liesse, als das höchst-betrübte Jammer-Spectacul ihres zagenden und Blut-schwitzenden HErren.
Junge Leut sollen sich am liebsten bey ihme einfinden.
§. 11. Und zwar, so waren es eben nicht die ältesten, sondern noch junge Leut, wie dann Johannes ein Jüngling von ohngefähr 18. biß 20. Jahren gewesen. Worinnen er allen jungen Leuten ein schönes Muster ist, bey deme sie lehren können, wo sie sich am lieb- sten einfinden sollen, nemlich nicht, da man lachet, schertzet, seine Jmagination und Einbildung beflecket, und zu einem Stall höllischer Thieren machet, darbey GOttes und des künfftigen Gerichts vergis- set, so daß, wann die Seel aus ihrem Schlummer und viehischer Trunckenheit zu erwachen beginnet, sie ihre Unsinnigkeit verfluchen, und mit allen Alberen ausruffen muß:
O mihi praeteritos referat si Jupiter Annos! O wär ich erst ein Kind von etlich wenig Jahren! O wären meine Jahr so schnell nicht hingefahren! O könnt ich meine Zeit von neuem noch anheben, Jch wollt in JEsu Schul von neuem mich begeben!
Kein Jüngling oder Jungfrau bilde sich ein, sie seyen zu jung zu ei- nem so traurigen Handel; vielmehr ist dieses der allererwünschteste Vortheil für die Seel, wann das eitele Hertz im Zaum gehalten wird, JEsu anzuhangen, und ihme der Jugend Blüth in ernsten Gebett darzureichen, in H. Betrachtung, daß er daraus machen werde eine schöne, wohlgeschmackte und reiffe Frucht, gesäubert von dem alles, auch das Hertz selbsten durchnagenden Wurm des Hoch- muths und Welt-Geists, wie auch ein wohl ausgereinigtes Gefäß, darein der Balsam seines guten Geistes samt aller Weißheit, Gnad, Tugend und Heiligkeit eingegossen werden könne.
O süssester JEsu! daß doch viel junge Hertzen bedächten was zu ihrem Frieden dienet!
Das dritte Capitel. Das Seelen-Leiden JEsu an und für sich selbsten.
JESUS gibt sein Leiden zu erkennen.
§. 1. Wir besehen aber das Leiden JEsu selbsten: davon sagt der Text: Und er fieng an zu trauren und zu zagen, und sprach zu sei- nen Jüngeren: Meine Seel ist betrübt biß in den Tod/ u. s. w. Da gibt Er sein grosses Leiden zu erkennen.
§. 2. (1.)
Die unter der Kelter des Zorns GOttes
lieſſe, als das hoͤchſt-betruͤbte Jammer-Spectacul ihres zagenden und Blut-ſchwitzenden HErren.
Junge Leut ſollen ſich am liebſten bey ihme einfinden.
§. 11. Und zwar, ſo waren es eben nicht die aͤlteſten, ſondern noch junge Leut, wie dann Johannes ein Juͤngling von ohngefaͤhr 18. biß 20. Jahren geweſen. Worinnen er allen jungen Leuten ein ſchoͤnes Muſter iſt, bey deme ſie lehren koͤnnen, wo ſie ſich am lieb- ſten einfinden ſollen, nemlich nicht, da man lachet, ſchertzet, ſeine Jmagination und Einbildung beflecket, und zu einem Stall hoͤlliſcher Thieren machet, darbey GOttes und des kuͤnfftigen Gerichts vergiſ- ſet, ſo daß, wann die Seel aus ihrem Schlummer und viehiſcher Trunckenheit zu erwachen beginnet, ſie ihre Unſinnigkeit verfluchen, und mit allen Alberen ausruffen muß:
O mihi præteritos referat ſi Jupiter Annos! O waͤr ich erſt ein Kind von etlich wenig Jahren! O waͤren meine Jahr ſo ſchnell nicht hingefahren! O koͤnnt ich meine Zeit von neuem noch anheben, Jch wollt in JEſu Schul von neuem mich begeben!
