Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736.

Bild:
<< vorherige Seite

Die geistliche Vermählung JEsu
der Geist unendliche Ruhe. Joh. 12. 32. a ein nicht ausgehen b, Ach c!
übe dich nur hierinn.

Ach mein GOTT! du weissest aber wohl, daß ohne dich gar
nichts gethan ist, so gar verfallen sind wir und haben deine Stimm
in uns verlohren, dagegen die Stimm der Schlangen und der Ei-
genheit angenommen: Darum ziehe uns o Vatter voller Gnaden zu
Christo in uns und durch JEsum Christum zu dir. Wer also in der
Einkehr verharret, der wird deß ihme entgegen wandlenden Jsaacs
gewahr, und der HERR aller HErren nimmt ihn alsdann innwen-
dig gantz ein, umhalset und küsset ihn mit sich selbst, da begehrt man
nicht mehr von JESU auszugehen, sondern bleibt stets bey ihm.

Der HERR rufft noch d, was antwortest du? Sprichst du auch
mit dem alten Jsrael: Jch will wieder zu meinem ersten Mann gehen;
denn dazumahl hatte ichs besser als jetzt,
Hos. 2, 9. wie glückselig wäre
ich, wann ich nur viele Seelen Christo gewinnen möchte, das wäre
mir wohl eine gesegnete Hochzeit-Predig! Selige Seelen, die sich
heute mit Christo vermählen wollen! O schönster König JESU
schencke es vielen e. Ach Vatter! ich bin jetzt wie Abrahams Knecht
beym Brunnen deines Worts und Geistes, verschaffe, daß die See-
le, so da hieher kommt von den Heyls-Wassern zu schöpfen, diejeni-
ge sey, so du deinem Sohn zur Braut zugeordnet.

Das zehende Capitel.
Der Mangel der Braut, und das unendliche Gut, das der Bräutigam
hat, solle die Braut zur Einwilligung bringen.
Die ge-
suchte
Braut ist
arm und
hülffloß.

§. 1. Nun will ich in GOttes Nahmen abermahl die Anwerbung
thun.

Zwey Dinge verbinden eine Tochter einzuwilligen. 1. so sie arm,
hülffloß, verstossen, im Elend verlassen. 2. So der Buhler ansehn-
lich, edel, reich, schön, tugendsam, leutselig, da besinnet sich eine
Tochter nicht lang.

Nun liegst du, o Seele! im Koth der Lust, wirst von bösen Gei-

stern
a 1 Joh. V. 12. 2, Cor. VI. 16. Col. I. 27. Luc. XVII. 21. Matth. VII 7. Luc.
XIII.
24.
b Hebr. X. 19. 20. Joh. IV. 23. 24
c Prov. XXIII. 26. Ps. 24. Apoc.
III. 20. Gal. IV.
19.
d Prov. I. 3.
e Cant. I. 3.

Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
der Geiſt unendliche Ruhe. Joh. 12. 32. a ein nicht ausgehen b, Ach c!
uͤbe dich nur hierinn.

Ach mein GOTT! du weiſſeſt aber wohl, daß ohne dich gar
nichts gethan iſt, ſo gar verfallen ſind wir und haben deine Stimm
in uns verlohren, dagegen die Stimm der Schlangen und der Ei-
genheit angenommen: Darum ziehe uns o Vatter voller Gnaden zu
Chriſto in uns und durch JEſum Chriſtum zu dir. Wer alſo in der
Einkehr verharret, der wird deß ihme entgegen wandlenden Jſaacs
gewahr, und der HERR aller HErren nimmt ihn alsdann innwen-
dig gantz ein, umhalſet und kuͤſſet ihn mit ſich ſelbſt, da begehrt man
nicht mehr von JESU auszugehen, ſondern bleibt ſtets bey ihm.

Der HERR rufft noch d, was antworteſt du? Sprichſt du auch
mit dem alten Jſrael: Jch will wieder zu meinem erſten Mann gehen;
denn dazumahl hatte ichs beſſer als jetzt,
Hoſ. 2, 9. wie gluͤckſelig waͤre
ich, wann ich nur viele Seelen Chriſto gewinnen moͤchte, das waͤre
mir wohl eine geſegnete Hochzeit-Predig! Selige Seelen, die ſich
heute mit Chriſto vermaͤhlen wollen! O ſchoͤnſter Koͤnig JESU
ſchencke es vielen e. Ach Vatter! ich bin jetzt wie Abrahams Knecht
beym Brunnen deines Worts und Geiſtes, verſchaffe, daß die See-
le, ſo da hieher kommt von den Heyls-Waſſern zu ſchoͤpfen, diejeni-
ge ſey, ſo du deinem Sohn zur Braut zugeordnet.

