Werken, wo derselbe eingeführt wurde, ist er später wieder ein- gegangen.
Noch heute ist derselbe auf dem schwedischen Werke Wikmans- hyttan in Anwendung.
Chemische Untersuchungen.
Die bis jetzt veröffentlichten Untersuchungen über die chemischen Einflüsse des Tiegelschmelzens sind ziemlich vereinzelt. Wie auf S. 241 bereits erwähnt wurde, wiesen Troost und Hautefeuille nach, dass beim länger fortgesetzten Schmelzen kohlenstoffhaltigen Eisens in kieselsäurehaltigen Tiegeln Silicium aus den Wänden der letzteren durch den Kohlenstoffgehalt des Eisens reducirt und an das Eisen ge- führt werde, der Siliciumgehalt des letzteren sich also mehr und mehr anreichere, während der Kohlenstoffgehalt sich verringere. Dieser Vor- gang ist seitdem verschiedentlich beobachtet worden, und vermuthlich rührt der günstige Einfluss eines längeren Abstehens des flüssigen Eisens theilweise von einer Siliciumaufnahme her. Das Maass der letzteren wird, wie sich von selbst versteht, von der Zeitdauer der Einwirkung und der Temperatur des flüssigen Stahles abhängig sein; sie wird aber auch wesentlich befördert werden, wenn nicht allein der Kohlenstoffgehalt des Roheisens als Reductionsmittel zu dienen braucht, sondern wenn auch die Tiegelwände selbst den Kohlenstoff für diesen Zweck liefern; und je reicher ihr Graphitgehalt ist, desto leichter wird Silicium reducirt werden.
Einen Beweis hierfür liefern folgende von Reiser angestellte Untersuchungen. 1) In drei Tiegeln mit verschiedenem Graphitgehalte wurden gleiche Einsätze, bestehend aus 30 Thl. Rohstahl und 70 Thl. Schmiedeeisen, geschmolzen. Nach dem Schmelzen ergab die Analyse einen Siliciumgehalt der drei Stahlsorten:
in Bauxittiegeln mit etwa 9 Proc. reinem Kohlenstoffgehalt ge- schmolzen Si = 0.144;
in gewöhnlichen Tiegeln mit etwa 28 Proc. reinem Kohlenstoff- gehalte geschmolzen Si = 0.274;
in gewöhnlichen Tiegeln mit etwa 40 Proc. reinem Kohlenstoff- gehalte geschmolzen Si = 0.392.
Aber auch ein etwa anwesender Mangangehalt befördert die Re- duction von Silicium. Auf S. 241 wurde bereits erwähnt, dass metalli- sches Mangan in hoher Temperatur reducirend auf Kieselsäure ein- wirke, sofern eine kieselsäurereiche Schlacke zugegen ist, zu welcher das entstehende Manganoxydul ein starkes Vereinigungsbestreben be- sitzt; auf S. 600 wurden einige Beispiele einer solchen Siliciumreduction beim Schmelzen im Cupolofen gegeben. Aber auch die Anwesenheit des Mangans selbst befördert durch die starke Verwandtschaft desselben zum Silicium die Reduction des letzteren durch den Kohlenstoff der Tiegelwände.
Zur genaueren Untersuchung des Einflusses eines Mangangehaltes auf die Siliciumreduction wurde auf meinen Wunsch in einer Gussstahl-
1) Persönliche Mittheilung des Herrn Hüttendirector Reiser in Kapfenberg.
Die Darstellung des Flusseisens.
Werken, wo derselbe eingeführt wurde, ist er später wieder ein- gegangen.
Noch heute ist derselbe auf dem schwedischen Werke Wikmans- hyttan in Anwendung.
Chemische Untersuchungen.
Die bis jetzt veröffentlichten Untersuchungen über die chemischen Einflüsse des Tiegelschmelzens sind ziemlich vereinzelt. Wie auf S. 241 bereits erwähnt wurde, wiesen Troost und Hautefeuille nach, dass beim länger fortgesetzten Schmelzen kohlenstoffhaltigen Eisens in kieselsäurehaltigen Tiegeln Silicium aus den Wänden der letzteren durch den Kohlenstoffgehalt des Eisens reducirt und an das Eisen ge- führt werde, der Siliciumgehalt des letzteren sich also mehr und mehr anreichere, während der Kohlenstoffgehalt sich verringere. Dieser Vor- gang ist seitdem verschiedentlich beobachtet worden, und vermuthlich rührt der günstige Einfluss eines längeren Abstehens des flüssigen Eisens theilweise von einer Siliciumaufnahme her. Das Maass der letzteren wird, wie sich von selbst versteht, von der Zeitdauer der Einwirkung und der Temperatur des flüssigen Stahles abhängig sein; sie wird aber auch wesentlich befördert werden, wenn nicht allein der Kohlenstoffgehalt des Roheisens als Reductionsmittel zu dienen braucht, sondern wenn auch die Tiegelwände selbst den Kohlenstoff für diesen Zweck liefern; und je reicher ihr Graphitgehalt ist, desto leichter wird Silicium reducirt werden.
