Das zehende Capitel. Glückseeligkeit deren welche wie Abraham glauben.
§. 1. Sprichst du, du treibest mich ein und nöthigest mich zurDie über- grosse Glücksee- ligkeit dern wel- che trotz der Ver- nunfft, Unglau- ben und Verdor- benheit dannoch glauben. Königlichen Hochzeit herein zu kommen, trotz der Vernunfft, dem Unglauben und meiner unbeschreiblichen Verdorbenheit; so seye es dann, ich wills in GOTTES Nahmen wagen: aber wirds doch GOTT nicht an mir zürnen, wie wird es mir von nun an er- gehen?
Antw. Glaubst du von Hertzen, so will ich Schuld dran haben, wann es dir übel zu schlagt: Der Geist des HERREN wird über dich kommen, und du wirst ein anderer Mann werden. JESUS wird selbst in dir wohnen durch den Glauben, du wirst mit der Son- nen bekleidet werden, und den Mond unter deinen Füssen haben, also daß dir kein zeitlicher Zufall mehr Sorg oder Unruh erwecken kan, du wirst deiner angehenden Seligkeit kein Ende sehen, deine Herrlichkeit wird täglich anwachsen biß du leuchtest in jenem Leben, wie der Glantz der Austhänung, und wie die Sternen immer und ewiglich, der hell-leuchtende Morgenstern als ein Vorbott des gros- sen Tags wird in dir aufgehen, (so lang es Nacht ist, so braucht man das Liecht im Dunckeln und siehet nicht weit herum, nur so viel nöthig ist, sicher Schritt vor Schritt fortzuwandeln, aber wann der Tag anbricht, so siehet man alles deutlich weit und breit) JESUS wird sein Reich in dir auffrichten, und dein geläuterter Geist wird als ein schöner Stern helle vor ihm scheinen vor seinem Angesicht. Es wird dich ein tieffer Fried umarmen wie der Himmel die Sternen umfasset, du wirst in stoltzer Ruhe als auf einem blauen, Saphir- nen Thron sitzen in denen Augen aller Welt, und ob du schon noch so klein schienest in deinen und anderer Augen, so ist dennoch deine Grösse dem HERREN, der dich gemachet hat, wohl bekannt. JESUS findet mehr Kostbarkeit, Schönheiten in einer eintzigen gläubigen Seele, als in China und Perou nnd in allen Königreichen der Erd-Kugel.
§. 2. Deine Seeligkeit und Pracht ist noch zur Zeit verborgenJst zwar zur Zeit noch ver- borgen. und GOTT allein bekannt, es währen noch die Tage der Zuberei-
tung,
H h h h h h
ewige Sternen-Himmel.
Das zehende Capitel. Gluͤckſeeligkeit deren welche wie Abraham glauben.
§. 1. Sprichſt du, du treibeſt mich ein und noͤthigeſt mich zurDie uͤber- groſſe Gluͤckſee- ligkeit dern wel- che trotz der Ver- nunfft, Unglau- ben und Verdor- benheit dannoch glauben. Koͤniglichen Hochzeit herein zu kommen, trotz der Vernunfft, dem Unglauben und meiner unbeſchreiblichen Verdorbenheit; ſo ſeye es dann, ich wills in GOTTES Nahmen wagen: aber wirds doch GOTT nicht an mir zuͤrnen, wie wird es mir von nun an er- gehen?
