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Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689.

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Erstes Buch
[Spaltenumbruch]
Die Jungfrauen.
Schande krönt den Ubelthäter/
Ehre wahrer Helden Haupt.
Fessel sind für die Verräther.
Herrmans Scheitel wird umlaubt
Mit verdienten Lorber-Krouen/
Seine Tugend zu belohuen.
Die Barden.
Alcides trieb hinweg des Stymphalus Geflügel/
Das eitel Menschen-Fleisch zu essen lüstern war;
Nahm den Amazonen die Gürtel und die Spiegel;
Fürst Hermann reißt sein Volck aus grösserer Gefahr;
Knüpfft Schwerdt und Gürtel ab/ nicht Weibern/ Kriegesleuten/
Jagt die Raubvögel weg/ und sammlet reiche Beuten.
Die Jungfrauen.
Eulen müssen sich verstecken
Für der Sonnen Glantz und Licht/
Adler sind der Tauben Schrecken/
Menschen siehn für Göttern nicht;
Unsrer Helden Spieß und Pfeile
Sind den Römern Donnerkeile.
Die Barden.
Alcides Achsel hat den Himmel unterstützet/
Der güldnen Aepffel Raub frohlockend heimgebracht.
Des Monden Brut vertilgt/ das Vaterland beschützet/
Und den Promotheus von Felsen loßgemacht.
Fürst Herrmann tilget Rom/ macht unser Joch zunichte/
Stützt Deutschland und erwirbt der Freyheit güldne Früchte.
Die Jungfrauen.
Ja/ dem Herrmann ist nichts gleiche/
Freund und Feind gestehet es:
Er sey Schutz-Gott unsrer Reiche
Unser ander Hercules.
Nur daß keine Seulen wissen
Seine Thaten einzuschliessen.
Die Barden.
T[uis]cons Seele lebt in unsrer Helden Leibern/
Sie führt wie Alemann die Löwen an der Hand/
Hat Hermion gemacht Kriegs-Helden auch aus Weibern/
So ist dem Herrmann auch die Kunst nicht unbekandt/
Wenn von Thußneldens Schwerdt/ und von Jsmenens Spißen
Geharnschte Fürsten falln und ihre Bügel küssen.
Die Jungfrauen.
Grabt der Deutschen Helden Thaten
Marmeln/ Ertzt und Bäumen ein.
Diß sind Erndten solcher Saaten.
Elbe/ Weser/ Mosel/ Rhein
Wird nicht länger Wasser bringen
Als mau diesen Sieg wird singen.
[Spaltenumbruch]

Nachdem nun endlich der Feldherr mit den
andern Grossen auff seinem Schlosse Deutsch-
burg ankommen war/ er daselbst die fürnehm-
sten Gefangenen in Hafft halten/ das Heer in
die nechst angelegenen Oerter biß zu fernerer
Entschlüssung zertheilen/ der Verwundeten
wohl pflegen ließ/ sie selbst persönlich heimsuchte
und tröstete/ die tapffern lobte und begabte/ auch
für so herrlichen Sieg den Göttern auff den in-
stehenden neuen Mond herrliche Opffer zu brin-
gen/ und sich seines Gelübds zu befreyen Anstalt
machte/ kam endlich auch Fürst Catumer sieg-
hafft zurücke/ und berichtete: daß er das Schloß
Alison/ oder Altzheim/ auff der West-Fürst Ga-
nasch auff der Ost-Seiten mit dem Kriegs-Vol-
cke/ welches den flüchtigen Asprenas verfolgt/
beschlossen hätte. Aus diesem habe Lucius
Cäditius auff geschehene Auffoderung ihm
schimpffliche Antwort zuentboten: daß so lan-
ge er Athem holete/ er von keiner Ubergabe hö-
ren; sondern die ihm anvertraute Festung zu
ewigen Merckmahle seiner Treue behaupten.
