Gnad so hoch, so herrlich, so seltsam und wunderbar, die der Lie- be JEsu zu viel wäre dir zu geben; darum siehe doch nur auf ihne, so wirst du nicht matt werden, noch den Muth fallen lassen.
§. 28. Aber da muß der Glaube das beste thun; dann so lang sich diewann man ihne im Glau- ben fasset. Sünd in der Seelen reget, und der Mensch nichts in sich findet, als Zorn, Hochmuth, Haß, Unreinigkeit, Welt-Sinn und Geld- Liebe, so dunckts ihn ein unmöglich Ding zu seyn, daß er jemahlen Chri- sti Bild in sich empfangen solte, und durch seine Krafft ein neuer Mensch werden; ja er vernimmt gar nichts von der Stimm des Bräutigams unter dem Geräusch und Getümmel, so Sünd, Tod, Teufel und Fleisch durch einander machen, ob er gleich alles anwendet etwas vom Heyl und Erlösung zu vernehmen; da weißt der arme Mensch offt nicht ob die Gnaden-Sonne JEsus, oder aber der Sünden-Nebel werde die Oberhand gewinnen; so fichtet das auch offt lang mit einander. Jn solchem Zustand nun muß der Mensch immer dem Teufel und sich selbst widersprechen, und sagen: Es ist doch ein JEsus; es ist doch ein GOtt und Vatter der dem Sünder gern vom Tod zum Leben hilfft; es ist doch ein Hoher-Priester, und ein Blut der Versöhnung; es ist doch ein Seligmacher, der ein HERR ist über Sünd, Tod, Teufel und Höll, und der eben um der Bußfertigen, und wegen ihren Sünden beküm- merten, und immer wider sie mit allem Ernst streitenden, ja gern über sie herrschenden und triumphierenden Sünderen willen in die Welt kommen, damit Er ihnen zu ewiger Gerechtigkeit und Leben verhelffe; daß ich ein Sünder sey, das weiß ich, und fühle es nur zu wohl, und darff nicht erst warten biß mirs der Teufel sage, dem nur dieses wehe thut, daß ich nicht ein Sünder bleiben will, und verweißt mir nur das, was ich has- se, und er hingegen liebet: woran mir ecklet, und er hingegen Lust hat; daß ich aber ein Mensch seye, der GOttes Sohn zum Bruder habe, darf ich nur nach der Nasen greiffen, so sehe ichs schon, dann ich habe ja Leib und Seel; und davon zeuget die gantze H. Schrifft, daß JEsus sie retten wolle; Darum Er auch an Seel und Leib gelitten hat.
Das neunte Capitel.Nöthige Erinne- rung für die in ihrer Bosheit Unbußfer- tige, Nutz zur nöthigen Erinnerung an Unbußfertige so wohl als Bußfertige.
§. 1. Wir haben aber annoch eine nöthige Erinnerung aus den Worten des Texts zu nehmen;
Hier
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liegende Wein-Trauben.
Gnad ſo hoch, ſo herrlich, ſo ſeltſam und wunderbar, die der Lie- be JEſu zu viel waͤre dir zu geben; darum ſiehe doch nur auf ihne, ſo wirſt du nicht matt werden, noch den Muth fallen laſſen.
§. 28. Aber da muß der Glaube das beſte thun; dann ſo lang ſich diewann man ihne im Glau- ben faſſet. Suͤnd in der Seelen reget, und der Menſch nichts in ſich findet, als Zorn, Hochmuth, Haß, Unreinigkeit, Welt-Sinn und Geld- Liebe, ſo dunckts ihn ein unmoͤglich Ding zu ſeyn, daß er jemahlen Chri- ſti Bild in ſich empfangen ſolte, und durch ſeine Krafft ein neuer Menſch werden; ja er vernimmt gar nichts von der Stimm des Braͤutigams unter dem Geraͤuſch und Getuͤmmel, ſo Suͤnd, Tod, Teufel und Fleiſch durch einander machen, ob er gleich alles anwendet etwas vom Heyl und Erloͤſung zu vernehmen; da weißt der arme Menſch offt nicht ob die Gnaden-Sonne JEſus, oder aber der Suͤnden-Nebel werde die Oberhand gewinnen; ſo fichtet das auch offt lang mit einander. Jn ſolchem Zuſtand nun muß der Menſch immer dem Teufel und ſich ſelbſt widerſprechen, und ſagen: Es iſt doch ein JEſus; es iſt doch ein GOtt und Vatter der dem Suͤnder gern vom Tod zum Leben hilfft; es iſt doch ein Hoher-Prieſter, und ein Blut der Verſoͤhnung; es iſt doch ein Seligmacher, der ein HERR iſt uͤber Suͤnd, Tod, Teufel und Hoͤll, und der eben um der Bußfertigen, und wegen ihren Suͤnden bekuͤm- merten, und immer wider ſie mit allem Ernſt ſtreitenden, ja gern uͤber ſie herrſchenden und triumphierenden Suͤnderen willen in die Welt kommen, damit Er ihnen zu ewiger Gerechtigkeit und Leben verhelffe; daß ich ein Suͤnder ſey, das weiß ich, und fuͤhle es nur zu wohl, und darff nicht erſt warten biß mirs der Teufel ſage, dem nur dieſes wehe thut, daß ich nicht ein Suͤnder bleiben will, und verweißt mir nur das, was ich haſ- ſe, und er hingegen liebet: woran mir ecklet, und er hingegen Luſt hat; daß ich aber ein Menſch ſeye, der GOttes Sohn zum Bruder habe, darf ich nur nach der Naſen greiffen, ſo ſehe ichs ſchon, dann ich habe ja Leib und Seel; und davon zeuget die gantze H. Schrifft, daß JEſus ſie retten wolle; Darum Er auch an Seel und Leib gelitten hat.
