Um den Safft und Wärme des H. Geistes, zur geistlichen Blühte.
HJmmlischer Vatter, du würckest allezeit, und dein Sohn wür- cket auch; Mache doch alle Wörter deines Gnaden-Worts, reg und lebendig in mir, als den unvergänglichen Saamen ewiger Gü- ter und Freuden in deinem Reich, hilff meinen schwachen Begierden auf, weil sie ohne das starcke, allmächtige Regen und Treiben dei- nes lebendigmachenden Geistes, keine schöne Blum deiner heiligen Eigenschafften aus sich selbst ausgebähren können, zum ewigen Ge- ruch und Glantz vor deinem Angesicht; Ach mein GOtt! ich möch- te so gern ein buntes Blumen-Feld von wahren wesentlichen Tugen- den meines JEsus seyn, und vermag dennoch nicht ein wohlriechend untadelich Veyeli hervorzubringen, das doch irrdisch ist; Ach wie vermöchte ich dann himmlische Kräfften, Schönheiten und Gerüche in meinem harten erstorbenen Geist zu formieren; bilde du selbst dein schönstes Wesen in mir, und hilff deinen eigenen Blümlein durch alle Band und Hindernuß hindurch, biß sie in mir aufgestiegen sind zur unbefleckten vollendeten Schönheit vor dir; Ach JEsu! die uns auf allen Seiten druckende, vom Fluch durchdrungene, angesteckte Sünden-Lufft ist allzu dick und schwehr, daß wohl eher die schwache Stängel des anhaltenden Gebetts brechen müßte, ehe wir deine reine balsamische Liebes-Gestalt erreichten, wo nicht ein gewaltiger Ausguß und Tauff deines H. Geistes unser innerstes belebet, mit sanffter Liebes-Hitz durchdringet, und zur erwünschten Unsträflichkeit im Glauben forthilfft. Ach daß es noch bey Leibes-Leben, (auf Er- den) geschehe, ehe wir abgerupfet sind, und deines Gnaden-Reichs nicht mehr geniessen können: Amen.
Um das freudenreiche Aufschwingen in GOttes Lob und Preise.
O JEsu! der du wohnest in der Stille Zion, unter denen Lob- und Danck-Liederen deines triumphierenden Jsraels, was man von dir schreibet, singet und saget, mag nicht den geringsten Strahl erreichen von deiner Herrlichkeit: Alle Ehre, die wir arme Aschen- prödel deiner Hohen Majestät anthun können, ist, wann wir dich
erkennen,
C c c 2
Der geiſtliche Fruͤhling.
Um den Safft und Waͤrme des H. Geiſtes, zur geiſtlichen Bluͤhte.
HJmmliſcher Vatter, du wuͤrckeſt allezeit, und dein Sohn wuͤr- cket auch; Mache doch alle Woͤrter deines Gnaden-Worts, reg und lebendig in mir, als den unvergaͤnglichen Saamen ewiger Guͤ- ter und Freuden in deinem Reich, hilff meinen ſchwachen Begierden auf, weil ſie ohne das ſtarcke, allmaͤchtige Regen und Treiben dei- nes lebendigmachenden Geiſtes, keine ſchoͤne Blum deiner heiligen Eigenſchafften aus ſich ſelbſt ausgebaͤhren koͤnnen, zum ewigen Ge- ruch und Glantz vor deinem Angeſicht; Ach mein GOtt! ich moͤch- te ſo gern ein buntes Blumen-Feld von wahren weſentlichen Tugen- den meines JEſus ſeyn, und vermag dennoch nicht ein wohlriechend untadelich Veyeli hervorzubringen, das doch irrdiſch iſt; Ach wie vermoͤchte ich dann himmliſche Kraͤfften, Schoͤnheiten und Geruͤche in meinem harten erſtorbenen Geiſt zu formieren; bilde du ſelbſt dein ſchoͤnſtes Weſen in mir, und hilff deinen eigenen Bluͤmlein durch alle Band und Hindernuß hindurch, biß ſie in mir aufgeſtiegen ſind zur unbefleckten vollendeten Schoͤnheit vor dir; Ach JEſu! die uns auf allen Seiten druckende, vom Fluch durchdrungene, angeſteckte Suͤnden-Lufft iſt allzu dick und ſchwehr, daß wohl eher die ſchwache Staͤngel des anhaltenden Gebetts brechen muͤßte, ehe wir deine reine balſamiſche Liebes-Geſtalt erreichten, wo nicht ein gewaltiger Ausguß und Tauff deines H. Geiſtes unſer innerſtes belebet, mit ſanffter Liebes-Hitz durchdringet, und zur erwuͤnſchten Unſtraͤflichkeit im Glauben forthilfft. Ach daß es noch bey Leibes-Leben, (auf Er- den) geſchehe, ehe wir abgerupfet ſind, und deines Gnaden-Reichs nicht mehr genieſſen koͤnnen: Amen.
