Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

Bild:
<< vorherige Seite

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Welt durch Kinder-Blattern/ durch eine übel-
geschnittene Wartze/ oder Hüner-Auge und
dergleichen schlechte Zufälle auslescht.

Malovend fuhr fort/ und sagte: Die Deut-
schen haben insonderheit von einer blutigen
Bahre auch stets mehr als einem madichten
Siech-Bette gehalten/ auch lieber etwas mit
Blute/ als mit Schweiß oder durch kluge Rän-
cke behauptet. Dahero schlug der fünffte Feld-
Herr Hertzog Aleman seinem Vater nicht nach.
Er war behertzt und verwegen/ führte auch stets
einen lebendigen Löwen an der Hand/ ja zu Jsi-
niska riß er einem sechsjährigen Löwen den
Rachen auff/ zohe ihm die Zunge heraus; der
Löw aber blieb für ihm entweder aus Schre-
cken oder Ehrerbietung wie ein Lamm stehen.
Bey den Eburonern erstach er einen über ihn
springenden Hirsch/ bey den Rhetiern einen
wütenden Bär/ und auff denen ihm über aus
beliebten Jagten erlegte er viel hauende
Schweine und andere grimmige Thiere mit
seinem blossen Degen. Weßwegen die Griechen
ihn hernach den deutschen Hercules genannt.
Jn den steilen Gebürgen hat er sich nach Gem-
sen und Steinböcken offt so weit verstiegen/ daß
er keine Rückkehr gewust; mehrmals haben ihn
die abkugelnden Steine und der abschiessende
Schnee in höchste Lebensgefahr gesetzt. Merck-
würdig ist von ihm/ daß als er einst auff der
Jagt auff der Erde geschlaffen/ ihn eine Hey-
däx ans Ohr gebissen und erweckt habe/ als in
seinen eröffneten Mund eine Schlange krie-
chen wollen. Jst diß wahr/ sagte Zeno/ so mü-
sten die Heydäxen ihrer selbst und ihrer Jungen
mehr als der Menschen vergeßlich seyn. Man
hält es für kein Gedichte/ antwortete Malovend/
und deßwegen soll er eine güldene Heydexe zum
Gedächtnisse am Halse getragen haben. Er
war ein Meister in Zweykampff und Turnie-
ren/ in den Schlachten fochte er selbst in der
Spitze. Er bewältigte sich der Menapier und
Noricher/ zwang die abtrünnigen Marnier und
[Spaltenumbruch] Nervier/ nachdem ihn der tapffere Fürst der
Hermundurer Treball/ sein und Deutschlands
rechter Arm/ aus ihren Händen errettet hatte.
Er schlug viel tausend Gallier. Mit den Le-
pontiern führte er einen blutigen aber unglück-
lichen Krieg. Die Bataver aber schlug er auffs
Haupt/ und nahm ihnen ihr gantz Gebiete/ aus-
ser etliche in Pfützen ligende Oerter ab. Es ist
ein grosses Glücke eines Reiches/ sagte Zeno/
wenn friedsame und kriegerische Herrscher in
selbtem mit einander abwechseln. Denn so
denn verlernen die Kriegsleute nicht die Ubung
der Waffen/ der Adel behält seine Freyheit und
Ansehen/ die grossen Verdienste bleiben nicht
nach/ noch ohne Belohnung/ und die im Kriege
entkräffteten Länder erholen sich wieder bey der
Ruh; ja auch diß/ was man durch die Waffen
gewonnen/ beraset im Frieden am besten. Die-
sem nach denn Rom deßhalben augenscheinlich
gewachsen/ daß nach dem hitzigen Romulus der
sanffte Gesetzgeber Numa gefolget. Daß hier-
auff der kriegerische Tullus die Waffen und die
Gemüther dieses streitbaren Volcks geschärffet/
und diesen der Baumeister Ancus abgelöset;
die Pracht des Tarqvinius aber nicht nur dem/
was Ancus gebauet/ sondern auch denen Obrig-
keiten ein Ansehen gemacht. Servius hat her-
nach durch angelegte Schatzung denen Römern
ihre vorher unbekandten Kräffte gezeiget/ und
der hoffärtige Tarqvinius durch seine Grau-
samkeit diese Wohlthat gethan/ daß das Volck
das unschätzbare Kleinod der Freyheit liebzu-
gewinnen angefangen. Es ist wahr/ fuhr Ma-
lovend fort; Aber der Cheruskische Stamm hat
insgemein dieses Glücke gehabt/ daß desselbten
streitbarste Fürsten zugleich Meister in den Frie-
dens-Künsten gewest/ und insonderheit durch
glückliche Heyrathen sich vergrössert haben; Al-
so daß dieser Stamm den Liebes-Stern in War-
heit für seinen Glücks-Stern rühmen kan.
