Lohenstein, Daniel Casper von: Agrippina. Breslau, 1665.Der Schauplatz stellet für auf der stil- len See unter dem gestirnten Himmel den Schiffbruch der Agrip- pinen. Reyen Der Oreaden oder Berg-der Nereiden oder Meer-Göttinnen. Die Berg-Göttinnen. So sol nunmehr/ ihr grimmen See-Göttinnen/ Wenn sich gleich Wolck und Luft nicht schwärtz't/ Und Zefyr mit den Segeln schertz't/ 450.Kein kühner Mast dem Stranden |mehr entrinnen? Die Felsen sind mit Leichen überschüttet/ An welchen sich die Flutt spiel't ab/ Und unser Ufer bleibt ein Grab/ Jtzt/ da nebst euch Alcyone gleich brüttet; 455.Wir werden endlich zu begraben Nicht sattsam Sand und Erde haben. Die See-Göttinnen. Jhr Nymfen ihr/ in Bajens Lust-Gesilde/ Mäß't uns so grimmen Sinn nicht bey. Die Schoos der See/ auch wir sind nicht so wilde: 460.Das Schifbruch unsre Kurtzweil sey. Wir sind darumb auf dises Meer erschienen/ Zu samlen Perl' und Muscheln ein/ Der Käyserin/ der grossen Agrippinen Sie umb ihr güldnes Schiff zu streu'n. 465.Glaubt Schwestern: Daß mit seinem Dreyzanks-stabe Neptunus selbst die Flutt besänftig't habe. Die
Der Schauplatz ſtellet fuͤr auf der ſtil- len See unter dem geſtirnten Himmel den Schiffbruch der Agrip- pinen. Reyen Der Oreaden oder Berg-der Nereiden oder Meer-Goͤttinnen. Die Berg-Goͤttinnen. So ſol nunmehr/ ihr grimmen See-Goͤttinnen/ Wenn ſich gleich Wolck und Luft nicht ſchwaͤrtz’t/ Und Zefyr mit den Segeln ſchertz’t/ 450.Kein kuͤhner Maſt dem Stranden |mehr entrinnen? Die Felſen ſind mit Leichen uͤberſchuͤttet/ An welchen ſich die Flutt ſpiel’t ab/ Und unſer Ufer bleibt ein Grab/ Jtzt/ da nebſt euch Alcyone gleich bruͤttet; 455.Wir werden endlich zu begraben Nicht ſattſam Sand und Erde haben. Die See-Goͤttinnen. Jhr Nymfen ihr/ in Bajens Luſt-Geſilde/ Maͤß’t uns ſo grimmen Sinn nicht bey. Die Schoos der See/ auch wir ſind nicht ſo wilde: 460.Das Schifbruch unſre Kurtzweil ſey. Wir ſind darumb auf diſes Meer erſchienen/ Zu ſamlen Perl’ und Muſcheln ein/ Der Kaͤyſerin/ der groſſen Agrippinen Sie umb ihr guͤldnes Schiff zu ſtreu’n. 465.Glaubt Schweſtern: Daß mit ſeinem Dreyzanks-ſtabe Neptunus ſelbſt die Flutt beſaͤnftig’t habe. Die
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Der Schauplatz ſtellet fuͤr auf der ſtil-
len See unter dem geſtirnten Himmel
den Schiffbruch der Agrip-
pinen.
Reyen
Der Oreaden oder Berg-der Nereiden
oder Meer-Goͤttinnen.
Die Berg-Goͤttinnen.
So ſol nunmehr/ ihr grimmen See-Goͤttinnen/
Wenn ſich gleich Wolck und Luft nicht ſchwaͤrtz’t/
Und Zefyr mit den Segeln ſchertz’t/
Kein kuͤhner Maſt dem Stranden |mehr entrinnen?
Die Felſen ſind mit Leichen uͤberſchuͤttet/
An welchen ſich die Flutt ſpiel’t ab/
Und unſer Ufer bleibt ein Grab/
Jtzt/ da nebſt euch Alcyone gleich bruͤttet;
Wir werden endlich zu begraben
Nicht ſattſam Sand und Erde haben.
Die See-Goͤttinnen.
Jhr Nymfen ihr/ in Bajens Luſt-Geſilde/
Maͤß’t uns ſo grimmen Sinn nicht bey.
Die Schoos der See/ auch wir ſind nicht ſo wilde:
Das Schifbruch unſre Kurtzweil ſey.
Wir ſind darumb auf diſes Meer erſchienen/
Zu ſamlen Perl’ und Muſcheln ein/
Der Kaͤyſerin/ der groſſen Agrippinen
Sie umb ihr guͤldnes Schiff zu ſtreu’n.
Glaubt Schweſtern: Daß mit ſeinem Dreyzanks-ſtabe
Neptunus ſelbſt die Flutt beſaͤnftig’t habe.
Die
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