Um das freudenreiche Aufſchwingen in GOttes Lob und Preiſe.
O JEſu! der du wohneſt in der Stille Zion, unter denen Lob- und Danck-Liederen deines triumphierenden Jſraels, was man von dir ſchreibet, ſinget und ſaget, mag nicht den geringſten Strahl erreichen von deiner Herrlichkeit: Alle Ehre, die wir arme Aſchen- proͤdel deiner Hohen Majeſtaͤt anthun koͤnnen, iſt, wann wir dich
erkennen,
C c c 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0483"n="387"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der geiſtliche Fruͤhling.</hi></fw><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Um den Safft und Waͤrme des H. Geiſtes, zur geiſtlichen<lb/>
Bluͤhte.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">H</hi>Jmmliſcher Vatter, du wuͤrckeſt allezeit, und dein Sohn wuͤr-<lb/>
cket auch; Mache doch alle Woͤrter deines Gnaden-Worts, reg<lb/>
und lebendig in mir, als den unvergaͤnglichen Saamen ewiger Guͤ-<lb/>
ter und Freuden in deinem Reich, hilff meinen ſchwachen Begierden<lb/>
auf, weil ſie ohne das ſtarcke, allmaͤchtige Regen und Treiben dei-<lb/>
nes lebendigmachenden Geiſtes, keine ſchoͤne Blum deiner heiligen<lb/>
Eigenſchafften aus ſich ſelbſt ausgebaͤhren koͤnnen, zum ewigen Ge-<lb/>
ruch und Glantz vor deinem Angeſicht; Ach mein GOtt! ich moͤch-<lb/>
te ſo gern ein buntes Blumen-Feld von wahren weſentlichen Tugen-<lb/>
den meines JEſus ſeyn, und vermag dennoch nicht ein wohlriechend<lb/>
untadelich Veyeli hervorzubringen, das doch irrdiſch iſt; Ach wie<lb/>
vermoͤchte ich dann himmliſche Kraͤfften, Schoͤnheiten und Geruͤche<lb/>
in meinem harten erſtorbenen Geiſt zu formieren; bilde du ſelbſt dein<lb/>ſchoͤnſtes Weſen in mir, und hilff deinen eigenen Bluͤmlein durch<lb/>
alle Band und Hindernuß hindurch, biß ſie in mir aufgeſtiegen ſind<lb/>
zur unbefleckten vollendeten Schoͤnheit vor dir; Ach JEſu! die uns<lb/>
auf allen Seiten druckende, vom Fluch durchdrungene, angeſteckte<lb/>
Suͤnden-Lufft iſt allzu dick und ſchwehr, daß wohl eher die ſchwache<lb/>
Staͤngel des anhaltenden Gebetts brechen muͤßte, ehe wir deine<lb/>
reine balſamiſche Liebes-Geſtalt erreichten, wo nicht ein gewaltiger<lb/>
Ausguß und Tauff deines H. Geiſtes unſer innerſtes belebet, mit<lb/>ſanffter Liebes-Hitz durchdringet, und zur erwuͤnſchten Unſtraͤflichkeit<lb/>
im Glauben forthilfft. Ach daß es noch bey Leibes-Leben, (auf Er-<lb/>
den) geſchehe, ehe wir abgerupfet ſind, und deines Gnaden-Reichs<lb/>
nicht mehr genieſſen koͤnnen: Amen.</p></div><lb/><divn="3"><head><hirendition="#b">Um das freudenreiche Aufſchwingen in GOttes Lob und<lb/>
Preiſe.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">O</hi> JEſu! der du wohneſt in der Stille Zion, unter denen Lob-<lb/>
und Danck-Liederen deines triumphierenden Jſraels, was man<lb/>
von dir ſchreibet, ſinget und ſaget, mag nicht den geringſten Strahl<lb/>
erreichen von deiner Herrlichkeit: Alle Ehre, die wir arme Aſchen-<lb/>
proͤdel deiner Hohen Majeſtaͤt anthun koͤnnen, iſt, wann wir dich<lb/><fwplace="bottom"type="sig">C c c 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">erkennen,</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[387/0483]
Der geiſtliche Fruͤhling.
