fabrik Herdfrischstahl theils mit theils ohne Zusatz von Eisenmangan wie gewöhnlich geschmolzen, worauf die Gussstahlblöcke von mir unter- sucht wurden.
[Tabelle]
Die durch den Mangangehalt veranlasste Vermehrung des Silicium- gehaltes ist bedeutend; aber eine einfache Rechnung giebt auch die Bestätigung dafür, dass Mangan hier zum grossen Theile mittelbar, d. h. einfach durch seine Anwesenheit im Eisen, die Siliciumreduction herbeiführte. Wirkt das Mangan selbst als Reductionsmittel, so müssen nach der Formel: 2 Mn + Si O2 = 2 Mn O + Si für jedes Gewichts- theil reducirtes Silicium
[Formel 1]
Gewichtstheile Mangan oxydirt werden, d. h. aus dem Eisen austreten. Der unter Manganzusatz ge- schmolzene Stahl enthält 0.25 Proc. Silicium mehr als der ohne diesen Zusatz geschmolzene; wären diese 0.25 Proc. Silicium lediglich durch Mangan reducirt, so hätten dafür 3.93 x 0.25 = 0.98 Proc. Mangan aus dem Stahle austreten müssen, während in Wirklichkeit die Mangan- abnahme nur 0.26 Proc. beträgt.
Was das Verhalten des Kohlenstoffes beim Tiegelgussstahlschmelzen betrifft, so lassen die vorstehend mitgetheilten Analysen erkennen, dass beim Verschmelzen manganarmen Stahles in kohlenstoffarmen Tiegeln eine Kohlenstoffabnahme eintritt oder eintreten kann; dass diese Ab- nahme unbedeutender ist, oder dass eine Zunahme des Kohlenstoffgehaltes eintreten kann, wenn das Schmelzen in kohlenstoffreicheren Tiegeln vor sich geht; und dass ein anwesender Mangangehalt sehr wesentlich die Kohlenstoffanreicherung befördert.
Noch ein anderer schon früher erwähnter Umstand jedoch wird beim Schmelzen manganhaltigen Eisens dazu beitragen, die Kohlen- stoffaufnahme aus den Tiegelwänden zu befördern; es ist dieses die stark auflösende Wirkung, welche Manganoxydul auf den Kieselsäure- und Thonerdegehalt des Tiegels ausübt. Grössere Mengen Kohle werden dadurch frei gelegt und der Aufnahme durch den Stahl preisgegeben.
Die schon oben erwähnte Thatsache, dass bei Braunsteinzusatz aus demselben Mangan reducirt und dann ebenso wie zugesetztes metallisches Mangan die Eigenschaften des Stahles beeinflussen könne, wird durch folgende durch Reiser angestellte und mir freundlichst mitgetheilte Untersuchung bestätigt. Gussstahl, in Tiegeln mit 40 Proc. Kohlenstoffgehalt ohne Braunsteinzusatz geschmolzen, enthielt 0.104 Proc. Mangan, mit Zusatz von 0.4 Proc. Braunstein geschmolzen dagegen 0.211 Proc. Mangan.
Die Tiegelgussstahldarstellung.
fabrik Herdfrischstahl theils mit theils ohne Zusatz von Eisenmangan wie gewöhnlich geschmolzen, worauf die Gussstahlblöcke von mir unter- sucht wurden.
[Tabelle]
Die durch den Mangangehalt veranlasste Vermehrung des Silicium- gehaltes ist bedeutend; aber eine einfache Rechnung giebt auch die Bestätigung dafür, dass Mangan hier zum grossen Theile mittelbar, d. h. einfach durch seine Anwesenheit im Eisen, die Siliciumreduction herbeiführte. Wirkt das Mangan selbst als Reductionsmittel, so müssen nach der Formel: 2 Mn + Si O2 = 2 Mn O + Si für jedes Gewichts- theil reducirtes Silicium
[Formel 1]
Gewichtstheile Mangan oxydirt werden, d. h. aus dem Eisen austreten. Der unter Manganzusatz ge- schmolzene Stahl enthält 0.25 Proc. Silicium mehr als der ohne diesen Zusatz geschmolzene; wären diese 0.25 Proc. Silicium lediglich durch Mangan reducirt, so hätten dafür 3.93 × 0.25 = 0.98 Proc. Mangan aus dem Stahle austreten müssen, während in Wirklichkeit die Mangan- abnahme nur 0.26 Proc. beträgt.