Das zehende Capitel.
Der Mangel der Braut, und das unendliche Gut, das der Braͤutigam
hat, ſolle die Braut zur Einwilligung bringen.
Die ge-
ſuchte
Braut iſt
arm und
huͤlffloß.

§. 1. Nun will ich in GOttes Nahmen abermahl die Anwerbung
thun.

Zwey Dinge verbinden eine Tochter einzuwilligen. 1. ſo ſie arm,
huͤlffloß, verſtoſſen, im Elend verlaſſen. 2. So der Buhler anſehn-
lich, edel, reich, ſchoͤn, tugendſam, leutſelig, da beſinnet ſich eine
Tochter nicht lang.

Nun liegſt du, o Seele! im Koth der Luſt, wirſt von boͤſen Gei-

ſtern
a 1 Joh. V. 12. 2, Cor. VI. 16. Col. I. 27. Luc. XVII. 21. Matth. VII 7. Luc.
XIII.
24.
b Hebr. X. 19. 20. Joh. IV. 23. 24
c Prov. XXIII. 26. Pſ. 24. Apoc.
III. 20. Gal. IV.
19.
d Prov. I. 3.
e Cant. I. 3.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f1384" n="1288"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die gei&#x017F;tliche Verma&#x0364;hlung JE&#x017F;u</hi></fw><lb/>
der Gei&#x017F;t unendliche Ruhe. Joh. 12. 32. <note place="foot" n="a">1 <hi rendition="#aq">Joh. V. 12. 2, Cor. VI. 16. Col. I. 27. Luc. XVII. 21. Matth. VII 7. Luc.<lb/>
XIII.</hi> 24.</note> <hi rendition="#fr">ein</hi> nicht <hi rendition="#fr">ausgehen</hi> <note place="foot" n="b"><hi rendition="#aq">Hebr. X. 19. 20. Joh. IV.</hi> 23. 24</note>, Ach <note place="foot" n="c"><hi rendition="#aq">Prov. XXIII. 26. P&#x017F;. 24. Apoc.<lb/>
III. 20. Gal. IV.</hi> 19.</note>!<lb/>
u&#x0364;be dich nur hierinn.</p><lb/>
          <p>Ach mein GOTT! du wei&#x017F;&#x017F;e&#x017F;t aber wohl, daß ohne dich gar<lb/>
nichts gethan i&#x017F;t, &#x017F;o gar verfallen &#x017F;ind wir und haben deine Stimm<lb/>
in uns verlohren, dagegen die Stimm der Schlangen und der Ei-<lb/>
genheit angenommen: Darum ziehe uns o Vatter voller Gnaden zu<lb/>
Chri&#x017F;to in uns und durch JE&#x017F;um Chri&#x017F;tum zu dir. Wer al&#x017F;o in der<lb/>
Einkehr verharret, der wird deß ihme entgegen wandlenden J&#x017F;aacs<lb/>
gewahr, und der HERR aller HErren nimmt ihn alsdann innwen-<lb/>
dig gantz ein, umhal&#x017F;et und ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;et ihn mit &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t, da begehrt man<lb/>
nicht mehr von JESU auszugehen, &#x017F;ondern bleibt &#x017F;tets bey ihm.</p><lb/>
          <p>Der HERR rufft noch <note place="foot" n="d"><hi rendition="#aq">Prov. I.</hi> 3.</note>, was antworte&#x017F;t du? Sprich&#x017F;t du auch<lb/>
mit dem alten J&#x017F;rael: <hi rendition="#fr">Jch will wieder zu meinem er&#x017F;ten Mann gehen;<lb/>
denn dazumahl hatte ichs be&#x017F;&#x017F;er als jetzt,</hi> Ho&#x017F;. 2, 9. wie glu&#x0364;ck&#x017F;elig wa&#x0364;re<lb/>
ich, wann ich nur viele Seelen Chri&#x017F;to gewinnen mo&#x0364;chte, das wa&#x0364;re<lb/>
mir wohl eine ge&#x017F;egnete Hochzeit-Predig! Selige Seelen, die &#x017F;ich<lb/>
heute mit Chri&#x017F;to verma&#x0364;hlen wollen! O &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ter Ko&#x0364;nig JESU<lb/>
&#x017F;chencke es vielen <note place="foot" n="e"><hi rendition="#aq">Cant. I.</hi> 3.</note>. Ach Vatter! ich bin jetzt wie Abrahams Knecht<lb/>
beym Brunnen deines Worts und Gei&#x017F;tes, ver&#x017F;chaffe, daß die See-<lb/>
le, &#x017F;o da hieher kommt von den Heyls-Wa&#x017F;&#x017F;ern zu &#x017F;cho&#x0364;pfen, diejeni-<lb/>