Antw. Glaubſt du von Hertzen, ſo will ich Schuld dran haben, wann es dir uͤbel zu ſchlagt: Der Geiſt des HERREN wird uͤber dich kommen, und du wirſt ein anderer Mann werden. JESUS wird ſelbſt in dir wohnen durch den Glauben, du wirſt mit der Son- nen bekleidet werden, und den Mond unter deinen Fuͤſſen haben, alſo daß dir kein zeitlicher Zufall mehr Sorg oder Unruh erwecken kan, du wirſt deiner angehenden Seligkeit kein Ende ſehen, deine Herrlichkeit wird taͤglich anwachſen biß du leuchteſt in jenem Leben, wie der Glantz der Austhaͤnung, und wie die Sternen immer und ewiglich, der hell-leuchtende Morgenſtern als ein Vorbott des groſ- ſen Tags wird in dir aufgehen, (ſo lang es Nacht iſt, ſo braucht man das Liecht im Dunckeln und ſiehet nicht weit herum, nur ſo viel noͤthig iſt, ſicher Schritt vor Schritt fortzuwandeln, aber wann der Tag anbricht, ſo ſiehet man alles deutlich weit und breit) JESUS wird ſein Reich in dir auffrichten, und dein gelaͤuterter Geiſt wird als ein ſchoͤner Stern helle vor ihm ſcheinen vor ſeinem Angeſicht. Es wird dich ein tieffer Fried umarmen wie der Himmel die Sternen umfaſſet, du wirſt in ſtoltzer Ruhe als auf einem blauen, Saphir- nen Thron ſitzen in denen Augen aller Welt, und ob du ſchon noch ſo klein ſchieneſt in deinen und anderer Augen, ſo iſt dennoch deine Groͤſſe dem HERREN, der dich gemachet hat, wohl bekannt. JESUS findet mehr Koſtbarkeit, Schoͤnheiten in einer eintzigen glaͤubigen Seele, als in China und Perou nnd in allen Koͤnigreichen der Erd-Kugel.
§. 2. Deine Seeligkeit und Pracht iſt noch zur Zeit verborgenJſt zwar zur Zeit noch ver- borgen. und GOTT allein bekannt, es waͤhren noch die Tage der Zuberei-
tung,
H h h h h h
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f1073"n="977"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">ewige Sternen-Himmel.</hi></fw><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Das zehende Capitel.</hi><lb/><hirendition="#fr">Gluͤckſeeligkeit deren welche wie Abraham glauben.</hi></head><lb/><p><hirendition="#i">§.</hi> 1. Sprichſt du, du treibeſt mich ein und noͤthigeſt mich zur<noteplace="right">Die uͤber-<lb/>
groſſe<lb/>
Gluͤckſee-<lb/>
ligkeit<lb/>
dern wel-<lb/>
che trotz<lb/>
der Ver-<lb/>
nunfft,<lb/>
Unglau-<lb/>
ben und<lb/>
Verdor-<lb/>
benheit<lb/>
dannoch<lb/>
glauben.</note><lb/>
Koͤniglichen Hochzeit herein zu kommen, trotz der Vernunfft, dem<lb/>
Unglauben und meiner unbeſchreiblichen Verdorbenheit; ſo ſeye es<lb/>
dann, ich wills in GOTTES Nahmen wagen: aber wirds doch<lb/>
GOTT nicht an mir zuͤrnen, wie wird es mir von nun an er-<lb/>
gehen?</p><lb/><p>Antw. Glaubſt du von Hertzen, ſo will ich Schuld dran haben,<lb/>
wann es dir uͤbel zu ſchlagt: Der Geiſt des HERREN wird uͤber<lb/>
dich kommen, und du wirſt ein anderer Mann werden. JESUS<lb/>
wird ſelbſt in dir wohnen durch den Glauben, du wirſt mit der Son-<lb/>
nen bekleidet werden, und den Mond unter deinen Fuͤſſen haben,<lb/>
alſo daß dir kein zeitlicher Zufall mehr Sorg oder Unruh erwecken<lb/>
kan, du wirſt deiner angehenden Seligkeit kein Ende ſehen, deine<lb/>
Herrlichkeit wird taͤglich anwachſen biß du leuchteſt in jenem Leben,<lb/>
wie der Glantz der Austhaͤnung, und wie die Sternen immer und<lb/>
ewiglich, der hell-leuchtende Morgenſtern als ein Vorbott des groſ-<lb/>ſen Tags wird in dir aufgehen, (ſo lang es Nacht iſt, ſo braucht<lb/>
man das Liecht im Dunckeln und ſiehet nicht weit herum, nur ſo viel<lb/>
noͤthig iſt, ſicher Schritt vor Schritt fortzuwandeln, aber wann der<lb/>
Tag anbricht, ſo ſiehet man alles deutlich weit und breit) JESUS<lb/>
wird ſein Reich in dir auffrichten, und dein gelaͤuterter Geiſt wird als<lb/>
ein ſchoͤner Stern helle vor ihm ſcheinen vor ſeinem Angeſicht. Es<lb/>
wird dich ein tieffer Fried umarmen wie der Himmel die Sternen<lb/>
umfaſſet, du wirſt in ſtoltzer Ruhe als auf einem blauen, Saphir-<lb/>
nen Thron ſitzen in denen Augen aller Welt, und ob du ſchon noch<lb/>ſo klein ſchieneſt in deinen und anderer Augen, ſo iſt dennoch deine<lb/>
Groͤſſe dem HERREN, der dich gemachet hat, wohl bekannt.<lb/>
JESUS findet mehr Koſtbarkeit, Schoͤnheiten in einer eintzigen<lb/>
glaͤubigen Seele, als in China und Perou nnd in allen Koͤnigreichen<lb/>
der Erd-Kugel.</p><lb/><p>§. 2. Deine Seeligkeit und Pracht iſt noch zur Zeit verborgen<noteplace="right">Jſt zwar<lb/>
zur Zeit<lb/>
noch ver-<lb/>
borgen.</note><lb/>
und GOTT allein bekannt, es waͤhren noch die Tage der Zuberei-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">H h h h h h</fw><fwplace="bottom"type="catch">tung,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[977/1073]
ewige Sternen-Himmel.