Um den Safft und Waͤrme des H. Geiſtes, zur geiſtlichen
Bluͤhte.
HJmmliſcher Vatter, du wuͤrckeſt allezeit, und dein Sohn wuͤr-
cket auch; Mache doch alle Woͤrter deines Gnaden-Worts, reg
und lebendig in mir, als den unvergaͤnglichen Saamen ewiger Guͤ-
ter und Freuden in deinem Reich, hilff meinen ſchwachen Begierden
auf, weil ſie ohne das ſtarcke, allmaͤchtige Regen und Treiben dei-
nes lebendigmachenden Geiſtes, keine ſchoͤne Blum deiner heiligen
Eigenſchafften aus ſich ſelbſt ausgebaͤhren koͤnnen, zum ewigen Ge-
ruch und Glantz vor deinem Angeſicht; Ach mein GOtt! ich moͤch-
te ſo gern ein buntes Blumen-Feld von wahren weſentlichen Tugen-
den meines JEſus ſeyn, und vermag dennoch nicht ein wohlriechend
untadelich Veyeli hervorzubringen, das doch irrdiſch iſt; Ach wie
vermoͤchte ich dann himmliſche Kraͤfften, Schoͤnheiten und Geruͤche
in meinem harten erſtorbenen Geiſt zu formieren; bilde du ſelbſt dein
ſchoͤnſtes Weſen in mir, und hilff deinen eigenen Bluͤmlein durch
alle Band und Hindernuß hindurch, biß ſie in mir aufgeſtiegen ſind
zur unbefleckten vollendeten Schoͤnheit vor dir; Ach JEſu! die uns
auf allen Seiten druckende, vom Fluch durchdrungene, angeſteckte
Suͤnden-Lufft iſt allzu dick und ſchwehr, daß wohl eher die ſchwache
Staͤngel des anhaltenden Gebetts brechen muͤßte, ehe wir deine
reine balſamiſche Liebes-Geſtalt erreichten, wo nicht ein gewaltiger
Ausguß und Tauff deines H. Geiſtes unſer innerſtes belebet, mit
ſanffter Liebes-Hitz durchdringet, und zur erwuͤnſchten Unſtraͤflichkeit
im Glauben forthilfft. Ach daß es noch bey Leibes-Leben, (auf Er-
den) geſchehe, ehe wir abgerupfet ſind, und deines Gnaden-Reichs
nicht mehr genieſſen koͤnnen: Amen.
Um das freudenreiche Aufſchwingen in GOttes Lob und
Preiſe.
O JEſu! der du wohneſt in der Stille Zion, unter denen Lob-
und Danck-Liederen deines triumphierenden Jſraels, was man
von dir ſchreibet, ſinget und ſaget, mag nicht den geringſten Strahl
erreichen von deiner Herrlichkeit: Alle Ehre, die wir arme Aſchen-
proͤdel deiner Hohen Majeſtaͤt anthun koͤnnen, iſt, wann wir dich
erkennen,
C c c 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/483>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.