oder zu seinem Grabe haben wolte. Da-
hero er denn auch zur Gegenwehr und meh-
rer Befestigung des Orts Tag und Nacht
Anstalt gemacht. Alldieweil sie aber/ diesen
vortheilhafftig-gelegenen Platz zu bestürmen/
weder genugsames Fuß-Volck noch Sturm-
Zeug bey Handen gehabt/ hätten sie aus dem
Römischen Läger beydes zu bringen Befehl
ertheilet. Sie hätten aber von einigen im
Ausfall erwischten Galliern die Nachricht er-
langet: daß die Festung zwar mit Kriegszeu-
ge und übermäßiger Mannschafft/ welche sich
von des Asprenas Heere hinein geflüchtet hät-
ten/ auffs beste versehen wäre; die Lebensmit-
tel aber würden auffs sparsamste ausgetheilet/
und hätte Cäditius für/ alles zur Gegenwehr
undienliche Volck heraus zu jagen. Sie
hätten überdiß genau erforschet/ welcher Ge-
gend das Kornhaus stünde/ das ihnen denn

auch
Erſtes Buch
[Spaltenumbruch]
Die Jungfrauen.
Schande kroͤnt den Ubelthaͤter/
Ehre wahrer Helden Haupt.
Feſſel ſind fuͤr die Verraͤther.
Herrmans Scheitel wird umlaubt
Mit verdienten Lorber-Krouen/
Seine Tugend zu belohuen.
Die Barden.
Alcides trieb hinweg des Stymphalus Gefluͤgel/
Das eitel Menſchen-Fleiſch zu eſſen luͤſtern war;
Nahm den Amazonen die Guͤrtel und die Spiegel;
Fuͤrſt Hermann reißt ſein Volck aus groͤſſerer Gefahr;
Knuͤpfft Schwerdt und Guͤrtel ab/ nicht Weibern/ Kriegesleuten/
Jagt die Raubvoͤgel weg/ und ſammlet reiche Beuten.
Die Jungfrauen.
Eulen muͤſſen ſich verſtecken
Fuͤr der Sonnen Glantz und Licht/
Adler ſind der Tauben Schrecken/
Menſchen ſiehn fuͤr Goͤttern nicht;
Unſrer Helden Spieß und Pfeile
Sind den Roͤmern Donnerkeile.
Die Barden.
Alcides Achſel hat den Himmel unterſtuͤtzet/
Der guͤldnen Aepffel Raub frohlockend heimgebracht.
Des Monden Brut vertilgt/ das Vaterland beſchuͤtzet/
Und den Promotheus von Felſen loßgemacht.
Fuͤrſt Herrmann tilget Rom/ macht unſer Joch zunichte/
Stuͤtzt Deutſchland und erwirbt der Freyheit guͤldne Fruͤchte.
Die Jungfrauen.
Ja/ dem Herrmann iſt nichts gleiche/
Freund und Feind geſtehet es:
Er ſey Schutz-Gott unſrer Reiche
Unſer ander Hercules.
Nur daß keine Seulen wiſſen
Seine Thaten einzuſchlieſſen.
Die Barden.
T[uiſ]cons Seele lebt in unſrer Helden Leibern/
Sie fuͤhrt wie Alemann die Loͤwen an der Hand/
Hat Hermion gemacht Kriegs-Helden auch aus Weibern/
So iſt dem Herrmann auch die Kunſt nicht unbekandt/
Wenn von Thußneldens Schwerdt/ und von Jſmenens Spißen
Geharnſchte Fuͤrſten falln und ihre Buͤgel kuͤſſen.
Die Jungfrauen.
Grabt der Deutſchen Helden Thaten
Marmeln/ Ertzt und Baͤumen ein.
Diß ſind Erndten ſolcher Saaten.
Elbe/ Weſer/ Moſel/ Rhein
Wird nicht laͤnger Waſſer bringen
Als mau dieſen Sieg wird ſingen.