Das zehende Capitel.
Gluͤckſeeligkeit deren welche wie Abraham glauben.
§. 1. Sprichſt du, du treibeſt mich ein und noͤthigeſt mich zur
Koͤniglichen Hochzeit herein zu kommen, trotz der Vernunfft, dem
Unglauben und meiner unbeſchreiblichen Verdorbenheit; ſo ſeye es
dann, ich wills in GOTTES Nahmen wagen: aber wirds doch
GOTT nicht an mir zuͤrnen, wie wird es mir von nun an er-
gehen?
Die uͤber-
groſſe
Gluͤckſee-
ligkeit
dern wel-
che trotz
der Ver-
nunfft,
Unglau-
ben und
Verdor-
benheit
dannoch
glauben.
Antw. Glaubſt du von Hertzen, ſo will ich Schuld dran haben,
wann es dir uͤbel zu ſchlagt: Der Geiſt des HERREN wird uͤber
dich kommen, und du wirſt ein anderer Mann werden. JESUS
wird ſelbſt in dir wohnen durch den Glauben, du wirſt mit der Son-
nen bekleidet werden, und den Mond unter deinen Fuͤſſen haben,
alſo daß dir kein zeitlicher Zufall mehr Sorg oder Unruh erwecken
kan, du wirſt deiner angehenden Seligkeit kein Ende ſehen, deine
Herrlichkeit wird taͤglich anwachſen biß du leuchteſt in jenem Leben,
wie der Glantz der Austhaͤnung, und wie die Sternen immer und
ewiglich, der hell-leuchtende Morgenſtern als ein Vorbott des groſ-
ſen Tags wird in dir aufgehen, (ſo lang es Nacht iſt, ſo braucht
man das Liecht im Dunckeln und ſiehet nicht weit herum, nur ſo viel
noͤthig iſt, ſicher Schritt vor Schritt fortzuwandeln, aber wann der
Tag anbricht, ſo ſiehet man alles deutlich weit und breit) JESUS
wird ſein Reich in dir auffrichten, und dein gelaͤuterter Geiſt wird als
ein ſchoͤner Stern helle vor ihm ſcheinen vor ſeinem Angeſicht. Es
wird dich ein tieffer Fried umarmen wie der Himmel die Sternen
umfaſſet, du wirſt in ſtoltzer Ruhe als auf einem blauen, Saphir-
nen Thron ſitzen in denen Augen aller Welt, und ob du ſchon noch
ſo klein ſchieneſt in deinen und anderer Augen, ſo iſt dennoch deine
Groͤſſe dem HERREN, der dich gemachet hat, wohl bekannt.
JESUS findet mehr Koſtbarkeit, Schoͤnheiten in einer eintzigen
glaͤubigen Seele, als in China und Perou nnd in allen Koͤnigreichen
der Erd-Kugel.
§. 2. Deine Seeligkeit und Pracht iſt noch zur Zeit verborgen
und GOTT allein bekannt, es waͤhren noch die Tage der Zuberei-
tung,
Jſt zwar
zur Zeit
noch ver-
borgen.
H h h h h h
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Lutz, Samuel: Ein Wohlriechender Straus Von schönen und gesunden Himmels-Blumen. Basel, 1736, S. 977. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lucius_himmelsblumen_1736/1073>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.