bezweifeln; man darf auch annehmen, dass die Wärmeausnutzung günstiger sein wird, da ein Theil der Ofensohle stets von Neuem wieder unmittelbar durch die Flamme erhitzt wird, das Metall also nicht allein von der Oberfläche aus Wärme aufnimmt. Diesen Vortheilen gegenüber stehen aber als Nachtheile die Kosten für den Betrieb und die Instandhaltung des Bewegungsmechanismus sowie für die häufiger nothwendigen Reparaturen. Letztere Umstände erklären es zur Genüge, dass die Anwendung der Pernotöfen ziemlich vereinzelt geblieben ist und auch kaum Aussicht hat, eine grössere Ausdehnung zu finden.
Das Arbeitsverfahren.
Hat der Ofen kalt gelegen, so ist es zunächst erforderlich, ihn anzuheizen und auf die zum Schmelzen erforderliche Temperatur zu bringen. Bei frisch zugestellten Oefen geht dem Anheizen ein fünf- bis achttägiges anwärmen voraus, durch welches die zurückgebliebene Feuchtigkeit ausgetrieben und einem Zerspringen der Ziegel vorge- beugt wird.
Ist das Anheizen beendet, der Herd in der früher besprochenen Weise fertig hergestellt, so folgt das Einsetzen.
Es ist Regel, das Roheisen zuerst einzusetzen und erst, nachdem dieses geschmolzen und stark überhitzt ist, das schmiedbare Eisen sowie die etwa zuzusetzenden Erze nach und nach in kleineren Mengen in dem Bade aufzulösen. Der Grund für dieses Verfahren liegt nahe. Die Schmelztemperatur des Roheisens liegt verhältnissmässig niedrig, es schmilzt leicht und dünnflüssig ein und lässt sich also ohne irgend eine Gefahr für den Ofen ausreichend stark überhitzen, um später auch die Zusätze rasch zum Schmelzen zu bringen. Ausserdem kommt in Betracht, dass das zuerst eingesetzte Material, weil es ungeschützt den Gasen preisgegeben ist, auch am stärksten oxydirt wird. Wollte man schmiedbares Eisen zuerst einsetzen, so würde es sehr allmählich erweichen, dabei Gefahr laufen, am Boden festzuschweissen und Ansätze zu bilden, welche nur schwierig zu beseitigen sein würden, und der Verlust an metallischem Eisen würde stärker sein als beim Roheisen, dessen Eisengehalt durch den anwesenden Kohlenstoff-, Mangan- und Siliciumgehalt stärker vor Oxydation geschützt ist.
Deshalb findet man nur sehr wenige Ausnahmen von dieser Regel, und nur ganz besondere Verhältnisse würden eine solche Ausnahme rechtfertigen können.
Die Wahl der Roheisensorten ist zum Theile von der beabsichtigten Beschaffenheit des darzustellenden Eisens abhängig. Es wurde schon oben darauf hingewiesen, dass ein Mangan- und Siliciumgehalt des Roheisens die Entkohlung erschwere, ja es kann sogar ein Theil beider Körper in dem Eisen zurückbleiben, wenn ihre Menge gross genug und die Temperatur des Ofens hoch genug war, um die Oxydations- wirkung stärker auf den Kohlenstoffgehalt des Einsatzes zu lenken.
Aus diesen Gründen würde zwar die Anwendung eines silicium- und manganarmen Weisseisens zur Erzielung eines möglichst reinen Martineisens am geeignetsten sein; dennoch zieht man es meistens vor,
Die Darstellung des Flusseisens.
bezweifeln; man darf auch annehmen, dass die Wärmeausnutzung günstiger sein wird, da ein Theil der Ofensohle stets von Neuem wieder unmittelbar durch die Flamme erhitzt wird, das Metall also nicht allein von der Oberfläche aus Wärme aufnimmt. Diesen Vortheilen gegenüber stehen aber als Nachtheile die Kosten für den Betrieb und die Instandhaltung des Bewegungsmechanismus sowie für die häufiger nothwendigen Reparaturen. Letztere Umstände erklären es zur Genüge, dass die Anwendung der Pernotöfen ziemlich vereinzelt geblieben ist und auch kaum Aussicht hat, eine grössere Ausdehnung zu finden.
Das Arbeitsverfahren.
Hat der Ofen kalt gelegen, so ist es zunächst erforderlich, ihn anzuheizen und auf die zum Schmelzen erforderliche Temperatur zu bringen. Bei frisch zugestellten Oefen geht dem Anheizen ein fünf- bis achttägiges anwärmen voraus, durch welches die zurückgebliebene Feuchtigkeit ausgetrieben und einem Zerspringen der Ziegel vorge- beugt wird.
Ist das Anheizen beendet, der Herd in der früher besprochenen Weise fertig hergestellt, so folgt das Einsetzen.