Massen denn auch dieser Feldherr Alemann
seinem Sohne Hunnus Diumfareds des Bri-

tanni-

Arminius und Thußnelda.
[Spaltenumbruch] Welt durch Kinder-Blattern/ durch eine uͤbel-
geſchnittene Wartze/ oder Huͤner-Auge und
dergleichen ſchlechte Zufaͤlle ausleſcht.

Malovend fuhr fort/ und ſagte: Die Deut-
ſchen haben inſonderheit von einer blutigen
Bahre auch ſtets mehr als einem madichten
Siech-Bette gehalten/ auch lieber etwas mit
Blute/ als mit Schweiß oder durch kluge Raͤn-
cke behauptet. Dahero ſchlug der fuͤnffte Feld-
Herr Hertzog Aleman ſeinem Vater nicht nach.
Er war behertzt und verwegen/ fuͤhrte auch ſtets
einen lebendigen Loͤwen an der Hand/ ja zu Jſi-
niſka riß er einem ſechsjaͤhrigen Loͤwen den
Rachen auff/ zohe ihm die Zunge heraus; der
Loͤw aber blieb fuͤr ihm entweder aus Schre-
cken oder Ehrerbietung wie ein Lamm ſtehen.
Bey den Eburonern erſtach er einen uͤber ihn
ſpringenden Hirſch/ bey den Rhetiern einen
wuͤtenden Baͤr/ und auff denen ihm uͤber aus
beliebten Jagten erlegte er viel hauende
Schweine und andere grimmige Thiere mit
ſeinem bloſſen Degen. Weßwegen die Griechen
ihn hernach den deutſchen Hercules genannt.
Jn den ſteilen Gebuͤrgen hat er ſich nach Gem-
ſen und Steinboͤcken offt ſo weit verſtiegen/ daß
er keine Ruͤckkehr gewuſt; mehrmals haben ihn
die abkugelnden Steine und der abſchieſſende
Schnee in hoͤchſte Lebensgefahr geſetzt. Merck-
wuͤrdig iſt von ihm/ daß als er einſt auff der
Jagt auff der Erde geſchlaffen/ ihn eine Hey-
daͤx ans Ohr gebiſſen und erweckt habe/ als in
ſeinen eroͤffneten Mund eine Schlange krie-
chen wollen. Jſt diß wahr/ ſagte Zeno/ ſo muͤ-
ſten die Heydaͤxen ihrer ſelbſt und ihrer Jungen
mehr als der Menſchen vergeßlich ſeyn. Man
haͤlt es fuͤr kein Gedichte/ antwortete Malovend/
und deßwegen ſoll er eine guͤldene Heydexe zum
Gedaͤchtniſſe am Halſe getragen haben. Er
war ein Meiſter in Zweykampff und Turnie-
ren/ in den Schlachten fochte er ſelbſt in der
Spitze. Er bewaͤltigte ſich der Menapier und
Noricher/ zwang die abtruͤnnigen Marnier und
[Spaltenumbruch] Nervier/ nachdem ihn der tapffere Fuͤrſt der
Hermundurer Treball/ ſein und Deutſchlands
rechter Arm/ aus ihren Haͤnden errettet hatte.