ge &#x017F;ey, &#x017F;o du deinem Sohn zur Braut zugeordnet.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Das zehende Capitel.</hi><lb/> <hi rendition="#fr">Der Mangel der Braut, und das unendliche Gut, das der Bra&#x0364;utigam<lb/>
hat, &#x017F;olle die Braut zur Einwilligung bringen.</hi> </head><lb/>
          <note place="left">Die ge-<lb/>
&#x017F;uchte<lb/>
Braut i&#x017F;t<lb/>
arm und<lb/>
hu&#x0364;lffloß.</note>
          <p>§. 1. Nun will ich in GOttes Nahmen abermahl die Anwerbung<lb/>
thun.</p><lb/>
          <p>Zwey Dinge verbinden eine Tochter einzuwilligen. 1. &#x017F;o &#x017F;ie arm,<lb/>
hu&#x0364;lffloß, ver&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en, im Elend verla&#x017F;&#x017F;en. 2. So der Buhler an&#x017F;ehn-<lb/>
lich, edel, reich, &#x017F;cho&#x0364;n, tugend&#x017F;am, leut&#x017F;elig, da be&#x017F;innet &#x017F;ich eine<lb/>
Tochter nicht lang.</p><lb/>
          <p>Nun lieg&#x017F;t du, o Seele! im Koth der Lu&#x017F;t, wir&#x017F;t von bo&#x0364;&#x017F;en Gei-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tern</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1288/1384] Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu der Geiſt unendliche Ruhe. Joh. 12. 32. a ein nicht ausgehen b, Ach c! uͤbe dich nur hierinn. Ach mein GOTT! du weiſſeſt aber wohl, daß ohne dich gar nichts gethan iſt, ſo gar verfallen ſind wir und haben deine Stimm in uns verlohren, dagegen die Stimm der Schlangen und der Ei- genheit angenommen: Darum ziehe uns o Vatter voller Gnaden zu Chriſto in uns und durch JEſum Chriſtum zu dir. Wer alſo in der Einkehr verharret, der wird deß ihme entgegen wandlenden Jſaacs gewahr, und der HERR aller HErren nimmt ihn alsdann innwen- dig gantz ein, umhalſet und kuͤſſet ihn mit ſich ſelbſt, da begehrt man nicht mehr von JESU auszugehen, ſondern bleibt ſtets bey ihm. Der HERR rufft noch d, was antworteſt du? Sprichſt du auch mit dem alten Jſrael: Jch will wieder zu meinem erſten Mann gehen; denn dazumahl hatte ichs beſſer als jetzt, Hoſ. 2, 9. wie gluͤckſelig waͤre ich, wann ich nur viele Seelen Chriſto gewinnen moͤchte, das waͤre mir wohl eine geſegnete Hochzeit-Predig! Selige Seelen, die ſich heute mit Chriſto vermaͤhlen wollen! O ſchoͤnſter Koͤnig JESU ſchencke es vielen e. Ach Vatter! ich bin jetzt wie Abrahams Knecht beym Brunnen deines Worts und Geiſtes, verſchaffe, daß die See- le, ſo da hieher kommt von den Heyls-Waſſern zu ſchoͤpfen, diejeni- ge ſey, ſo du deinem Sohn zur Braut zugeordnet. Das zehende Capitel. Der Mangel der Braut, und das unendliche Gut, das der Braͤutigam hat, ſolle die Braut zur Einwilligung bringen. §. 1. Nun will ich in GOttes Nahmen abermahl die Anwerbung thun. Zwey Dinge verbinden eine Tochter einzuwilligen. 1. ſo ſie arm, huͤlffloß, verſtoſſen, im Elend verlaſſen. 2. So der Buhler anſehn- lich, edel, reich, ſchoͤn, tugendſam, leutſelig, da beſinnet ſich eine Tochter nicht lang. Nun liegſt du, o Seele! im Koth der Luſt, wirſt von boͤſen Gei- ſtern a 1 Joh. V. 12. 2, Cor. VI. 16. Col. I. 27. Luc. XVII. 21. Matth. VII 7. Luc. XIII. 24. b Hebr. X. 19. 20. Joh. IV. 23. 24 c Prov. XXIII. 26. Pſ. 24. Apoc. III. 20. Gal. IV. 19. d Prov. I. 3. e Cant. I. 3.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1384
Zitationshilfe: Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1384>, abgerufen am 13.11.2024.