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Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870.

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und 22 Tage vergangen, bis ich daher treten konnte aus meinen First und vor der geehrten Versammlung meinen Spruch thun. Der Winter hat uns im Bau unterbrochen, der so schnell und mit Macht über uns gekommen ist, sonst würden wir ihm nicht erst in der österlichen Zeit dieses Jahres sein Gebälk und seine Bedachung geben. Unüberwindliche Hindernisse einer früheren Vollendung haben sich uns in den Weg gelegt, aber sehet da, wenn auch allmählich und langsam, so sind doch auch wir unaufhaltsam hindurchgedrungen, und haben uns bis auf diese Höhe gehoben. Der Eifer, dem HErrn und seinen Diaconissen ein Bethaus zu errichten, hat uns bis hieher gebracht. Der Eifer war vom HErrn, und bis hieher hat uns also der HErr geholfen. Dafür sage ich da oben dem HErrn Preis und Dank, und mein Preis und Dank wird in den Herzen der Versammlung da unten seinen Wiederhall und sein Amen finden.

Wenn ich von meiner Stelle abwärts sehe, so sehe ich freilich noch kein Bethaus, und noch nicht die ehrliche Pracht des Königreiches Christi. Gebälk und Gestein sehe ich bedeutungsvoll zusammengefügt; werden kann, was werden soll, aber noch fehlt dem Hause der Chor, das Heiligthum, und dem Ganzen die friedliche, behagliche, zur Einkehr und zur Anbetung einladende Vollendung und Schönheit. Es ist noch viel zu thun, wenn der Zimmermann auf dem First steht, viel Fleiß und Arbeit und viel Segen bedarf es noch, bis die Werkleute weggehen, und die Diaconissen da unten den Altar zur ersten Anbetung schmücken werden. Aber wenn man da oben unter freiem Himmel steht, so ist's einem, als wäre man dem HErrn im Himmel näher, und man glaubt fröhlich, daß der, welcher das gute Werk begonnen hat, und uns zu Seinen Mitarbeitern gemacht, auch helfen werde bis zum letzten Stein, zum letzten Brett, und dem Ganzen die Krone der Vollendung geben. Darum freuen wir uns, daß wir soweit sind; schürzen und rüsten und aber auch zu weiterer Arbeit, und die Werkleute bitten die Versammlung um ihr Gebet. Noch sind wir auch mit diesem Bau, so zu sagen, in der Arbeit und in der Passion; in der ernsten Passionszeit richten wir das Gebälk auf. Die fröhliche Osterzeit vollbringen wir in fröhlicher Vollendungsarbeit dieses Baues; bis aber die Pfingstzeit herankommt, und man des Geistes gedenkt, aus dem das Schönste, was es auf Erden giebt, die Kirche Christi geboren wird, wie der Thau aus der Morgenröthe, dürfen, so hoffe ich, die Diaconissen von Dettelsau ihre Harfen stimmen und ihre Lieder zurichten,

und 22 Tage vergangen, bis ich daher treten konnte aus meinen First und vor der geehrten Versammlung meinen Spruch thun. Der Winter hat uns im Bau unterbrochen, der so schnell und mit Macht über uns gekommen ist, sonst würden wir ihm nicht erst in der österlichen Zeit dieses Jahres sein Gebälk und seine Bedachung geben. Unüberwindliche Hindernisse einer früheren Vollendung haben sich uns in den Weg gelegt, aber sehet da, wenn auch allmählich und langsam, so sind doch auch wir unaufhaltsam hindurchgedrungen, und haben uns bis auf diese Höhe gehoben. Der Eifer, dem HErrn und seinen Diaconissen ein Bethaus zu errichten, hat uns bis hieher gebracht. Der Eifer war vom HErrn, und bis hieher hat uns also der HErr geholfen. Dafür sage ich da oben dem HErrn Preis und Dank, und mein Preis und Dank wird in den Herzen der Versammlung da unten seinen Wiederhall und sein Amen finden.

Wenn ich von meiner Stelle abwärts sehe, so sehe ich freilich noch kein Bethaus, und noch nicht die ehrliche Pracht des Königreiches Christi. Gebälk und Gestein sehe ich bedeutungsvoll zusammengefügt; werden kann, was werden soll, aber noch fehlt dem Hause der Chor, das Heiligthum, und dem Ganzen die friedliche, behagliche, zur Einkehr und zur Anbetung einladende Vollendung und Schönheit. Es ist noch viel zu thun, wenn der Zimmermann auf dem First steht, viel Fleiß und Arbeit und viel Segen bedarf es noch, bis die Werkleute weggehen, und die Diaconissen da unten den Altar zur ersten Anbetung schmücken werden. Aber wenn man da oben unter freiem Himmel steht, so ist’s einem, als wäre man dem HErrn im Himmel näher, und man glaubt fröhlich, daß der, welcher das gute Werk begonnen hat, und uns zu Seinen Mitarbeitern gemacht, auch helfen werde bis zum letzten Stein, zum letzten Brett, und dem Ganzen die Krone der Vollendung geben. Darum freuen wir uns, daß wir soweit sind; schürzen und rüsten und aber auch zu weiterer Arbeit, und die Werkleute bitten die Versammlung um ihr Gebet. Noch sind wir auch mit diesem Bau, so zu sagen, in der Arbeit und in der Passion; in der ernsten Passionszeit richten wir das Gebälk auf. Die fröhliche Osterzeit vollbringen wir in fröhlicher Vollendungsarbeit dieses Baues; bis aber die Pfingstzeit herankommt, und man des Geistes gedenkt, aus dem das Schönste, was es auf Erden giebt, die Kirche Christi geboren wird, wie der Thau aus der Morgenröthe, dürfen, so hoffe ich, die Diaconissen von Dettelsau ihre Harfen stimmen und ihre Lieder zurichten,

