Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

Bild:
<< vorherige Seite

Huren-Regiment.
der junge Arnolph/ Hertzog Arnolphs in Bäyern/ Sohn bey-
tratt/ und wieder Hertzog Heinrichen so wohl diese jungen Prin-
tzen als auch die Bäyern selbst auffredete/ deme auch viel
meineydige Sachsen und Francken zufielen; Allein die Lotha-
ringer hielten getreulich bey ihrem König/ und verliessen Hertzog
Conraden/ insonderheit der Bischoff zu Metz. Hierdurch ward
die Königliche Partey so gestärcket/ daß die Rebellen nach Re-
genspurg fliehen musten; welchen Ort Otto belagerte/ und als
sich die Bäyern demüthigten/ ihnen den Frieden mittheilete/ sei-
nen Bruder Bruno aber machte er zum Ertzbischoff zu Cölln/
und übergab ihm zugleich die Verwaltung des gantzen Hertzog-
thums Lothringen/ welches auch damahls vor ein wunderliches
Vornehmen gehalten wurde. Berengar meinte bey diesen trü-
ben Wasser zu fischen/ und kündigte denen Deutschen allen Ge-
horsam auff/ ja er fiel denen Römern und andern/ so ihn nicht
vor den höchsten Oberherrn erkennen wolten/ in die Länder und
verheerte sie grausam. Jnsonderheit muste Graff Atho zu Par-
ma
entgelten/ daß er ihm die schöne Adelheid entführet hatte/
welchem allen der großmüthige Otto, biß der Auffruhr gestillet
war/ nachsehen muste.

VI.

Jm folgenden Jahr setzte sich Ludolph und die übrigenAn. 954.
Rebellen abermahls in Regenspurg feste/ welche Stadt Otto
zum andernmahl/ nachdem der junge Arnolph dabey geblieben/
einnahm. Ludolph kam endlich zum Verstand/ that seinen Kö-
niglichen Vater bey einer unvermutheten Gelegenheit einen
Fußfall/ und erlangte damit Gnade/ welche auch den andern
wiederfuhr/ ohne/ daß Hertzog Conrad zu den Ungarn über-
gieng; Hingegen bekam des Königs Sohn Wilhelm das durch
Friedrichs Todt erledigte Ertzstifft Mäyntz. Jedoch fruchtete die-
ses so wenig bey ihm/ daß er nur auf eine andre Art anfing sich sei-
nem Königlichen Vater zu wiedersetzen: Denn er that demselben
als ein Geistlicher in Bann/ unter dem Vorwand/ er hätte sich
durch die mit Adelheiden getroffene Heyrath gröblich versündi-
get/ indem er sie/ nachdem er durch eine Gevatterschafft mit ihr

ver-

Huren-Regiment.
der junge Arnolph/ Hertzog Arnolphs in Baͤyern/ Sohn bey-
tratt/ und wieder Hertzog Heinrichen ſo wohl dieſe jungen Prin-
tzen als auch die Baͤyern ſelbſt auffredete/ deme auch viel
meineydige Sachſen und Francken zufielen; Allein die Lotha-
ringer hielten getreulich bey ihrem Koͤnig/ und verlieſſen Hertzog
Conraden/ inſonderheit der Biſchoff zu Metz. Hierdurch ward
die Koͤnigliche Partey ſo geſtaͤrcket/ daß die Rebellen nach Re-
genſpurg fliehen muſten; welchen Ort Otto belagerte/ und als
ſich die Baͤyern demuͤthigten/ ihnen den Frieden mittheilete/ ſei-
nen Bruder Bruno aber machte er zum Ertzbiſchoff zu Coͤlln/
und uͤbergab ihm zugleich die Verwaltung des gantzen Hertzog-
thums Lothringen/ welches auch damahls vor ein wunderliches
Vornehmen gehalten wurde. Berengar meinte bey dieſen truͤ-
ben Waſſer zu fiſchen/ und kuͤndigte denen Deutſchen allen Ge-
horſam auff/ ja er fiel denen Roͤmern und andern/ ſo ihn nicht
vor den hoͤchſten Oberherrn erkennen wolten/ in die Laͤnder und
verheerte ſie grauſam. Jnſonderheit muſte Graff Atho zu Par-
ma
entgelten/ daß er ihm die ſchoͤne Adelheid entfuͤhret hatte/
welchem allen der großmuͤthige Otto, biß der Auffruhr geſtillet
war/ nachſehen muſte.