Er ſchlug viel tauſend Gallier. Mit den Le-
pontiern fuͤhrte er einen blutigen aber ungluͤck-
lichen Krieg. Die Bataver aber ſchlug er auffs
Haupt/ und nahm ihnen ihr gantz Gebiete/ auſ-
ſer etliche in Pfuͤtzen ligende Oerter ab. Es iſt
ein groſſes Gluͤcke eines Reiches/ ſagte Zeno/
wenn friedſame und kriegeriſche Herrſcher in
ſelbtem mit einander abwechſeln. Denn ſo
denn verlernen die Kriegsleute nicht die Ubung
der Waffen/ der Adel behaͤlt ſeine Freyheit und
Anſehen/ die groſſen Verdienſte bleiben nicht
nach/ noch ohne Belohnung/ und die im Kriege
entkraͤffteten Laͤnder erholen ſich wieder bey der
Ruh; ja auch diß/ was man durch die Waffen
gewonnen/ beraſet im Frieden am beſten. Die-
ſem nach denn Rom deßhalben augenſcheinlich
gewachſen/ daß nach dem hitzigen Romulus der
ſanffte Geſetzgeber Numa gefolget. Daß hier-
auff der kriegeriſche Tullus die Waffen und die
Gemuͤther dieſes ſtreitbaren Volcks geſchaͤrffet/
und dieſen der Baumeiſter Ancus abgeloͤſet;
die Pracht des Tarqvinius aber nicht nur dem/
was Ancus gebauet/ ſondern auch denen Obrig-
keiten ein Anſehen gemacht. Servius hat her-
nach durch angelegte Schatzung denen Roͤmern
ihre vorher unbekandten Kraͤffte gezeiget/ und
der hoffaͤrtige Tarqvinius durch ſeine Grau-
ſamkeit dieſe Wohlthat gethan/ daß das Volck
das unſchaͤtzbare Kleinod der Freyheit liebzu-
gewinnen angefangen. Es iſt wahr/ fuhr Ma-
lovend fort; Aber der Cheruſkiſche Stamm hat
insgemein dieſes Gluͤcke gehabt/ daß deſſelbten
ſtreitbarſte Fuͤrſten zugleich Meiſter in den Frie-
dens-Kuͤnſten geweſt/ und inſonderheit durch
gluͤckliche Heyrathen ſich vergroͤſſert haben; Al-
ſo daß dieſeꝛ Stamm den Liebes-Stern in War-
heit fuͤr ſeinen Gluͤcks-Stern ruͤhmen kan.
Maſſen denn auch dieſer Feldherr Alemann
ſeinem Sohne Hunnus Diumfareds des Bri-

tanni-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0169" n="119"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Arminius und Thußnelda.</hi></fw><lb/><cb/>
Welt durch Kinder-Blattern/ durch eine u&#x0364;bel-<lb/>
ge&#x017F;chnittene Wartze/ oder Hu&#x0364;ner-Auge und<lb/>
dergleichen &#x017F;chlechte Zufa&#x0364;lle ausle&#x017F;cht.</p><lb/>
          <p>Malovend fuhr fort/ und &#x017F;agte: Die Deut-<lb/>
&#x017F;chen haben in&#x017F;onderheit von einer blutigen<lb/>
Bahre auch &#x017F;tets mehr als einem madichten<lb/>
Siech-Bette gehalten/ auch lieber etwas mit<lb/>
Blute/ als mit Schweiß oder durch kluge Ra&#x0364;n-<lb/>
cke behauptet. Dahero &#x017F;chlug der fu&#x0364;nffte Feld-<lb/>
Herr Hertzog Aleman &#x017F;einem Vater nicht nach.<lb/>
Er war behertzt und verwegen/ fu&#x0364;hrte auch &#x017F;tets<lb/>
einen lebendigen Lo&#x0364;wen an der Hand/ ja zu J&#x017F;i-<lb/>
ni&#x017F;ka riß er einem &#x017F;echsja&#x0364;hrigen Lo&#x0364;wen den<lb/>
Rachen auff/ zohe ihm die Zunge heraus; der<lb/>
Lo&#x0364;w aber blieb fu&#x0364;r ihm entweder aus Schre-<lb/>
