Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].Der Ritter ringt ihm den Dolch vom Gehenk, Und treibt ihn dem König ins Herze. Das rote Blut tropft ins wüste Gemeng, Stumm leuchtet oben die Kerze. Wo Lauge durchstach den erlauchten Herrn, Am Ufer steht die Kapelle, Da steht die Kapelle zum finstern Stern, Unheimlich klatscht dort die Welle. Herzog Abel schwor beim Himmel weit Und der reinen Magd im Dome, Und ließ dem Mörder wenig Zeit, Den zupf der Fisch im Strome. Herzog Abel schob nichts auf die lange Bank, In Roeskilde ließ er sich krönen. In die Königsburg ritt er frech und frank, Drommeten und Trummen dröhnen. König Abels Tod. (In den Marschen am 29. Juni 1252.) Der König schläft im purpurnen Zelt, Der Posten klirrt auf und nieder. Blauampellicht gefangen hält Des Königs schwere Lider. Vor den Deichen ebben die Wasser dumpf, Die Wachtfeuer qualmen und knistern, Durch die Nacht wiehert ein Pferd. Die Frösch' im Sumpf, Sie stimmen in tausend Registern. Der Ritter ringt ihm den Dolch vom Gehenk, Und treibt ihn dem König ins Herze. Das rote Blut tropft ins wüſte Gemeng, Stumm leuchtet oben die Kerze. Wo Lauge durchſtach den erlauchten Herrn, Am Ufer ſteht die Kapelle, Da ſteht die Kapelle zum finſtern Stern, Unheimlich klatſcht dort die Welle. Herzog Abel ſchwor beim Himmel weit Und der reinen Magd im Dome, Und ließ dem Mörder wenig Zeit, Den zupf der Fiſch im Strome. Herzog Abel ſchob nichts auf die lange Bank, In Roeskilde ließ er ſich krönen. In die Königsburg ritt er frech und frank, Drommeten und Trummen dröhnen. König Abels Tod. (In den Marſchen am 29. Juni 1252.) Der König ſchläft im purpurnen Zelt, Der Poſten klirrt auf und nieder. Blauampellicht gefangen hält Des Königs ſchwere Lider. Vor den Deichen ebben die Waſſer dumpf, Die Wachtfeuer qualmen und kniſtern, Durch die Nacht wiehert ein Pferd. Die Fröſch’ im Sumpf, Sie ſtimmen in tauſend Regiſtern. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb n="24" facs="#f0032"/> <lg n="6"> <l>Der Ritter ringt ihm den Dolch vom Gehenk,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Und treibt ihn dem König ins Herze.</hi> </l><lb/> <l>Das rote Blut tropft ins wüſte Gemeng,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Stumm leuchtet oben die Kerze.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Wo Lauge durchſtach den erlauchten Herrn,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Am Ufer ſteht die Kapelle,</hi> </l><lb/> <l>Da ſteht die Kapelle zum finſtern Stern,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Unheimlich klatſcht dort die Welle.</hi> </l> </lg> </lg><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Herzog Abel ſchwor beim Himmel weit</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Und der reinen Magd im Dome,</hi> </l><lb/> <l>Und ließ dem Mörder wenig Zeit,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Den zupf der Fiſch im Strome.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Herzog Abel ſchob nichts auf die lange Bank,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">In Roeskilde ließ er ſich krönen.</hi> </l><lb/> <l>In die Königsburg ritt er frech und frank,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Drommeten und Trummen dröhnen.</hi> </l> </lg> </lg> </div><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b">König Abels Tod.</hi> </head><lb/> <p> <hi rendition="#c">(In den Marſchen am 29. Juni 1252.)</hi> </p><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>er König ſchläft im purpurnen Zelt,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Der Poſten klirrt auf und nieder.</hi> </l><lb/> <l>Blauampellicht gefangen hält</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Des Königs ſchwere Lider.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Vor den Deichen ebben die Waſſer dumpf,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Die Wachtfeuer qualmen und kniſtern,</hi> </l><lb/> <l>Durch die Nacht wiehert ein Pferd. Die Fröſch’ im Sumpf,</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">Sie ſtimmen in tauſend Regiſtern.</hi> </l> </lg> </lg><lb/> <milestone unit="section" rendition="#hr"/> </div> </body> </text> </TEI> [24/0032]
Der Ritter ringt ihm den Dolch vom Gehenk,
Und treibt ihn dem König ins Herze.
Das rote Blut tropft ins wüſte Gemeng,
Stumm leuchtet oben die Kerze.
Wo Lauge durchſtach den erlauchten Herrn,
Am Ufer ſteht die Kapelle,
Da ſteht die Kapelle zum finſtern Stern,
Unheimlich klatſcht dort die Welle.
Herzog Abel ſchwor beim Himmel weit
Und der reinen Magd im Dome,
Und ließ dem Mörder wenig Zeit,
Den zupf der Fiſch im Strome.
Herzog Abel ſchob nichts auf die lange Bank,
In Roeskilde ließ er ſich krönen.
In die Königsburg ritt er frech und frank,
Drommeten und Trummen dröhnen.
König Abels Tod.
(In den Marſchen am 29. Juni 1252.)
Der König ſchläft im purpurnen Zelt,
Der Poſten klirrt auf und nieder.
Blauampellicht gefangen hält
Des Königs ſchwere Lider.
Vor den Deichen ebben die Waſſer dumpf,
Die Wachtfeuer qualmen und kniſtern,
Durch die Nacht wiehert ein Pferd. Die Fröſch’ im Sumpf,
Sie ſtimmen in tauſend Regiſtern.
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Zitationshilfe: | Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883], S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liliencron_adjutantenritte_1883/32>, abgerufen am 04.03.2025. |