Was das Verhalten des Kohlenstoffes beim Tiegelgussstahlschmelzen betrifft, so lassen die vorstehend mitgetheilten Analysen erkennen, dass beim Verschmelzen manganarmen Stahles in kohlenstoffarmen Tiegeln eine Kohlenstoffabnahme eintritt oder eintreten kann; dass diese Ab- nahme unbedeutender ist, oder dass eine Zunahme des Kohlenstoffgehaltes eintreten kann, wenn das Schmelzen in kohlenstoffreicheren Tiegeln vor sich geht; und dass ein anwesender Mangangehalt sehr wesentlich die Kohlenstoffanreicherung befördert.
Noch ein anderer schon früher erwähnter Umstand jedoch wird beim Schmelzen manganhaltigen Eisens dazu beitragen, die Kohlen- stoffaufnahme aus den Tiegelwänden zu befördern; es ist dieses die stark auflösende Wirkung, welche Manganoxydul auf den Kieselsäure- und Thonerdegehalt des Tiegels ausübt. Grössere Mengen Kohle werden dadurch frei gelegt und der Aufnahme durch den Stahl preisgegeben.
Die schon oben erwähnte Thatsache, dass bei Braunsteinzusatz aus demselben Mangan reducirt und dann ebenso wie zugesetztes metallisches Mangan die Eigenschaften des Stahles beeinflussen könne, wird durch folgende durch Reiser angestellte und mir freundlichst mitgetheilte Untersuchung bestätigt. Gussstahl, in Tiegeln mit 40 Proc. Kohlenstoffgehalt ohne Braunsteinzusatz geschmolzen, enthielt 0.104 Proc. Mangan, mit Zusatz von 0.4 Proc. Braunstein geschmolzen dagegen 0.211 Proc. Mangan.
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Die Tiegelgussstahldarstellung.
fabrik Herdfrischstahl theils mit theils ohne Zusatz von Eisenmangan
wie gewöhnlich geschmolzen, worauf die Gussstahlblöcke von mir unter-
sucht wurden.
Die durch den Mangangehalt veranlasste Vermehrung des Silicium-
gehaltes ist bedeutend; aber eine einfache Rechnung giebt auch die
Bestätigung dafür, dass Mangan hier zum grossen Theile mittelbar,
d. h. einfach durch seine Anwesenheit im Eisen, die Siliciumreduction
herbeiführte. Wirkt das Mangan selbst als Reductionsmittel, so müssen
nach der Formel: 2 Mn + Si O2 = 2 Mn O + Si für jedes Gewichts-
theil reducirtes Silicium [FORMEL] Gewichtstheile Mangan oxydirt
werden, d. h. aus dem Eisen austreten. Der unter Manganzusatz ge-
schmolzene Stahl enthält 0.25 Proc. Silicium mehr als der ohne diesen
Zusatz geschmolzene; wären diese 0.25 Proc. Silicium lediglich durch
Mangan reducirt, so hätten dafür 3.93 × 0.25 = 0.98 Proc. Mangan
aus dem Stahle austreten müssen, während in Wirklichkeit die Mangan-
abnahme nur 0.26 Proc. beträgt.
Was das Verhalten des Kohlenstoffes beim Tiegelgussstahlschmelzen
betrifft, so lassen die vorstehend mitgetheilten Analysen erkennen, dass
beim Verschmelzen manganarmen Stahles in kohlenstoffarmen Tiegeln
eine Kohlenstoffabnahme eintritt oder eintreten kann; dass diese Ab-
nahme unbedeutender ist, oder dass eine Zunahme des Kohlenstoffgehaltes
eintreten kann, wenn das Schmelzen in kohlenstoffreicheren Tiegeln
vor sich geht; und dass ein anwesender Mangangehalt sehr wesentlich
die Kohlenstoffanreicherung befördert.
Noch ein anderer schon früher erwähnter Umstand jedoch wird
beim Schmelzen manganhaltigen Eisens dazu beitragen, die Kohlen-
stoffaufnahme aus den Tiegelwänden zu befördern; es ist dieses die
stark auflösende Wirkung, welche Manganoxydul auf den Kieselsäure-
und Thonerdegehalt des Tiegels ausübt. Grössere Mengen Kohle werden
dadurch frei gelegt und der Aufnahme durch den Stahl preisgegeben.
Die schon oben erwähnte Thatsache, dass bei Braunsteinzusatz
aus demselben Mangan reducirt und dann ebenso wie zugesetztes
metallisches Mangan die Eigenschaften des Stahles beeinflussen könne,
wird durch folgende durch Reiser angestellte und mir freundlichst
mitgetheilte Untersuchung bestätigt. Gussstahl, in Tiegeln mit 40 Proc.
Kohlenstoffgehalt ohne Braunsteinzusatz geschmolzen, enthielt 0.104 Proc.
Mangan, mit Zusatz von 0.4 Proc. Braunstein geschmolzen dagegen
0.211 Proc. Mangan.
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 855. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/935>, abgerufen am 22.12.2024.
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