Einen Beweis hierfür liefern folgende von Reiser angestellte Untersuchungen. 1) In drei Tiegeln mit verschiedenem Graphitgehalte wurden gleiche Einsätze, bestehend aus 30 Thl. Rohstahl und 70 Thl. Schmiedeeisen, geschmolzen. Nach dem Schmelzen ergab die Analyse einen Siliciumgehalt der drei Stahlsorten:
in Bauxittiegeln mit etwa 9 Proc. reinem Kohlenstoffgehalt ge- schmolzen Si = 0.144;
in gewöhnlichen Tiegeln mit etwa 28 Proc. reinem Kohlenstoff- gehalte geschmolzen Si = 0.274;
in gewöhnlichen Tiegeln mit etwa 40 Proc. reinem Kohlenstoff- gehalte geschmolzen Si = 0.392.
Aber auch ein etwa anwesender Mangangehalt befördert die Re- duction von Silicium. Auf S. 241 wurde bereits erwähnt, dass metalli- sches Mangan in hoher Temperatur reducirend auf Kieselsäure ein- wirke, sofern eine kieselsäurereiche Schlacke zugegen ist, zu welcher das entstehende Manganoxydul ein starkes Vereinigungsbestreben be- sitzt; auf S. 600 wurden einige Beispiele einer solchen Siliciumreduction beim Schmelzen im Cupolofen gegeben. Aber auch die Anwesenheit des Mangans selbst befördert durch die starke Verwandtschaft desselben zum Silicium die Reduction des letzteren durch den Kohlenstoff der Tiegelwände.
Zur genaueren Untersuchung des Einflusses eines Mangangehaltes auf die Siliciumreduction wurde auf meinen Wunsch in einer Gussstahl-
1) Persönliche Mittheilung des Herrn Hüttendirector Reiser in Kapfenberg.
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Die Darstellung des Flusseisens.
Werken, wo derselbe eingeführt wurde, ist er später wieder ein-
gegangen.
Noch heute ist derselbe auf dem schwedischen Werke Wikmans-
hyttan in Anwendung.
Chemische Untersuchungen.
Die bis jetzt veröffentlichten Untersuchungen über die chemischen
Einflüsse des Tiegelschmelzens sind ziemlich vereinzelt. Wie auf S. 241
bereits erwähnt wurde, wiesen Troost und Hautefeuille nach,
dass beim länger fortgesetzten Schmelzen kohlenstoffhaltigen Eisens in
kieselsäurehaltigen Tiegeln Silicium aus den Wänden der letzteren
durch den Kohlenstoffgehalt des Eisens reducirt und an das Eisen ge-
führt werde, der Siliciumgehalt des letzteren sich also mehr und mehr
anreichere, während der Kohlenstoffgehalt sich verringere. Dieser Vor-
gang ist seitdem verschiedentlich beobachtet worden, und vermuthlich
rührt der günstige Einfluss eines längeren Abstehens des flüssigen
Eisens theilweise von einer Siliciumaufnahme her. Das Maass der
letzteren wird, wie sich von selbst versteht, von der Zeitdauer der
Einwirkung und der Temperatur des flüssigen Stahles abhängig sein;
sie wird aber auch wesentlich befördert werden, wenn nicht allein der
Kohlenstoffgehalt des Roheisens als Reductionsmittel zu dienen braucht,
sondern wenn auch die Tiegelwände selbst den Kohlenstoff für diesen
Zweck liefern; und je reicher ihr Graphitgehalt ist, desto leichter wird
Silicium reducirt werden.
Einen Beweis hierfür liefern folgende von Reiser angestellte
Untersuchungen. 1) In drei Tiegeln mit verschiedenem Graphitgehalte
wurden gleiche Einsätze, bestehend aus 30 Thl. Rohstahl und 70 Thl.
Schmiedeeisen, geschmolzen. Nach dem Schmelzen ergab die Analyse
einen Siliciumgehalt der drei Stahlsorten:
in Bauxittiegeln mit etwa 9 Proc. reinem Kohlenstoffgehalt ge-
schmolzen Si = 0.144;
in gewöhnlichen Tiegeln mit etwa 28 Proc. reinem Kohlenstoff-
gehalte geschmolzen Si = 0.274;
in gewöhnlichen Tiegeln mit etwa 40 Proc. reinem Kohlenstoff-
gehalte geschmolzen Si = 0.392.
Aber auch ein etwa anwesender Mangangehalt befördert die Re-
duction von Silicium. Auf S. 241 wurde bereits erwähnt, dass metalli-
sches Mangan in hoher Temperatur reducirend auf Kieselsäure ein-
wirke, sofern eine kieselsäurereiche Schlacke zugegen ist, zu welcher
das entstehende Manganoxydul ein starkes Vereinigungsbestreben be-
sitzt; auf S. 600 wurden einige Beispiele einer solchen Siliciumreduction
beim Schmelzen im Cupolofen gegeben. Aber auch die Anwesenheit
des Mangans selbst befördert durch die starke Verwandtschaft desselben
zum Silicium die Reduction des letzteren durch den Kohlenstoff der
Tiegelwände.
Zur genaueren Untersuchung des Einflusses eines Mangangehaltes
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 854. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/934>, abgerufen am 22.12.2024.
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