Es ist Regel, das Roheisen zuerst einzusetzen und erst, nachdem dieses geschmolzen und stark überhitzt ist, das schmiedbare Eisen sowie die etwa zuzusetzenden Erze nach und nach in kleineren Mengen in dem Bade aufzulösen. Der Grund für dieses Verfahren liegt nahe. Die Schmelztemperatur des Roheisens liegt verhältnissmässig niedrig, es schmilzt leicht und dünnflüssig ein und lässt sich also ohne irgend eine Gefahr für den Ofen ausreichend stark überhitzen, um später auch die Zusätze rasch zum Schmelzen zu bringen. Ausserdem kommt in Betracht, dass das zuerst eingesetzte Material, weil es ungeschützt den Gasen preisgegeben ist, auch am stärksten oxydirt wird. Wollte man schmiedbares Eisen zuerst einsetzen, so würde es sehr allmählich erweichen, dabei Gefahr laufen, am Boden festzuschweissen und Ansätze zu bilden, welche nur schwierig zu beseitigen sein würden, und der Verlust an metallischem Eisen würde stärker sein als beim Roheisen, dessen Eisengehalt durch den anwesenden Kohlenstoff-, Mangan- und Siliciumgehalt stärker vor Oxydation geschützt ist.
Deshalb findet man nur sehr wenige Ausnahmen von dieser Regel, und nur ganz besondere Verhältnisse würden eine solche Ausnahme rechtfertigen können.
Die Wahl der Roheisensorten ist zum Theile von der beabsichtigten Beschaffenheit des darzustellenden Eisens abhängig. Es wurde schon oben darauf hingewiesen, dass ein Mangan- und Siliciumgehalt des Roheisens die Entkohlung erschwere, ja es kann sogar ein Theil beider Körper in dem Eisen zurückbleiben, wenn ihre Menge gross genug und die Temperatur des Ofens hoch genug war, um die Oxydations- wirkung stärker auf den Kohlenstoffgehalt des Einsatzes zu lenken.
Aus diesen Gründen würde zwar die Anwendung eines silicium- und manganarmen Weisseisens zur Erzielung eines möglichst reinen Martineisens am geeignetsten sein; dennoch zieht man es meistens vor,
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[864/0948]
Die Darstellung des Flusseisens.
bezweifeln; man darf auch annehmen, dass die Wärmeausnutzung
günstiger sein wird, da ein Theil der Ofensohle stets von Neuem wieder
unmittelbar durch die Flamme erhitzt wird, das Metall also nicht
allein von der Oberfläche aus Wärme aufnimmt. Diesen Vortheilen
gegenüber stehen aber als Nachtheile die Kosten für den Betrieb und
die Instandhaltung des Bewegungsmechanismus sowie für die häufiger
nothwendigen Reparaturen. Letztere Umstände erklären es zur Genüge,
dass die Anwendung der Pernotöfen ziemlich vereinzelt geblieben ist
und auch kaum Aussicht hat, eine grössere Ausdehnung zu finden.
Das Arbeitsverfahren.
Hat der Ofen kalt gelegen, so ist es zunächst erforderlich, ihn
anzuheizen und auf die zum Schmelzen erforderliche Temperatur zu
bringen. Bei frisch zugestellten Oefen geht dem Anheizen ein fünf-
bis achttägiges anwärmen voraus, durch welches die zurückgebliebene
Feuchtigkeit ausgetrieben und einem Zerspringen der Ziegel vorge-
beugt wird.
Ist das Anheizen beendet, der Herd in der früher besprochenen
Weise fertig hergestellt, so folgt das Einsetzen.
Es ist Regel, das Roheisen zuerst einzusetzen und erst, nachdem
dieses geschmolzen und stark überhitzt ist, das schmiedbare Eisen sowie
die etwa zuzusetzenden Erze nach und nach in kleineren Mengen in
dem Bade aufzulösen. Der Grund für dieses Verfahren liegt nahe.
Die Schmelztemperatur des Roheisens liegt verhältnissmässig niedrig,
es schmilzt leicht und dünnflüssig ein und lässt sich also ohne irgend
eine Gefahr für den Ofen ausreichend stark überhitzen, um später auch
die Zusätze rasch zum Schmelzen zu bringen. Ausserdem kommt in
Betracht, dass das zuerst eingesetzte Material, weil es ungeschützt den
Gasen preisgegeben ist, auch am stärksten oxydirt wird. Wollte man
schmiedbares Eisen zuerst einsetzen, so würde es sehr allmählich
erweichen, dabei Gefahr laufen, am Boden festzuschweissen und Ansätze
zu bilden, welche nur schwierig zu beseitigen sein würden, und der
Verlust an metallischem Eisen würde stärker sein als beim Roheisen,
dessen Eisengehalt durch den anwesenden Kohlenstoff-, Mangan- und
Siliciumgehalt stärker vor Oxydation geschützt ist.
Deshalb findet man nur sehr wenige Ausnahmen von dieser Regel,
und nur ganz besondere Verhältnisse würden eine solche Ausnahme
rechtfertigen können.
Die Wahl der Roheisensorten ist zum Theile von der beabsichtigten
Beschaffenheit des darzustellenden Eisens abhängig. Es wurde schon
oben darauf hingewiesen, dass ein Mangan- und Siliciumgehalt des
Roheisens die Entkohlung erschwere, ja es kann sogar ein Theil beider
Körper in dem Eisen zurückbleiben, wenn ihre Menge gross genug
und die Temperatur des Ofens hoch genug war, um die Oxydations-
wirkung stärker auf den Kohlenstoffgehalt des Einsatzes zu lenken.
Aus diesen Gründen würde zwar die Anwendung eines silicium-
und manganarmen Weisseisens zur Erzielung eines möglichst reinen
Martineisens am geeignetsten sein; dennoch zieht man es meistens vor,
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 864. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/948>, abgerufen am 23.02.2025.
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