Das vierte Capitel. Eine kurtze Application da zugleich von dem Nutzen des Creutzes im Ehestand geredet und in Exempeln gezeuget wird wie man sich dazu anschi- cken solle.
Eine kurtze Ap- plication.
§. 1. Einem Verständigen wird die Application dieser Verhand- lung auf das tägliche Thun, Hertz und Wandel leicht zu machen seyn: Dann was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, auf daß wir durch Gedult und Trost der Schrifft die Hoffnung be- halten a. Darum ermahnet uns Paulus, ja ein jeglicher unter uns, daß wir eben denselbigen Fleiß beweisen zur völligen Gewißheit der Hoffnung, biß ans Ende, und daß wir ja nicht träge werden, son- dern Nachfolger deren die durch Glauben und Langmüthigkeit die Verheissungen ererben. Nachdem nun auch Jsaac und Rebecca in den Wolcken Zeugen um uns her stehen, und uns eben allhier, wie wir zur Ehe schreiten sollen, um ein vergnügt und gesegnetes Leben darinnen zu haben vorgehen. Ach so thue doch ein jeder der heura- then will, wie sie gethan haben; so wird er nicht minder Segen und Heyl von GOTT zu gewarten haben, als jene empfangen haben; Die Heil. Schrifft gibt alles klar genug zu verstehen was zum Frie- den und Wohlseyn dienet; wer klug ist, mercket darauf und folget dieser Spur nach biß in die vollkommene Seeligkeit, welches eben der Zweck GOTTES ist, warum er uns so herrliche Exempel vor Augen stellet, nicht daß wir sie abgöttisch bewundern, sondern viel- mehr GOttes Liebe hochpreisen, daß auch aus uns eben so selige be- liebte Menschen schaffen kan und will: sintemahl JESUS gestern und heute eben derselbe ist und auch in Ewigkeit Hebr. 13. Er hat diese Wunder-Treue an Abraham nicht gethan um seine Wür- digkeit willen, als ob dieselbe grösser wäre als aller Menschen auf Erden, sondern um seines grossen, heiligen Nahmens und Gnaden- Bunds willen den Abraham mit Glauben angenommen und umfas- set, hat der HERR alle diese grosse Zeichen und Wunder gethan: Glaube derhalben wie Abraham, ergreiffe Christi Verheissungen wie er, traue GOTT wie er, lasse dir die Verlaugnung aller Din-
gen
aRom. XV. 4.
Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
Das vierte Capitel. Eine kurtze Application da zugleich von dem Nutzen des Creutzes im Eheſtand geredet und in Exempeln gezeuget wird wie man ſich dazu anſchi- cken ſolle.
Eine kurtze Ap- plication.
§. 1. Einem Verſtaͤndigen wird die Application dieſer Verhand- lung auf das taͤgliche Thun, Hertz und Wandel leicht zu machen ſeyn: Dann was zuvor geſchrieben iſt, das iſt uns zur Lehre geſchrieben, auf daß wir durch Gedult und Troſt der Schrifft die Hoffnung be- halten a. Darum ermahnet uns Paulus, ja ein jeglicher unter uns, daß wir eben denſelbigen Fleiß beweiſen zur voͤlligen Gewißheit der Hoffnung, biß ans Ende, und daß wir ja nicht traͤge werden, ſon- dern Nachfolger deren die durch Glauben und Langmuͤthigkeit die Verheiſſungen ererben. Nachdem nun auch Jſaac und Rebecca in den Wolcken Zeugen um uns her ſtehen, und uns eben allhier, wie wir zur Ehe ſchreiten ſollen, um ein vergnuͤgt und geſegnetes Leben darinnen zu haben vorgehen. Ach ſo thue doch ein jeder der heura- then will, wie ſie gethan haben; ſo wird er nicht minder Segen und Heyl von GOTT zu gewarten haben, als jene empfangen haben; Die Heil. Schrifft gibt alles klar genug zu verſtehen was zum Frie- den und Wohlſeyn dienet; wer klug iſt, mercket darauf und folget dieſer Spur nach biß in die vollkommene Seeligkeit, welches eben der Zweck GOTTES iſt, warum er uns ſo herrliche Exempel vor Augen ſtellet, nicht daß wir ſie abgoͤttiſch bewundern, ſondern viel- mehr GOttes Liebe hochpreiſen, daß auch aus uns eben ſo ſelige be- liebte Menſchen ſchaffen kan und will: ſintemahl JESUS geſtern und heute eben derſelbe iſt und auch in Ewigkeit Hebr. 13. Er hat dieſe Wunder-Treue an Abraham nicht gethan um ſeine Wuͤr- digkeit willen, als ob dieſelbe groͤſſer waͤre als aller Menſchen auf Erden, ſondern um ſeines groſſen, heiligen Nahmens und Gnaden- Bunds willen den Abraham mit Glauben angenommen und umfaſ- ſet, hat der HERR alle dieſe groſſe Zeichen und Wunder gethan: Glaube derhalben wie Abraham, ergreiffe Chriſti Verheiſſungen wie er, traue GOTT wie er, laſſe dir die Verlaugnung aller Din-
gen
aRom. XV. 4.