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und 22 Tage vergangen, bis ich daher treten konnte aus meinen First und vor der geehrten Versammlung meinen Spruch thun. Der Winter hat uns im Bau unterbrochen, der so schnell und mit Macht über uns gekommen ist, sonst würden wir ihm nicht erst in der österlichen Zeit dieses Jahres sein Gebälk und seine Bedachung geben. Unüberwindliche Hindernisse einer früheren Vollendung haben sich uns in den Weg gelegt, aber sehet da, wenn auch allmählich und langsam, so sind doch auch wir unaufhaltsam hindurchgedrungen, und haben uns bis auf diese Höhe gehoben. Der Eifer, dem HErrn und seinen Diaconissen ein Bethaus zu errichten, hat uns bis hieher gebracht. Der Eifer war vom HErrn, und bis hieher hat uns also der HErr geholfen. Dafür sage ich da oben dem HErrn Preis und Dank, und mein Preis und Dank wird in den Herzen der Versammlung da unten seinen Wiederhall und sein Amen finden.</p>
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[77/0077] und 22 Tage vergangen, bis ich daher treten konnte aus meinen First und vor der geehrten Versammlung meinen Spruch thun. Der Winter hat uns im Bau unterbrochen, der so schnell und mit Macht über uns gekommen ist, sonst würden wir ihm nicht erst in der österlichen Zeit dieses Jahres sein Gebälk und seine Bedachung geben. Unüberwindliche Hindernisse einer früheren Vollendung haben sich uns in den Weg gelegt, aber sehet da, wenn auch allmählich und langsam, so sind doch auch wir unaufhaltsam hindurchgedrungen, und haben uns bis auf diese Höhe gehoben. Der Eifer, dem HErrn und seinen Diaconissen ein Bethaus zu errichten, hat uns bis hieher gebracht. Der Eifer war vom HErrn, und bis hieher hat uns also der HErr geholfen. Dafür sage ich da oben dem HErrn Preis und Dank, und mein Preis und Dank wird in den Herzen der Versammlung da unten seinen Wiederhall und sein Amen finden. Wenn ich von meiner Stelle abwärts sehe, so sehe ich freilich noch kein Bethaus, und noch nicht die ehrliche Pracht des Königreiches Christi. Gebälk und Gestein sehe ich bedeutungsvoll zusammengefügt; werden kann, was werden soll, aber noch fehlt dem Hause der Chor, das Heiligthum, und dem Ganzen die friedliche, behagliche, zur Einkehr und zur Anbetung einladende Vollendung und Schönheit. Es ist noch viel zu thun, wenn der Zimmermann auf dem First steht, viel Fleiß und Arbeit und viel Segen bedarf es noch, bis die Werkleute weggehen, und die Diaconissen da unten den Altar zur ersten Anbetung schmücken werden. Aber wenn man da oben unter freiem Himmel steht, so ist’s einem, als wäre man dem HErrn im Himmel näher, und man glaubt fröhlich, daß der, welcher das gute Werk begonnen hat, und uns zu Seinen Mitarbeitern gemacht, auch helfen werde bis zum letzten Stein, zum letzten Brett, und dem Ganzen die Krone der Vollendung geben. Darum freuen wir uns, daß wir soweit sind; schürzen und rüsten und aber auch zu weiterer Arbeit, und die Werkleute bitten die Versammlung um ihr Gebet. Noch sind wir auch mit diesem Bau, so zu sagen, in der Arbeit und in der Passion; in der ernsten Passionszeit richten wir das Gebälk auf. Die fröhliche Osterzeit vollbringen wir in fröhlicher Vollendungsarbeit dieses Baues; bis aber die Pfingstzeit herankommt, und man des Geistes gedenkt, aus dem das Schönste, was es auf Erden giebt, die Kirche Christi geboren wird, wie der Thau aus der Morgenröthe, dürfen, so hoffe ich, die Diaconissen von Dettelsau ihre Harfen stimmen und ihre Lieder zurichten,

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Zitationshilfe: Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_neuendettelsau_1870/77>, abgerufen am 26.04.2024.