Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite
Jm Namen JESU.
Text.
Esajas IX. v. 6.

Uns ist ein Kind gebohren, ein Sohn ist uns ge-
geben.

Das erste Capitel.
Der Eingang, die Verknüpffung, der Jnhalt und kurtze Erklärung
des Textes.

§. 1.

Grosses
Elend de-
ren welche
ohne JE-
sum leben.

WAs wurden wohl alle Einwohner der Erden darzu sagen,
wann sie nur einen Monat lang ohne die Sonne leben
sollten? Das wäre ja ein grosses Elend, daß kaum be-
schrieben werden könnte der Schrecken, Angst, Con-
fusion, Verwirrung, Hunger, Frost und Sterben,
so daraus entstehen wurde. Aber es ist ein weit mehr traurig, töd-
lich Ding, ohne den gesalbeten Seeligmacher leben, sich nur juchs-
weise nach dieser Gnaden-Sonne sehnen, deren Strahlen und Gna-
den-Würckungen nicht emsig auffassen, nicht wachtbar seyn, noch
die Stund ihres Aufgangs biß auf die letzte Minuten auswarten.
Hätte Jsrael nur 12. biß 24. Stund geharret a, so wäre Moses
mit den Gesetz-Tafeln bey ihnen gewesen, zu ihrer ewigen Freud b.
Freylich machet uns das Elend, daß wir nicht nur GOtt entlauffen
und der rechten Stund nicht wollen abwarten; sondern wann man
selbst die Zeiten unser Andacht eintheilte, und was durch fremde
Gedancken davon sich verlieret, abrechnete, so lebte unsere Seel
wohl 9. Monat im Jahr aussert der lebendigen Gemeinschafft Chri-
sti: woran unsere Trägheit und Unglaub die Schuld ist, nicht die
stets scheinende Sonne der Gerechtigkeit. Wir sind zu faul unsere
Pfuhl-Gräben zu verlassen, die Treu und Krafft GOttes in seinen

Verheis-
a Ps. CXXX. 5-8.
b Exod. XXXII.
Jm Namen JESU.
Text.
Eſajas IX. v. 6.

Uns iſt ein Kind gebohren, ein Sohn iſt uns ge-
geben.

Das erſte Capitel.
Der Eingang, die Verknuͤpffung, der Jnhalt und kurtze Erklaͤrung
des Textes.

§. 1.

Groſſes
Elend de-
ren welche
ohne JE-
ſum leben.

WAs wurden wohl alle Einwohner der Erden darzu ſagen,
wann ſie nur einen Monat lang ohne die Sonne leben
ſollten? Das waͤre ja ein groſſes Elend, daß kaum be-
ſchrieben werden koͤnnte der Schrecken, Angſt, Con-
fuſion, Verwirrung, Hunger, Froſt und Sterben,
ſo daraus entſtehen wurde. Aber es iſt ein weit mehr traurig, toͤd-
lich Ding, ohne den geſalbeten Seeligmacher leben, ſich nur juchs-
weiſe nach dieſer Gnaden-Sonne ſehnen, deren Strahlen und Gna-
den-Wuͤrckungen nicht emſig auffaſſen, nicht wachtbar ſeyn, noch
die Stund ihres Aufgangs biß auf die letzte Minuten auswarten.
Haͤtte Jſrael nur 12. biß 24. Stund geharret a, ſo waͤre Moſes
mit den Geſetz-Tafeln bey ihnen geweſen, zu ihrer ewigen Freud b.
Freylich machet uns das Elend, daß wir nicht nur GOtt entlauffen
und der rechten Stund nicht wollen abwarten; ſondern wann man
ſelbſt die Zeiten unſer Andacht eintheilte, und was durch fremde
Gedancken davon ſich verlieret, abrechnete, ſo lebte unſere Seel
wohl 9. Monat im Jahr auſſert der lebendigen Gemeinſchafft Chri-
ſti: woran unſere Traͤgheit und Unglaub die Schuld iſt, nicht die
ſtets ſcheinende Sonne der Gerechtigkeit. Wir ſind zu faul unſere
Pfuhl-Graͤben zu verlaſſen, die Treu und Krafft GOttes in ſeinen