VI.

Jm folgenden Jahr ſetzte ſich Ludolph und die uͤbrigenAn. 954.
Rebellen abermahls in Regenſpurg feſte/ welche Stadt Otto
zum andernmahl/ nachdem der junge Arnolph dabey geblieben/
einnahm. Ludolph kam endlich zum Verſtand/ that ſeinen Koͤ-
niglichen Vater bey einer unvermutheten Gelegenheit einen
Fußfall/ und erlangte damit Gnade/ welche auch den andern
wiederfuhr/ ohne/ daß Hertzog Conrad zu den Ungarn uͤber-
gieng; Hingegen bekam des Koͤnigs Sohn Wilhelm das durch
Friedrichs Todt erledigte Ertzſtifft Maͤyntz. Jedoch fruchtete die-
ſes ſo wenig bey ihm/ daß er nur auf eine andre Art anfing ſich ſei-
nem Koͤniglichen Vater zu wiederſetzen: Denn er that demſelben
als ein Geiſtlicher in Bann/ unter dem Vorwand/ er haͤtte ſich
durch die mit Adelheiden getroffene Heyrath groͤblich verſuͤndi-
get/ indem er ſie/ nachdem er durch eine Gevatterſchafft mit ihr

ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0081" n="71"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Huren-Regiment.</hi></fw><lb/>
der junge Arnolph/ Hertzog Arnolphs in Ba&#x0364;yern/ Sohn bey-<lb/>
tratt/ und wieder Hertzog Heinrichen &#x017F;o wohl die&#x017F;e jungen Prin-<lb/>
tzen als auch die Ba&#x0364;yern &#x017F;elb&#x017F;t auffredete/ deme auch viel<lb/>
meineydige Sach&#x017F;en und Francken zufielen; Allein die Lotha-<lb/>
ringer hielten getreulich bey ihrem Ko&#x0364;nig/ und verlie&#x017F;&#x017F;en Hertzog<lb/>
Conraden/ in&#x017F;onderheit der Bi&#x017F;choff zu Metz. Hierdurch ward<lb/>
die Ko&#x0364;nigliche Partey &#x017F;o ge&#x017F;ta&#x0364;rcket/ daß die Rebellen nach Re-<lb/>
gen&#x017F;purg fliehen mu&#x017F;ten; welchen Ort <hi rendition="#aq">Otto</hi> belagerte/ und als<lb/>
&#x017F;ich die Ba&#x0364;yern demu&#x0364;thigten/ ihnen den Frieden mittheilete/ &#x017F;ei-<lb/>
nen Bruder <hi rendition="#aq">Bruno</hi> aber machte er zum Ertzbi&#x017F;choff zu Co&#x0364;lln/<lb/>
und u&#x0364;bergab ihm zugleich die Verwaltung des gantzen Hertzog-<lb/>
thums Lothringen/ welches auch damahls vor ein wunderliches<lb/>
Vornehmen gehalten wurde. Berengar meinte bey die&#x017F;en tru&#x0364;-<lb/>
ben Wa&#x017F;&#x017F;er zu fi&#x017F;chen/ und ku&#x0364;ndigte denen Deut&#x017F;chen allen Ge-<lb/>
hor&#x017F;am auff/ ja er fiel denen Ro&#x0364;mern und andern/ &#x017F;o ihn nicht<lb/>
vor den ho&#x0364;ch&#x017F;ten Oberherrn erkennen wolten/ in die La&#x0364;nder und<lb/>
verheerte &#x017F;ie grau&#x017F;am. Jn&#x017F;onderheit mu&#x017F;te Graff <hi rendition="#aq">Atho</hi> zu <hi rendition="#aq">Par-<lb/>
ma</hi> entgelten/ daß er ihm die &#x017F;cho&#x0364;ne Adelheid entfu&#x0364;hret hatte/<lb/>
welchem allen der großmu&#x0364;thige <hi rendition="#aq">Otto,</hi> biß der Auffruhr ge&#x017F;tillet<lb/>
war/ nach&#x017F;ehen mu&#x017F;te.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">VI.</hi> </head><lb/>
          <p>Jm folgenden Jahr &#x017F;etzte &#x017F;ich Ludolph und die u&#x0364;brigen<note place="right"><hi rendition="#aq">An.</hi> 954.</note><lb/>
Rebellen abermahls in Regen&#x017F;purg fe&#x017F;te/ welche Stadt <hi rendition="#aq">Otto</hi><lb/>
zum andernmahl/ nachdem der junge Arnolph dabey geblieben/<lb/>