[Spaltenumbruch]

Nachdem nun endlich der Feldherr mit den
andern Groſſen auff ſeinem Schloſſe Deutſch-
burg ankommen war/ er daſelbſt die fuͤrnehm-
ſten Gefangenen in Hafft halten/ das Heer in
die nechſt angelegenen Oerter biß zu fernerer
Entſchluͤſſung zertheilen/ der Verwundeten
wohl pflegen ließ/ ſie ſelbſt perſoͤnlich heimſuchte
und troͤſtete/ die tapffern lobte und begabte/ auch
fuͤr ſo herrlichen Sieg den Goͤttern auff den in-
ſtehenden neuen Mond herrliche Opffer zu brin-
gen/ und ſich ſeines Geluͤbds zu befreyen Anſtalt
machte/ kam endlich auch Fuͤrſt Catumer ſieg-
hafft zuruͤcke/ und berichtete: daß er das Schloß
Aliſon/ oder Altzheim/ auff der Weſt-Fuͤrſt Ga-
naſch auff der Oſt-Seiten mit dem Kriegs-Vol-
cke/ welches den fluͤchtigen Aſprenas verfolgt/
beſchloſſen haͤtte. Aus dieſem habe Lucius
Caͤditius auff geſchehene Auffoderung ihm
ſchimpffliche Antwort zuentboten: daß ſo lan-
ge er Athem holete/ er von keiner Ubergabe hoͤ-
ren; ſondern die ihm anvertraute Feſtung zu
ewigen Merckmahle ſeiner Treue behaupten.
oder zu ſeinem Grabe haben wolte. Da-
hero er denn auch zur Gegenwehr und meh-
rer Befeſtigung des Orts Tag und Nacht
Anſtalt gemacht. Alldieweil ſie aber/ dieſen
vortheilhafftig-gelegenen Platz zu beſtuͤrmen/
weder genugſames Fuß-Volck noch Sturm-
Zeug bey Handen gehabt/ haͤtten ſie aus dem
Roͤmiſchen Laͤger beydes zu bringen Befehl
ertheilet. Sie haͤtten aber von einigen im
Ausfall erwiſchten Galliern die Nachricht er-
langet: daß die Feſtung zwar mit Kriegszeu-
ge und uͤbermaͤßiger Mannſchafft/ welche ſich
von des Aſprenas Heere hinein gefluͤchtet haͤt-
ten/ auffs beſte verſehen waͤre; die Lebensmit-
tel aber wuͤrden auffs ſparſamſte ausgetheilet/
und haͤtte Caͤditius fuͤr/ alles zur Gegenwehr
undienliche Volck heraus zu jagen. Sie
haͤtten uͤberdiß genau erforſchet/ welcher Ge-
gend das Kornhaus ſtuͤnde/ das ihnen denn

auch
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[66/0114] Erſtes Buch Die Jungfrauen. Schande kroͤnt den Ubelthaͤter/ Ehre wahrer Helden Haupt. Feſſel ſind fuͤr die Verraͤther. Herrmans Scheitel wird umlaubt Mit verdienten Lorber-Krouen/ Seine Tugend zu belohuen. Die Barden. Alcides trieb hinweg des Stymphalus Gefluͤgel/ Das eitel Menſchen-Fleiſch zu eſſen luͤſtern war; Nahm den Amazonen die Guͤrtel und die Spiegel; Fuͤrſt Hermann reißt ſein Volck aus groͤſſerer Gefahr; Knuͤpfft Schwerdt und Guͤrtel ab/ nicht Weibern/ Kriegesleuten/ Jagt die Raubvoͤgel weg/ und ſammlet reiche Beuten. Die Jungfrauen. Eulen muͤſſen ſich verſtecken Fuͤr der Sonnen Glantz und Licht/ Adler ſind der Tauben Schrecken/ Menſchen ſiehn fuͤr Goͤttern nicht; Unſrer Helden Spieß und Pfeile Sind den Roͤmern Donnerkeile. Die Barden. Alcides Achſel hat den Himmel unterſtuͤtzet/ Der guͤldnen Aepffel Raub frohlockend heimgebracht. Des Monden Brut vertilgt/ das Vaterland beſchuͤtzet/ Und den Promotheus von Felſen loßgemacht. Fuͤrſt Herrmann tilget Rom/ macht unſer Joch