Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

der Eltern in Ansehung ihrer Kinder.
sen! Ach hätte ich denen Aposteln und Prophe-"
ten geglaubt, so wurde ich meinem Kind sanff-"
ter gebetet haben in Rosen- und Lilien-Blättern"
der ewigen Freude; anstatt es itzt auf glüend-"
spitzigen Kiesel-Steinen, unter Schlangen und"
Scorpionen in der heissen Höllen-Glut ligen"
muß; da es nach meinem Exempel sich mehr um"
die Welt, als um das Heyl GOttes beküm-"
mert und bemühet, und geglaubet hat, daß es,"
weil ihm der kindliche Gehorsam von GOTT"
selber auferleget worden, seine Sache nicht bes-"
ser machen könne und solle, als ich es gemachet"
habe!"

Hilff GOtt! wem gehet wohl dieses zu Hertzen?

§. 3.

Nachdem also die Handlungen der Eltern
wider GOttes Wort und Willen angehen, die
Kinder aber das zu sehen gewohnet sind: So
gibts einen so tiefen Eindruck in die zarten Gemü-
ther, daß die verführische Welt-Bilder, ohne har-
te Umschmeltzungen durch Creutz und Gnade nicht
auszutreiben sind; es seye dann Sache, daß das
Kind aus ausserordentlicher Barmhertzigkeit GOt-
tes einen höhern Geist empfahe, der in ihm einen
hertzlichen Eckel an allem Plunder dieser Welt er-
wecke, so, daß es mit heiliger Ehrfurcht nur auf
den Willen GOttes schaue, wie Abraham, Jo-
nathan, Josias und viele Märtyrer und Beken-
ner, welche sich aus Liebe zu Christo von ihren El-
tern haben enterben lassen. Matth. 10, 21. Hebr.

10, 34.

der Eltern in Anſehung ihrer Kinder.
ſen! Ach haͤtte ich denen Apoſteln und Prophe-“
ten geglaubt, ſo wurde ich meinem Kind ſanff-“
ter gebetet haben in Roſen- und Lilien-Blaͤttern“
der ewigen Freude; anſtatt es itzt auf gluͤend-“
ſpitzigen Kieſel-Steinen, unter Schlangen und“
Scorpionen in der heiſſen Hoͤllen-Glut ligen“
muß; da es nach meinem Exempel ſich mehr um“
die Welt, als um das Heyl GOttes bekuͤm-“
mert und bemuͤhet, und geglaubet hat, daß es,“
weil ihm der kindliche Gehorſam von GOTT“
ſelber auferleget worden, ſeine Sache nicht beſ-“
ſer machen koͤnne und ſolle, als ich es gemachet“
habe!‟

Hilff GOtt! wem gehet wohl dieſes zu Hertzen?

§. 3.

Nachdem alſo die Handlungen der Eltern
wider GOttes Wort und Willen angehen, die
Kinder aber das zu ſehen gewohnet ſind: So
gibts einen ſo tiefen Eindruck in die zarten Gemuͤ-
ther, daß die verfuͤhriſche Welt-Bilder, ohne har-
te Umſchmeltzungen durch Creutz und Gnade nicht
auszutreiben ſind; es ſeye dann Sache, daß das
Kind aus auſſerordentlicher Barmhertzigkeit GOt-
tes einen hoͤhern Geiſt empfahe, der in ihm einen
hertzlichen Eckel an allem Plunder dieſer Welt er-
wecke, ſo, daß es mit heiliger Ehrfurcht nur auf
den Willen GOttes ſchaue, wie Abraham, Jo-
nathan, Joſias und viele Maͤrtyrer und Beken-
ner, welche ſich aus Liebe zu Chriſto von ihren El-
tern haben enterben laſſen. Matth. 10, 21. Hebr.