Das neunte Capitel.Noͤthige Erinne- rung fuͤr die in ihrer Bosheit Unbußfer- tige, Nutz zur noͤthigen Erinnerung an Unbußfertige ſo wohl als Bußfertige.
§. 1. Wir haben aber annoch eine noͤthige Erinnerung aus den Worten des Texts zu nehmen;
Hier
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liegende Wein-Trauben.
Gnad ſo hoch, ſo herrlich, ſo ſeltſam und wunderbar, die der Lie-
be JEſu zu viel waͤre dir zu geben; darum ſiehe doch nur auf ihne, ſo
wirſt du nicht matt werden, noch den Muth fallen laſſen.
§. 28. Aber da muß der Glaube das beſte thun; dann ſo lang ſich die
Suͤnd in der Seelen reget, und der Menſch nichts in ſich findet,
als Zorn, Hochmuth, Haß, Unreinigkeit, Welt-Sinn und Geld-
Liebe, ſo dunckts ihn ein unmoͤglich Ding zu ſeyn, daß er jemahlen Chri-
ſti Bild in ſich empfangen ſolte, und durch ſeine Krafft ein neuer Menſch
werden; ja er vernimmt gar nichts von der Stimm des Braͤutigams
unter dem Geraͤuſch und Getuͤmmel, ſo Suͤnd, Tod, Teufel und Fleiſch
durch einander machen, ob er gleich alles anwendet etwas vom Heyl
und Erloͤſung zu vernehmen; da weißt der arme Menſch offt nicht ob
die Gnaden-Sonne JEſus, oder aber der Suͤnden-Nebel werde die
Oberhand gewinnen; ſo fichtet das auch offt lang mit einander. Jn
ſolchem Zuſtand nun muß der Menſch immer dem Teufel und ſich ſelbſt
widerſprechen, und ſagen: Es iſt doch ein JEſus; es iſt doch ein GOtt
und Vatter der dem Suͤnder gern vom Tod zum Leben hilfft; es iſt
doch ein Hoher-Prieſter, und ein Blut der Verſoͤhnung; es iſt doch
ein Seligmacher, der ein HERR iſt uͤber Suͤnd, Tod, Teufel und Hoͤll,
und der eben um der Bußfertigen, und wegen ihren Suͤnden bekuͤm-
merten, und immer wider ſie mit allem Ernſt ſtreitenden, ja gern uͤber
ſie herrſchenden und triumphierenden Suͤnderen willen in die Welt
kommen, damit Er ihnen zu ewiger Gerechtigkeit und Leben verhelffe;
daß ich ein Suͤnder ſey, das weiß ich, und fuͤhle es nur zu wohl, und darff
nicht erſt warten biß mirs der Teufel ſage, dem nur dieſes wehe thut, daß
ich nicht ein Suͤnder bleiben will, und verweißt mir nur das, was ich haſ-
ſe, und er hingegen liebet: woran mir ecklet, und er hingegen Luſt hat;
daß ich aber ein Menſch ſeye, der GOttes Sohn zum Bruder habe,
darf ich nur nach der Naſen greiffen, ſo ſehe ichs ſchon, dann ich habe ja
Leib und Seel; und davon zeuget die gantze H. Schrifft, daß JEſus ſie
retten wolle; Darum Er auch an Seel und Leib gelitten hat.
wann
man ihne
im Glau-
ben faſſet.
Das neunte Capitel.
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/565>, abgerufen am 22.12.2024.
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