zunichte/ Stuͤtzt Deutſchland und erwirbt der Freyheit guͤldne Fruͤchte. Die Jungfrauen. Ja/ dem Herrmann iſt nichts gleiche/ Freund und Feind geſtehet es: Er ſey Schutz-Gott unſrer Reiche Unſer ander Hercules. Nur daß keine Seulen wiſſen Seine Thaten einzuſchlieſſen. Die Barden. Tuiſcons Seele lebt in unſrer Helden Leibern/ Sie fuͤhrt wie Alemann die Loͤwen an der Hand/ Hat Hermion gemacht Kriegs-Helden auch aus Weibern/ So iſt dem Herrmann auch die Kunſt nicht unbekandt/ Wenn von Thußneldens Schwerdt/ und von Jſmenens Spißen Geharnſchte Fuͤrſten falln und ihre Buͤgel kuͤſſen. Die Jungfrauen. Grabt der Deutſchen Helden Thaten Marmeln/ Ertzt und Baͤumen ein. Diß ſind Erndten ſolcher Saaten. Elbe/ Weſer/ Moſel/ Rhein Wird nicht laͤnger Waſſer bringen Als mau dieſen Sieg wird ſingen. Nachdem nun endlich der Feldherr mit den andern Groſſen auff ſeinem Schloſſe Deutſch- burg ankommen war/ er daſelbſt die fuͤrnehm- ſten Gefangenen in Hafft halten/ das Heer in die nechſt angelegenen Oerter biß zu fernerer Entſchluͤſſung zertheilen/ der Verwundeten wohl pflegen ließ/ ſie ſelbſt perſoͤnlich heimſuchte und troͤſtete/ die tapffern lobte und begabte/ auch fuͤr ſo herrlichen Sieg den Goͤttern auff den in- ſtehenden neuen Mond herrliche Opffer zu brin- gen/ und ſich ſeines Geluͤbds zu befreyen Anſtalt machte/ kam endlich auch Fuͤrſt Catumer ſieg- hafft zuruͤcke/ und berichtete: daß er das Schloß Aliſon/ oder Altzheim/ auff der Weſt-Fuͤrſt Ga- naſch auff der Oſt-Seiten mit dem Kriegs-Vol- cke/ welches den fluͤchtigen Aſprenas verfolgt/ beſchloſſen haͤtte. Aus dieſem habe Lucius Caͤditius auff geſchehene Auffoderung ihm ſchimpffliche Antwort zuentboten: daß ſo lan- ge er Athem holete/ er von keiner Ubergabe hoͤ- ren; ſondern die ihm anvertraute Feſtung zu ewigen Merckmahle ſeiner Treue behaupten. oder zu ſeinem Grabe haben wolte. Da- hero er denn auch zur Gegenwehr und meh- rer Befeſtigung des Orts Tag und Nacht Anſtalt gemacht. Alldieweil ſie aber/ dieſen vortheilhafftig-gelegenen Platz zu beſtuͤrmen/ weder genugſames Fuß-Volck noch Sturm- Zeug bey Handen gehabt/ haͤtten ſie aus dem Roͤmiſchen Laͤger beydes zu bringen Befehl ertheilet. Sie haͤtten aber von einigen im Ausfall erwiſchten Galliern die Nachricht er- langet: daß die Feſtung zwar mit Kriegszeu- ge und uͤbermaͤßiger Mannſchafft/ welche ſich von des Aſprenas Heere hinein gefluͤchtet haͤt- ten/ auffs beſte verſehen waͤre; die Lebensmit- tel aber wuͤrden auffs ſparſamſte ausgetheilet/ und haͤtte Caͤditius fuͤr/ alles zur Gegenwehr undienliche Volck heraus zu jagen. Sie haͤtten uͤberdiß genau erforſchet/ welcher Ge- gend das Kornhaus ſtuͤnde/ das ihnen denn auch

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Zitationshilfe: Lohenstein, Daniel Casper von: Großmüthiger Feldherr Arminius oder Herrmann. Bd. 1. Leipzig, 1689, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lohenstein_feldherr01_1689/114>, abgerufen am 26.04.2024.