Kein Juͤngling oder Jungfrau bilde ſich ein, ſie ſeyen zu jung zu ei- nem ſo traurigen Handel; vielmehr iſt dieſes der allererwuͤnſchteſte Vortheil fuͤr die Seel, wann das eitele Hertz im Zaum gehalten wird, JEſu anzuhangen, und ihme der Jugend Bluͤth in ernſten Gebett darzureichen, in H. Betrachtung, daß er daraus machen werde eine ſchoͤne, wohlgeſchmackte und reiffe Frucht, geſaͤubert von dem alles, auch das Hertz ſelbſten durchnagenden Wurm des Hoch- muths und Welt-Geiſts, wie auch ein wohl ausgereinigtes Gefaͤß, darein der Balſam ſeines guten Geiſtes ſamt aller Weißheit, Gnad, Tugend und Heiligkeit eingegoſſen werden koͤnne.
O ſuͤſſeſter JEſu! daß doch viel junge Hertzen bedaͤchten was zu ihrem Frieden dienet!
Das dritte Capitel. Das Seelen-Leiden JEſu an und fuͤr ſich ſelbſten.
JESUS gibt ſein Leiden zu erkennen.
§. 1. Wir beſehen aber das Leiden JEſu ſelbſten: davon ſagt der Text: Und er fieng an zu trauren und zu zagen, und ſprach zu ſei- nen Juͤngeren: Meine Seel iſt betruͤbt biß in den Tod/ u. ſ. w. Da gibt Er ſein groſſes Leiden zu erkennen.
§. 2. (1.)
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[414/0510]
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und Blut-ſchwitzenden HErren.
§. 11. Und zwar, ſo waren es eben nicht die aͤlteſten, ſondern
noch junge Leut, wie dann Johannes ein Juͤngling von ohngefaͤhr
18. biß 20. Jahren geweſen. Worinnen er allen jungen Leuten ein
ſchoͤnes Muſter iſt, bey deme ſie lehren koͤnnen, wo ſie ſich am lieb-
ſten einfinden ſollen, nemlich nicht, da man lachet, ſchertzet, ſeine
Jmagination und Einbildung beflecket, und zu einem Stall hoͤlliſcher
Thieren machet, darbey GOttes und des kuͤnfftigen Gerichts vergiſ-
ſet, ſo daß, wann die Seel aus ihrem Schlummer und viehiſcher
Trunckenheit zu erwachen beginnet, ſie ihre Unſinnigkeit verfluchen,
und mit allen Alberen ausruffen muß:
O mihi præteritos referat ſi Jupiter Annos!
O waͤr ich erſt ein Kind von etlich wenig Jahren!
O waͤren meine Jahr ſo ſchnell nicht hingefahren!
O koͤnnt ich meine Zeit von neuem noch anheben,
Jch wollt in JEſu Schul von neuem mich begeben!
Kein Juͤngling oder Jungfrau bilde ſich ein, ſie ſeyen zu jung zu ei-
nem ſo traurigen Handel; vielmehr iſt dieſes der allererwuͤnſchteſte
Vortheil fuͤr die Seel, wann das eitele Hertz im Zaum gehalten
wird, JEſu anzuhangen, und ihme der Jugend Bluͤth in ernſten
Gebett darzureichen, in H. Betrachtung, daß er daraus machen
werde eine ſchoͤne, wohlgeſchmackte und reiffe Frucht, geſaͤubert von
dem alles, auch das Hertz ſelbſten durchnagenden Wurm des Hoch-
muths und Welt-Geiſts, wie auch ein wohl ausgereinigtes Gefaͤß,
darein der Balſam ſeines guten Geiſtes ſamt aller Weißheit, Gnad,
Tugend und Heiligkeit eingegoſſen werden koͤnne.
O ſuͤſſeſter JEſu! daß doch viel junge Hertzen bedaͤchten was zu
ihrem Frieden dienet!
Das dritte Capitel.
Das Seelen-Leiden JEſu an und fuͤr ſich ſelbſten.
§. 1. Wir beſehen aber das Leiden JEſu ſelbſten: davon ſagt der
Text: Und er fieng an zu trauren und zu zagen, und ſprach zu ſei-
nen Juͤngeren: Meine Seel iſt betruͤbt biß in den Tod/ u. ſ. w.
Da gibt Er ſein groſſes Leiden zu erkennen.
§. 2. (1.)
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Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 414. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/510>, abgerufen am 13.11.2024.
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