cken oder Ehrerbietung wie ein Lamm &#x017F;tehen.<lb/>
Bey den Eburonern er&#x017F;tach er einen u&#x0364;ber ihn<lb/>
&#x017F;pringenden Hir&#x017F;ch/ bey den Rhetiern einen<lb/>
wu&#x0364;tenden Ba&#x0364;r/ und auff denen ihm u&#x0364;ber aus<lb/>
beliebten Jagten erlegte er viel hauende<lb/>
Schweine und andere grimmige Thiere mit<lb/>
&#x017F;einem blo&#x017F;&#x017F;en Degen. Weßwegen die Griechen<lb/>
ihn hernach den deut&#x017F;chen Hercules genannt.<lb/>
Jn den &#x017F;teilen Gebu&#x0364;rgen hat er &#x017F;ich nach Gem-<lb/>
&#x017F;en und Steinbo&#x0364;cken offt &#x017F;o weit ver&#x017F;tiegen/ daß<lb/>
er keine Ru&#x0364;ckkehr gewu&#x017F;t; mehrmals haben ihn<lb/>
die abkugelnden Steine und der ab&#x017F;chie&#x017F;&#x017F;ende<lb/>
Schnee in ho&#x0364;ch&#x017F;te Lebensgefahr ge&#x017F;etzt. Merck-<lb/>
wu&#x0364;rdig i&#x017F;t von ihm/ daß als er ein&#x017F;t auff der<lb/>
Jagt auff der Erde ge&#x017F;chlaffen/ ihn eine Hey-<lb/>
da&#x0364;x ans Ohr gebi&#x017F;&#x017F;en und erweckt habe/ als in<lb/>
&#x017F;einen ero&#x0364;ffneten Mund eine Schlange krie-<lb/>
chen wollen. J&#x017F;t diß wahr/ &#x017F;agte Zeno/ &#x017F;o mu&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ten die Heyda&#x0364;xen ihrer &#x017F;elb&#x017F;t und ihrer Jungen<lb/>
mehr als der Men&#x017F;chen vergeßlich &#x017F;eyn. Man<lb/>
ha&#x0364;lt es fu&#x0364;r kein Gedichte/ antwortete Malovend/<lb/>
und deßwegen &#x017F;oll er eine gu&#x0364;ldene Heydexe zum<lb/>
Geda&#x0364;chtni&#x017F;&#x017F;e am Hal&#x017F;e getragen haben. Er<lb/>
war ein Mei&#x017F;ter in Zweykampff und Turnie-<lb/>
ren/ in den Schlachten fochte er &#x017F;elb&#x017F;t in der<lb/>
Spitze. Er bewa&#x0364;ltigte &#x017F;ich der Menapier und<lb/>
Noricher/ zwang die abtru&#x0364;nnigen Marnier und<lb/><cb/>
Nervier/ nachdem ihn der tapffere Fu&#x0364;r&#x017F;t der<lb/>
Hermundurer Treball/ &#x017F;ein und Deut&#x017F;chlands<lb/>
rechter Arm/ aus ihren Ha&#x0364;nden errettet hatte.<lb/>
Er &#x017F;chlug viel tau&#x017F;end Gallier. Mit den Le-<lb/>
pontiern fu&#x0364;hrte er einen blutigen aber unglu&#x0364;ck-<lb/>
lichen Krieg. Die Bataver aber &#x017F;chlug er auffs<lb/>
Haupt/ und nahm ihnen ihr gantz Gebiete/ au&#x017F;-<lb/>
&#x017F;er etliche in Pfu&#x0364;tzen ligende Oerter ab. Es i&#x017F;t<lb/>
ein gro&#x017F;&#x017F;es Glu&#x0364;cke eines Reiches/ &#x017F;agte Zeno/<lb/>
wenn fried&#x017F;ame und kriegeri&#x017F;che Herr&#x017F;cher in<lb/>
&#x017F;elbtem mit einander abwech&#x017F;eln. Denn &#x017F;o<lb/>
denn verlernen die Kriegsleute nicht die Ubung<lb/>
der Waffen/ der Adel beha&#x0364;lt &#x017F;eine Freyheit und<lb/>
An&#x017F;ehen/ die gro&#x017F;&#x017F;en Verdien&#x017F;te bleiben nicht<lb/>
nach/ noch ohne Belohnung/ und die im Kriege<lb/>
entkra&#x0364;ffteten La&#x0364;nder erholen &#x017F;ich wieder bey der<lb/>
Ruh; ja auch diß/ was man durch die Waffen<lb/>