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f1280"n="1184"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu</hi></fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Das vierte Capitel.</hi><lb/><hirendition="#fr">Eine kurtze Application da zugleich von dem Nutzen des Creutzes im<lb/>
Eheſtand geredet und in Exempeln gezeuget wird wie man ſich dazu anſchi-<lb/>
cken ſolle.</hi></head><lb/><noteplace="left">Eine<lb/>
kurtze Ap-<lb/>
plication.</note><p>§. 1. Einem Verſtaͤndigen wird die Application dieſer Verhand-<lb/>
lung auf das taͤgliche Thun, Hertz und Wandel leicht zu machen ſeyn:<lb/>
Dann was zuvor geſchrieben iſt, das iſt uns zur Lehre geſchrieben,<lb/>
auf daß wir durch Gedult und Troſt der Schrifft die Hoffnung be-<lb/>
halten <noteplace="foot"n="a"><hirendition="#aq">Rom. XV.</hi> 4.</note>. Darum ermahnet uns Paulus, ja ein jeglicher unter uns,<lb/>
daß wir eben denſelbigen Fleiß beweiſen zur voͤlligen Gewißheit der<lb/>
Hoffnung, biß ans Ende, und daß wir ja nicht traͤge werden, ſon-<lb/>
dern Nachfolger deren die durch Glauben und Langmuͤthigkeit die<lb/>
Verheiſſungen ererben. Nachdem nun auch Jſaac und Rebecca in<lb/>
den Wolcken Zeugen um uns her ſtehen, und uns eben allhier, wie<lb/>
wir zur Ehe ſchreiten ſollen, um ein vergnuͤgt und geſegnetes Leben<lb/>
darinnen zu haben vorgehen. Ach ſo thue doch ein jeder der heura-<lb/>
then will, wie ſie gethan haben; ſo wird er nicht minder Segen und<lb/>
Heyl von GOTT zu gewarten haben, als jene empfangen haben;<lb/>
Die Heil. Schrifft gibt alles klar genug zu verſtehen was zum Frie-<lb/>
den und Wohlſeyn dienet; wer klug iſt, mercket darauf und folget<lb/>
dieſer Spur nach biß in die vollkommene Seeligkeit, welches eben<lb/>
der Zweck GOTTES iſt, warum er uns ſo herrliche Exempel vor<lb/>
Augen ſtellet, nicht daß wir ſie abgoͤttiſch bewundern, ſondern viel-<lb/>
mehr GOttes Liebe hochpreiſen, daß auch aus uns eben ſo ſelige be-<lb/>
liebte Menſchen ſchaffen kan und will: ſintemahl JESUS geſtern<lb/>
und heute eben derſelbe iſt und auch in Ewigkeit Hebr. 13. Er<lb/>
hat dieſe Wunder-Treue an Abraham nicht gethan um ſeine Wuͤr-<lb/>
digkeit willen, als ob dieſelbe groͤſſer waͤre als aller Menſchen auf<lb/>
Erden, ſondern um ſeines groſſen, heiligen Nahmens und Gnaden-<lb/>
Bunds willen den Abraham mit Glauben angenommen und umfaſ-<lb/>ſet, hat der HERR alle dieſe groſſe Zeichen und Wunder gethan:<lb/>
Glaube derhalben wie Abraham, ergreiffe Chriſti Verheiſſungen<lb/>
wie er, traue GOTT wie er, laſſe dir die Verlaugnung aller Din-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gen</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[1184/1280]
Die geiſtliche Vermaͤhlung JEſu
Das vierte Capitel.
Eine kurtze Application da zugleich von dem Nutzen des Creutzes im
Eheſtand geredet und in Exempeln gezeuget wird wie man ſich dazu anſchi-
cken ſolle.
§. 1. Einem Verſtaͤndigen wird die Application dieſer Verhand-
lung auf das taͤgliche Thun, Hertz und Wandel leicht zu machen ſeyn:
Dann was zuvor geſchrieben iſt, das iſt uns zur Lehre geſchrieben,
auf daß wir durch Gedult und Troſt der Schrifft die Hoffnung be-
halten a. Darum ermahnet uns Paulus, ja ein jeglicher unter uns,
daß wir eben denſelbigen Fleiß beweiſen zur voͤlligen Gewißheit der
Hoffnung, biß ans Ende, und daß wir ja nicht traͤge werden, ſon-
dern Nachfolger deren die durch Glauben und Langmuͤthigkeit die
Verheiſſungen ererben. Nachdem nun auch Jſaac und Rebecca in
den Wolcken Zeugen um uns her ſtehen, und uns eben allhier, wie
wir zur Ehe ſchreiten ſollen, um ein vergnuͤgt und geſegnetes Leben
darinnen zu haben vorgehen. Ach ſo thue doch ein jeder der heura-
then will, wie ſie gethan haben; ſo wird er nicht minder Segen und
Heyl von GOTT zu gewarten haben, als jene empfangen haben;
Die Heil. Schrifft gibt alles klar genug zu verſtehen was zum Frie-
den und Wohlſeyn dienet; wer klug iſt, mercket darauf und folget
dieſer Spur nach biß in die vollkommene Seeligkeit, welches eben
der Zweck GOTTES iſt, warum er uns ſo herrliche Exempel vor
Augen ſtellet, nicht daß wir ſie abgoͤttiſch bewundern, ſondern viel-
mehr GOttes Liebe hochpreiſen, daß auch aus uns eben ſo ſelige be-
liebte Menſchen ſchaffen kan und will: ſintemahl JESUS geſtern
und heute eben derſelbe iſt und auch in Ewigkeit Hebr. 13. Er
hat dieſe Wunder-Treue an Abraham nicht gethan um ſeine Wuͤr-
digkeit willen, als ob dieſelbe groͤſſer waͤre als aller Menſchen auf
Erden, ſondern um ſeines groſſen, heiligen Nahmens und Gnaden-
Bunds willen den Abraham mit Glauben angenommen und umfaſ-
ſet, hat der HERR alle dieſe groſſe Zeichen und Wunder gethan:
Glaube derhalben wie Abraham, ergreiffe Chriſti Verheiſſungen
wie er, traue GOTT wie er, laſſe dir die Verlaugnung aller Din-
gen
a Rom. XV. 4.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 1184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1280>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.