Verheiſ-
a Pſ. CXXX. 5-8.
b Exod. XXXII.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0680" n="584"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Jm Namen JESU.</hi> </head><lb/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b">Text.</hi><lb/><hi rendition="#aq">E&#x017F;ajas IX. v.</hi> 6.</head><lb/>
          <p> <hi rendition="#b">Uns i&#x017F;t ein Kind gebohren, ein Sohn i&#x017F;t uns ge-<lb/>
geben.</hi> </p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das er&#x017F;te Capitel.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Der Eingang, die Verknu&#x0364;pffung, der Jnhalt und kurtze Erkla&#x0364;rung<lb/>
des Textes.</hi> </head><lb/>
          <p> <hi rendition="#c">§. 1.</hi> </p><lb/>
          <note place="left">Gro&#x017F;&#x017F;es<lb/>
Elend de-<lb/>
ren welche<lb/>
ohne JE-<lb/>
&#x017F;um leben.</note>
          <p><hi rendition="#in">W</hi>As wurden wohl alle Einwohner der Erden darzu &#x017F;agen,<lb/>
wann &#x017F;ie nur einen Monat lang ohne die Sonne leben<lb/>
&#x017F;ollten? Das wa&#x0364;re ja ein gro&#x017F;&#x017F;es Elend, daß kaum be-<lb/>
&#x017F;chrieben werden ko&#x0364;nnte der Schrecken, Ang&#x017F;t, Con-<lb/>
fu&#x017F;ion, Verwirrung, Hunger, Fro&#x017F;t und Sterben,<lb/>
&#x017F;o daraus ent&#x017F;tehen wurde. Aber es i&#x017F;t ein weit mehr traurig, to&#x0364;d-<lb/>
lich Ding, ohne den ge&#x017F;albeten Seeligmacher leben, &#x017F;ich nur juchs-<lb/>
wei&#x017F;e nach die&#x017F;er Gnaden-Sonne &#x017F;ehnen, deren Strahlen und Gna-<lb/>
den-Wu&#x0364;rckungen nicht em&#x017F;ig auffa&#x017F;&#x017F;en, nicht wachtbar &#x017F;eyn, noch<lb/>
die Stund ihres Aufgangs biß auf die letzte Minuten auswarten.<lb/>
Ha&#x0364;tte J&#x017F;rael nur 12. biß 24. Stund geharret <note place="foot" n="a"><hi rendition="#aq">P&#x017F;. CXXX.</hi> 5-8.</note>, &#x017F;o wa&#x0364;re Mo&#x017F;es<lb/>
mit den Ge&#x017F;etz-Tafeln bey ihnen gewe&#x017F;en, zu ihrer ewigen Freud <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">Exod. XXXII.</hi></note>.<lb/>
Freylich machet uns das Elend, daß wir nicht nur GOtt entlauffen<lb/>
und der rechten Stund nicht wollen abwarten; &#x017F;ondern wann man<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t die Zeiten un&#x017F;er Andacht eintheilte, und was durch fremde<lb/>
Gedancken davon &#x017F;ich verlieret, abrechnete, &#x017F;o lebte un&#x017F;ere Seel<lb/>
wohl 9. Monat im Jahr au&#x017F;&#x017F;ert der lebendigen Gemein&#x017F;chafft Chri-<lb/>
&#x017F;ti: woran un&#x017F;ere Tra&#x0364;gheit und Unglaub die Schuld i&#x017F;t, nicht die<lb/>
&#x017F;tets &#x017F;cheinende Sonne der Gerechtigkeit. Wir &#x017F;ind zu faul un&#x017F;ere<lb/>
Pfuhl-Gra&#x0364;ben zu verla&#x017F;&#x017F;en, die Treu und Krafft GOttes in &#x017F;einen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Verhei&#x017F;-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[584/0680] Jm Namen JESU. Text. Eſajas IX. v. 6. Uns iſt ein Kind gebohren, ein Sohn iſt uns ge- geben. Das erſte Capitel. Der Eingang, die Verknuͤpffung, der Jnhalt und kurtze Erklaͤrung des Textes. §. 1. WAs wurden wohl alle Einwohner der Erden darzu ſagen, wann ſie nur einen Monat lang ohne die Sonne leben ſollten? Das waͤre ja ein groſſes Elend, daß kaum be- ſchrieben werden koͤnnte der Schrecken, Angſt, Con- fuſion, Verwirrung, Hunger, Froſt und Sterben, ſo daraus entſtehen wurde. Aber es iſt ein weit mehr traurig, toͤd- lich Ding, ohne den geſalbeten Seeligmacher leben, ſich nur juchs- weiſe nach dieſer Gnaden-Sonne ſehnen, deren Strahlen und Gna- den-Wuͤrckungen nicht emſig auffaſſen, nicht wachtbar ſeyn, noch die Stund ihres Aufgangs biß auf die letzte Minuten auswarten. Haͤtte Jſrael nur 12. biß 24. Stund geharret a, ſo waͤre Moſes mit den Geſetz-Tafeln bey ihnen geweſen, zu ihrer ewigen Freud b. Freylich machet uns das Elend, daß wir nicht nur GOtt entlauffen und der rechten Stund nicht wollen abwarten; ſondern wann man ſelbſt die Zeiten unſer Andacht eintheilte, und was durch fremde Gedancken davon ſich verlieret, abrechnete, ſo lebte unſere Seel wohl 9. Monat im Jahr auſſert der lebendigen Gemeinſchafft Chri- ſti: woran unſere Traͤgheit und Unglaub die Schuld iſt, nicht die ſtets ſcheinende Sonne der Gerechtigkeit. Wir ſind zu faul unſere Pfuhl-Graͤben zu verlaſſen, die Treu und Krafft GOttes in ſeinen Verheiſ- a Pſ. CXXX. 5-8. b Exod. XXXII.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/680
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 584. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/680>, abgerufen am 13.11.2024.