einnahm. Ludolph kam endlich zum Ver&#x017F;tand/ that &#x017F;einen Ko&#x0364;-<lb/>
niglichen Vater bey einer unvermutheten Gelegenheit einen<lb/>
Fußfall/ und erlangte damit Gnade/ welche auch den andern<lb/>
wiederfuhr/ ohne/ daß Hertzog Conrad zu den Ungarn u&#x0364;ber-<lb/>
gieng; Hingegen bekam des Ko&#x0364;nigs Sohn Wilhelm das durch<lb/>
Friedrichs Todt erledigte Ertz&#x017F;tifft Ma&#x0364;yntz. Jedoch fruchtete die-<lb/>
&#x017F;es &#x017F;o wenig bey ihm/ daß er nur auf eine andre Art anfing &#x017F;ich &#x017F;ei-<lb/>
nem Ko&#x0364;niglichen Vater zu wieder&#x017F;etzen: Denn er that dem&#x017F;elben<lb/>
als ein Gei&#x017F;tlicher in Bann/ unter dem Vorwand/ er ha&#x0364;tte &#x017F;ich<lb/>
durch die mit Adelheiden getroffene Heyrath gro&#x0364;blich ver&#x017F;u&#x0364;ndi-<lb/>
get/ indem er &#x017F;ie/ nachdem er durch eine Gevatter&#x017F;chafft mit ihr<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ver-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[71/0081] Huren-Regiment. der junge Arnolph/ Hertzog Arnolphs in Baͤyern/ Sohn bey- tratt/ und wieder Hertzog Heinrichen ſo wohl dieſe jungen Prin- tzen als auch die Baͤyern ſelbſt auffredete/ deme auch viel meineydige Sachſen und Francken zufielen; Allein die Lotha- ringer hielten getreulich bey ihrem Koͤnig/ und verlieſſen Hertzog Conraden/ inſonderheit der Biſchoff zu Metz. Hierdurch ward die Koͤnigliche Partey ſo geſtaͤrcket/ daß die Rebellen nach Re- genſpurg fliehen muſten; welchen Ort Otto belagerte/ und als ſich die Baͤyern demuͤthigten/ ihnen den Frieden mittheilete/ ſei- nen Bruder Bruno aber machte er zum Ertzbiſchoff zu Coͤlln/ und uͤbergab ihm zugleich die Verwaltung des gantzen Hertzog- thums Lothringen/ welches auch damahls vor ein wunderliches Vornehmen gehalten wurde. Berengar meinte bey dieſen truͤ- ben Waſſer zu fiſchen/ und kuͤndigte denen Deutſchen allen Ge- horſam auff/ ja er fiel denen Roͤmern und andern/ ſo ihn nicht vor den hoͤchſten Oberherrn erkennen wolten/ in die Laͤnder und verheerte ſie grauſam. Jnſonderheit muſte Graff Atho zu Par- ma entgelten/ daß er ihm die ſchoͤne Adelheid entfuͤhret hatte/ welchem allen der großmuͤthige Otto, biß der Auffruhr geſtillet war/ nachſehen muſte. VI. Jm folgenden Jahr ſetzte ſich Ludolph und die uͤbrigen Rebellen abermahls in Regenſpurg feſte/ welche Stadt Otto zum andernmahl/ nachdem der junge Arnolph dabey geblieben/ einnahm. Ludolph kam endlich zum Verſtand/ that ſeinen Koͤ- niglichen Vater bey einer unvermutheten Gelegenheit einen Fußfall/ und erlangte damit Gnade/ welche auch den andern wiederfuhr/ ohne/ daß Hertzog Conrad zu den Ungarn uͤber- gieng; Hingegen bekam des Koͤnigs Sohn Wilhelm das durch Friedrichs Todt erledigte Ertzſtifft Maͤyntz. Jedoch fruchtete die- ſes ſo wenig bey ihm/ daß er nur auf eine andre Art anfing ſich ſei- nem Koͤniglichen Vater zu wiederſetzen: Denn er that demſelben als ein Geiſtlicher in Bann/ unter dem Vorwand/ er haͤtte ſich durch die mit Adelheiden getroffene Heyrath groͤblich verſuͤndi- get/ indem er ſie/ nachdem er durch eine Gevatterſchafft mit ihr ver- An. 954.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/81
Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/81>, abgerufen am 21.11.2024.