gewonnen/ bera&#x017F;et im Frieden am be&#x017F;ten. Die-<lb/>
&#x017F;em nach denn Rom deßhalben augen&#x017F;cheinlich<lb/>
gewach&#x017F;en/ daß nach dem hitzigen Romulus der<lb/>
&#x017F;anffte Ge&#x017F;etzgeber Numa gefolget. Daß hier-<lb/>
auff der kriegeri&#x017F;che Tullus die Waffen und die<lb/>
Gemu&#x0364;ther die&#x017F;es &#x017F;treitbaren Volcks ge&#x017F;cha&#x0364;rffet/<lb/>
und die&#x017F;en der Baumei&#x017F;ter Ancus abgelo&#x0364;&#x017F;et;<lb/>
die Pracht des Tarqvinius aber nicht nur dem/<lb/>
was Ancus gebauet/ &#x017F;ondern auch denen Obrig-<lb/>
keiten ein An&#x017F;ehen gemacht. Servius hat her-<lb/>
nach durch angelegte Schatzung denen Ro&#x0364;mern<lb/>
ihre vorher unbekandten Kra&#x0364;ffte gezeiget/ und<lb/>
der hoffa&#x0364;rtige Tarqvinius durch &#x017F;eine Grau-<lb/>
&#x017F;amkeit die&#x017F;e Wohlthat gethan/ daß das Volck<lb/>
das un&#x017F;cha&#x0364;tzbare Kleinod der Freyheit liebzu-<lb/>
gewinnen angefangen. Es i&#x017F;t wahr/ fuhr Ma-<lb/>
lovend fort; Aber der Cheru&#x017F;ki&#x017F;che Stamm hat<lb/>
insgemein die&#x017F;es Glu&#x0364;cke gehabt/ daß de&#x017F;&#x017F;elbten<lb/>
&#x017F;treitbar&#x017F;te Fu&#x0364;r&#x017F;ten zugleich Mei&#x017F;ter in den Frie-<lb/>
dens-Ku&#x0364;n&#x017F;ten gewe&#x017F;t/ und in&#x017F;onderheit durch<lb/>
glu&#x0364;ckliche Heyrathen &#x017F;ich vergro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ert haben; Al-<lb/>
&#x017F;o daß die&#x017F;e&#xA75B; Stamm den Liebes-Stern in War-<lb/>
heit fu&#x0364;r &#x017F;einen Glu&#x0364;cks-Stern ru&#x0364;hmen kan.<lb/>
Ma&#x017F;&#x017F;en denn auch die&#x017F;er Feldherr Alemann<lb/>
&#x017F;einem Sohne Hunnus Diumfareds des Bri-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">tanni-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[119/0169] Arminius und Thußnelda. Welt durch Kinder-Blattern/ durch eine uͤbel- geſchnittene Wartze/ oder Huͤner-Auge und dergleichen ſchlechte Zufaͤlle ausleſcht. Malovend fuhr fort/ und ſagte: Die Deut- ſchen haben inſonderheit von einer blutigen Bahre auch ſtets mehr als einem madichten Siech-Bette gehalten/ auch lieber etwas mit Blute/ als mit Schweiß oder durch kluge Raͤn- cke behauptet. Dahero ſchlug der fuͤnffte Feld- Herr Hertzog Aleman ſeinem Vater nicht nach. Er war behertzt und verwegen/ fuͤhrte auch ſtets einen lebendigen Loͤwen an der Hand/ ja zu Jſi- niſka riß er einem ſechsjaͤhrigen Loͤwen den Rachen auff/ zohe ihm die Zunge heraus; der Loͤw aber blieb fuͤr ihm entweder aus Schre- cken oder Ehrerbietung wie ein Lamm ſtehen. Bey den Eburonern erſtach er einen uͤber ihn ſpringenden Hirſch/ bey den Rhetiern einen wuͤtenden Baͤr/ und auff denen ihm uͤber aus beliebten Jagten erlegte er viel hauende Schweine und andere grimmige Thiere mit ſeinem bloſſen Degen. Weßwegen die Griechen ihn hernach den deutſchen Hercules genannt. Jn den ſteilen Gebuͤrgen hat er ſich nach