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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

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Betrachtungen
Das fünff und zwantzigste Capitel.
Wie der Glaube dennoch das Perlein umsonst habe, unangesehen er
alles darum verkaufft.
Einwurff,
ob nicht
der Glaub
allein see-
lig mache.

§. 1. Sagt jemand: Aber ich bin immer in denen Gedancken ge-
standen, man kauffe da alles ohne Geld und umsonst, und hange
diß Geschäfft überall allein am Glauben, wormit man sich CHRJ-
STJ Verdienst zueigne, und seye der vollkommenen Erlösung JE-
SU auch der geringste menschlich Beysatz verkleinerlich?

Antwort
und Nach-
richt vom
Glauben.

§. 2. Antwort. Ja das ist wahr, aber der Glaub behält nichts
als JESUM, der rechte seeligmachende Glaub facklet von so in-
niger Lust und Lieb zu Christo, daß wann er die gantze Welt hät-
te, er henckte sie JESU an, und legte sie nieder zu den Füssen sei-
nes Creutzes; Zu dem muß es dich mehrmahlen saur angekommen
seyn, zu glauben, also daß du schwerlich habest mögen darzu gelan-
gen, und du zuvor deines Glaubens Schwachheit weidlich und
mercklich gefühlt habest, und mit Noth erstarcket seyest; Es ist al-
so eine Gleichnuß-Red, wordurch das klare und unbetriegliche
Merckmahl angezeigt wird, wer JESUM und sein Heyl aus lau-
terer Gunst und Erbarmung des Vatters empfangen habe. Es
wäre närrisch zu gedencken, daß einer etwas an diese Perl bezahlt
hätte, wann er aller Patriarchen, Propheten und Märtyrer Weiß-
heit, Heiligkeit, Anfechtung und Trübsal beysammen hätte, ja je
mehr einer dessen hat, je mehr ist er dieser Perl ewig Lob und Danck
schuldig, daß sie ihre Krafft und Tugend also gar reichlich und über-
schwencklich an ihm bewiesen, hiemit ist die Obligation und Schuld
nur desto grösser, so fern ists, daß etwas an der Perl damit be-
zahlt worden, nein! GOTT stellt seinen Sohn uns vor, zur son-
derbahren Verehrung, JESUS tragt unsere Sünden, und ver-
dient ewiges Leben, der Heilige Geist nöthiget, treibet und bereitet
uns, diß Geschenck zu empfahen, aus GOTTES miltthätigster
Gnaden-Hand.

§. 3.
Betrachtungen
Das fuͤnff und zwantzigſte Capitel.
Wie der Glaube dennoch das Perlein umſonſt habe, unangeſehen er
alles darum verkaufft.
Einwurff,
ob nicht
der Glaub
allein ſee-
lig mache.

§. 1. Sagt jemand: Aber ich bin immer in denen Gedancken ge-
ſtanden, man kauffe da alles ohne Geld und umſonſt, und hange
diß Geſchaͤfft uͤberall allein am Glauben, wormit man ſich CHRJ-
STJ Verdienſt zueigne, und ſeye der vollkommenen Erloͤſung JE-
SU auch der geringſte menſchlich Beyſatz verkleinerlich?

Antwort
und Nach-
richt vom
Glauben.

