das ſchnel- leſte einem Wald zugerennet: Jch ſahe die Gefahr, wie leicht mir der Kopf koͤnte zerſchmettert werden; bate dar- um meinen HErrn JEſum Chriſtum um den Beyſtand der Heil. Engeln ſo ſehnlich, daß es durch Wolcken und Himmel drange: Bald darauf ſchluge ich in vollem Pferd- Sprung mit den lincken Schlaͤffen des Hauptes an einen Baum im Wald, ohne den geringſten Schaden, ohngeach- tet das Haupt, weil der Huth in allem Rennen davon flo- ge, blos nnd unbedecket ware. §. 3. Dritter Vortheil. Bade und waſche dich taͤglich mit zerknirſchtem Hertzen im Blut des Lammes/ Offenb. 7, 14. und laß die Wunden-Hoͤhle des gecreutzigten JEſu nimmer aus deinem Hertzen kom- men/ ſelbige vielmehr deine Zuflucht ſeyn fuͤr und fuͤr; da findeſt du gewiß Schat- ten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/415
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/415>, abgerufen am 21.12.2024.