Gem- ſen und Steinboͤcken offt ſo weit verſtiegen/ daß er keine Ruͤckkehr gewuſt; mehrmals haben ihn die abkugelnden Steine und der abſchieſſende Schnee in hoͤchſte Lebensgefahr geſetzt. Merck- wuͤrdig iſt von ihm/ daß als er einſt auff der Jagt auff der Erde geſchlaffen/ ihn eine Hey- daͤx ans Ohr gebiſſen und erweckt habe/ als in ſeinen eroͤffneten Mund eine Schlange krie- chen wollen. Jſt diß wahr/ ſagte Zeno/ ſo muͤ- ſten die Heydaͤxen ihrer ſelbſt und ihrer Jungen mehr als der Menſchen vergeßlich ſeyn. Man haͤlt es fuͤr kein Gedichte/ antwortete Malovend/ und deßwegen ſoll er eine guͤldene Heydexe zum Gedaͤchtniſſe am Halſe getragen haben. Er war ein Meiſter in Zweykampff und Turnie- ren/ in den Schlachten fochte er ſelbſt in der Spitze. Er bewaͤltigte ſich der Menapier und Noricher/ zwang die abtruͤnnigen Marnier und Nervier/ nachdem ihn der tapffere Fuͤrſt der Hermundurer Treball/ ſein und Deutſchlands rechter Arm/ aus ihren Haͤnden errettet hatte. Er ſchlug viel tauſend Gallier. Mit den Le- pontiern fuͤhrte er einen blutigen aber ungluͤck- lichen Krieg. Die Bataver aber ſchlug er auffs Haupt/ und nahm ihnen ihr gantz Gebiete/ auſ- ſer etliche in Pfuͤtzen ligende Oerter ab. Es iſt ein groſſes Gluͤcke eines Reiches/ ſagte Zeno/ wenn friedſame und kriegeriſche Herrſcher in ſelbtem mit einander abwechſeln. Denn ſo denn verlernen die Kriegsleute nicht die Ubung der Waffen/ der Adel behaͤlt ſeine Freyheit und Anſehen/ die groſſen Verdienſte bleiben nicht nach/ noch ohne Belohnung/ und die im Kriege entkraͤffteten Laͤnder erholen ſich wieder bey der Ruh; ja auch diß/ was man durch die Waffen gewonnen/ beraſet im Frieden am beſten. Die- ſem nach denn Rom deßhalben augenſcheinlich gewachſen/ daß nach dem hitzigen Romulus der ſanffte Geſetzgeber Numa gefolget. Daß hier- auff der kriegeriſche Tullus die Waffen und die Gemuͤther dieſes ſtreitbaren Volcks geſchaͤrffet/ und dieſen der Baumeiſter Ancus abgeloͤſet; die Pracht des Tarqvinius aber nicht nur dem/ was Ancus gebauet/ ſondern auch denen Obrig- keiten ein Anſehen gemacht. Servius hat her- nach durch angelegte Schatzung denen Roͤmern ihre vorher unbekandten Kraͤffte gezeiget/ und der hoffaͤrtige Tarqvinius durch ſeine Grau- ſamkeit dieſe Wohlthat gethan/ daß das Volck das unſchaͤtzbare Kleinod der Freyheit liebzu- gewinnen angefangen. Es iſt wahr/ fuhr Ma- lovend fort; Aber der Cheruſkiſche Stamm hat insgemein dieſes Gluͤcke gehabt/ daß deſſelbten ſtreitbarſte Fuͤrſten zugleich Meiſter in den Frie- dens-Kuͤnſten geweſt/ und inſonderheit durch gluͤckliche Heyrathen ſich vergroͤſſert haben; Al- ſo daß dieſeꝛ Stamm den Liebes-Stern in War- heit fuͤr ſeinen Gluͤcks-Stern ruͤhmen kan. Maſſen denn auch dieſer Feldherr Alemann ſeinem Sohne Hunnus Diumfareds des Bri- tanni-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/169
Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/169>, abgerufen am 27.04.2024.