§. 2. Antwort. Ja das iſt wahr, aber der Glaub behaͤlt nichts
als JESUM, der rechte ſeeligmachende Glaub facklet von ſo in-
niger Luſt und Lieb zu Chriſto, daß wann er die gantze Welt haͤt-
te, er henckte ſie JESU an, und legte ſie nieder zu den Fuͤſſen ſei-
nes Creutzes; Zu dem muß es dich mehrmahlen ſaur angekommen
ſeyn, zu glauben, alſo daß du ſchwerlich habeſt moͤgen darzu gelan-
gen, und du zuvor deines Glaubens Schwachheit weidlich und
mercklich gefuͤhlt habeſt, und mit Noth erſtarcket ſeyeſt; Es iſt al-
ſo eine Gleichnuß-Red, wordurch das klare und unbetriegliche
Merckmahl angezeigt wird, wer JESUM und ſein Heyl aus lau-
terer Gunſt und Erbarmung des Vatters empfangen habe. Es
waͤre naͤrriſch zu gedencken, daß einer etwas an dieſe Perl bezahlt
haͤtte, wann er aller Patriarchen, Propheten und Maͤrtyrer Weiß-
heit, Heiligkeit, Anfechtung und Truͤbſal beyſammen haͤtte, ja je
mehr einer deſſen hat, je mehr iſt er dieſer Perl ewig Lob und Danck
ſchuldig, daß ſie ihre Krafft und Tugend alſo gar reichlich und uͤber-
ſchwencklich an ihm bewieſen, hiemit iſt die Obligation und Schuld
nur deſto groͤſſer, ſo fern iſts, daß etwas an der Perl damit be-
zahlt worden, nein! GOTT ſtellt ſeinen Sohn uns vor, zur ſon-
derbahren Verehrung, JESUS tragt unſere Suͤnden, und ver-
dient ewiges Leben, der Heilige Geiſt noͤthiget, treibet und bereitet
uns, diß Geſchenck zu empfahen, aus GOTTES miltthaͤtigſter
Gnaden-Hand.

§. 3.
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[894/0990] Betrachtungen Das fuͤnff und zwantzigſte Capitel. Wie der Glaube dennoch das Perlein umſonſt habe, unangeſehen er alles darum verkaufft. §. 1. Sagt jemand: Aber ich bin immer in denen Gedancken ge- ſtanden, man kauffe da alles ohne Geld und umſonſt, und hange diß Geſchaͤfft uͤberall allein am Glauben, wormit man ſich CHRJ- STJ Verdienſt zueigne, und ſeye der vollkommenen Erloͤſung JE- SU auch der geringſte menſchlich Beyſatz verkleinerlich? §. 2. Antwort. Ja das iſt wahr, aber der Glaub behaͤlt nichts als JESUM, der rechte ſeeligmachende Glaub facklet von ſo in- niger Luſt und Lieb zu Chriſto, daß wann er die gantze Welt haͤt- te, er henckte ſie JESU an, und legte ſie nieder zu den Fuͤſſen ſei- nes Creutzes; Zu dem muß es dich mehrmahlen ſaur angekommen ſeyn, zu glauben, alſo daß du ſchwerlich habeſt moͤgen darzu gelan- gen, und du zuvor deines Glaubens Schwachheit weidlich und mercklich gefuͤhlt habeſt, und mit Noth erſtarcket ſeyeſt; Es iſt al- ſo eine Gleichnuß-Red, wordurch das klare und unbetriegliche Merckmahl angezeigt wird, wer JESUM und ſein Heyl aus lau- terer Gunſt und Erbarmung des Vatters empfangen habe. Es waͤre naͤrriſch zu gedencken, daß einer etwas an dieſe Perl bezahlt haͤtte, wann er aller Patriarchen, Propheten und Maͤrtyrer Weiß- heit, Heiligkeit, Anfechtung und Truͤbſal beyſammen haͤtte, ja je mehr einer deſſen hat, je mehr iſt er dieſer Perl ewig Lob und Danck ſchuldig, daß ſie ihre Krafft und Tugend alſo gar reichlich und uͤber- ſchwencklich an ihm bewieſen, hiemit iſt die Obligation und Schuld nur deſto groͤſſer, ſo fern iſts, daß etwas an der Perl damit be- zahlt worden, nein! GOTT ſtellt ſeinen Sohn uns vor, zur ſon- derbahren Verehrung, JESUS tragt unſere Suͤnden, und ver- dient ewiges Leben, der Heilige Geiſt noͤthiget, treibet und bereitet uns, diß Geſchenck zu empfahen, aus GOTTES miltthaͤtigſter Gnaden-Hand. §. 3.

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 894. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/990>, abgerufen am 21.11.2024.