10, 34.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0159" n="141"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Eltern in An&#x017F;ehung ihrer Kinder.</hi></fw><lb/>
&#x017F;en! Ach ha&#x0364;tte ich denen Apo&#x017F;teln und Prophe-&#x201C;<lb/>
ten geglaubt, &#x017F;o wurde ich meinem Kind &#x017F;anff-&#x201C;<lb/>
ter gebetet haben in Ro&#x017F;en- und Lilien-Bla&#x0364;ttern&#x201C;<lb/>
der ewigen Freude; an&#x017F;tatt es itzt auf glu&#x0364;end-&#x201C;<lb/>
&#x017F;pitzigen Kie&#x017F;el-Steinen, unter Schlangen und&#x201C;<lb/>
Scorpionen in der hei&#x017F;&#x017F;en Ho&#x0364;llen-Glut ligen&#x201C;<lb/>
muß; da es nach meinem Exempel &#x017F;ich mehr um&#x201C;<lb/>
die Welt, als um das Heyl GOttes beku&#x0364;m-&#x201C;<lb/>
mert und bemu&#x0364;het, und geglaubet hat, daß es,&#x201C;<lb/>
weil ihm der kindliche Gehor&#x017F;am von GOTT&#x201C;<lb/>
&#x017F;elber auferleget worden, &#x017F;eine Sache nicht be&#x017F;-&#x201C;<lb/>
&#x017F;er machen ko&#x0364;nne und &#x017F;olle, als ich es gemachet&#x201C;<lb/>
habe!&#x201F;</p><lb/>
            <p>Hilff GOtt! wem gehet wohl die&#x017F;es zu Hertzen?</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 3.</head><lb/>
            <p>Nachdem al&#x017F;o die Handlungen der Eltern<lb/>
wider GOttes Wort und Willen angehen, die<lb/>
Kinder aber das zu &#x017F;ehen gewohnet &#x017F;ind: So<lb/>
gibts einen &#x017F;o tiefen Eindruck in die zarten Gemu&#x0364;-<lb/>
ther, daß die verfu&#x0364;hri&#x017F;che Welt-Bilder, ohne har-<lb/>
te Um&#x017F;chmeltzungen durch Creutz und Gnade nicht<lb/>
auszutreiben &#x017F;ind; es &#x017F;eye dann Sache, daß das<lb/>
Kind aus au&#x017F;&#x017F;erordentlicher Barmhertzigkeit GOt-<lb/>
tes einen ho&#x0364;hern Gei&#x017F;t empfahe, der in ihm einen<lb/>
hertzlichen Eckel an allem Plunder die&#x017F;er Welt er-<lb/>
wecke, &#x017F;o, daß es mit heiliger Ehrfurcht nur auf<lb/>
den Willen GOttes &#x017F;chaue, wie Abraham, Jo-<lb/>
nathan, Jo&#x017F;ias und viele Ma&#x0364;rtyrer und Beken-<lb/>
ner, welche &#x017F;ich aus Liebe zu Chri&#x017F;to von ihren El-<lb/>
tern haben enterben la&#x017F;&#x017F;en. Matth. 10, 21. Hebr.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">10, 34.</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[141/0159] der Eltern in Anſehung ihrer Kinder. ſen! Ach haͤtte ich denen Apoſteln und Prophe-“ ten geglaubt, ſo wurde ich meinem Kind ſanff-“ ter gebetet haben in Roſen- und Lilien-Blaͤttern“ der ewigen Freude; anſtatt es itzt auf gluͤend-“ ſpitzigen Kieſel-Steinen, unter Schlangen und“ Scorpionen in der heiſſen Hoͤllen-Glut ligen“ muß; da es nach meinem Exempel ſich mehr um“ die Welt, als um das Heyl GOttes bekuͤm-“ mert und bemuͤhet, und geglaubet hat, daß es,“ weil ihm der kindliche Gehorſam von GOTT“ ſelber auferleget worden, ſeine Sache nicht beſ-“ ſer machen koͤnne und ſolle, als ich es gemachet“ habe!‟ Hilff GOtt! wem gehet wohl dieſes zu Hertzen? §. 3. Nachdem alſo die Handlungen der Eltern wider GOttes Wort und Willen angehen, die Kinder aber das zu ſehen gewohnet ſind: So gibts einen ſo tiefen Eindruck in die zarten Gemuͤ- ther, daß die verfuͤhriſche Welt-Bilder, ohne har- te Umſchmeltzungen durch Creutz und Gnade nicht auszutreiben ſind; es ſeye dann Sache, daß das Kind aus auſſerordentlicher Barmhertzigkeit GOt- tes einen hoͤhern Geiſt empfahe, der in ihm einen hertzlichen Eckel an allem Plunder dieſer Welt er- wecke, ſo, daß es mit heiliger Ehrfurcht nur auf den Willen GOttes ſchaue, wie Abraham, Jo- nathan, Joſias und viele Maͤrtyrer und Beken- ner, welche ſich aus Liebe zu Chriſto von ihren El- tern haben enterben laſſen. Matth. 10, 21. Hebr. 10, 34.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/159
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Warnung An Die liebe Jugend. Schaffhausen, 1747, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_warnung_1747/159>, abgerufen am 21.12.2024.