des Tempereisens) findet in einem besonderen Abschnitte ausführlichere Besprechung.
Man pflegt für derartige Zwecke Schmiedeeisenabfälle verschiedener Art zu benutzen und mit einem Zusatze von 10--15 Proc. ihres Ge- wichtes grauen, mässig siliciumreichen Roheisens (Holzkohlenroheisen)1) zusammen einzuschmelzen. Da eine Phosphorabscheidung selbstver- ständlich nicht stattfindet, ist die Wahl eines phosphorarmen Roheisens empfehlenswerth. Je schwefelreicher die Koks sind, desto reicherer Kalksteinzuschlag muss gegeben werden, um eine allzu starke Schwefel- aufnahme durch das Eisen zu hindern. Anwendung von Flussspath als Flussmittel (S. 174) würde hier gute Dienste thun können.
Dass man im Stande sei, auch durch Zusatz kleinerer Mengen schmiedbaren Eisens (10--20 Procent) zu einem verhältnissmässig silicium-, mangan- oder phosphorreichen Roheisen beim Cupolofen- schmelzen dessen Verwendbarkeit für gewisse Zwecke der Eisengiesserei, insbesondere dessen Festigkeit, wesentlich zu erhöhen, ergiebt sich aus den Beziehungen zwischen chemischer Zusammensetzung und physika- lischen Eigenschaften des Eisens von selbst. Es ist dieses ein Mittel, welches in den Eisengiessereien zu dem erwähnten Zwecke nicht selten angewendet wird; das Erzeugniss aber ist, wenn eben die Menge des Roheisens in dem Gemische vorwiegt, nicht schmiedbares Eisen, son- dern Gusseisen.
7. Die Tiegelgussstahldarstellung.
Einleitung.
Irgend ein Rohstahl -- Herdfrischstahl, Puddelstahl, Cementstahl oder dergleichen -- wird entweder für sich allein oder gattirt mit anderen Eisensorten -- Roheisen, Eisenmangan, Schmiedeeisen -- im Tiegel unter Ueberhitzung eingeschmolzen und das flüssige Metall nach ausreichend langem Abstehen in Gussformen ausgegossen.
Der ursprüngliche Zweck des Verfahrens, wenn es in dieser Weise durchgeführt wird, ist die Umwandlung von Schweissstahl in Fluss- stahl, welcher frei von Schlacke und gleichmässig in seiner Zusammen- setzung ist; in verschiedener Weise aber lässt sich das Verfahren abändern. Man kann z. B., wenn es sich darum handelt, Stahl dar- zustellen und nicht nur umzuschmelzen, Roheisen und Schmiede- eisen in solchen Gewichtsverhältnissen zusammen schmelzen, dass das Erzeugniss den gewünschten Kohlenstoffgehalt besitzt; ja, man kann sogar Erze und Roheisen in entsprechenden Verhältnissen zusammen im Tiegel schmelzen, wobei der Eisengehalt der Erze durch den Mangan- und Siliciumgehalt wie durch einen Theil des Kohlenstoffgehaltes des Roheisens reducirt wird und das Enderzeugniss ebenfalls flüssiger Stahl ist (Uchatius-Stahl).
Da die Erhitzung des Metalles auf sehr hohe Temperaturen im Tiegel schwieriger ausfällt als bei unmittelbarer Berührung zwischen Metall
1) Ein gewisser Siliciumgehalt ist zweckmässig, um den Sauerstoffgehalt des Eisens rasch zu entfernen und die Gasentwickelung aus dem flüssigen Eisen ein- zuschränken.
Ledebur, Handbuch. 54
Die Tiegelgussstahldarstellung.
des Tempereisens) findet in einem besonderen Abschnitte ausführlichere Besprechung.
Man pflegt für derartige Zwecke Schmiedeeisenabfälle verschiedener Art zu benutzen und mit einem Zusatze von 10—15 Proc. ihres Ge- wichtes grauen, mässig siliciumreichen Roheisens (Holzkohlenroheisen)1) zusammen einzuschmelzen. Da eine Phosphorabscheidung selbstver- ständlich nicht stattfindet, ist die Wahl eines phosphorarmen Roheisens empfehlenswerth. Je schwefelreicher die Koks sind, desto reicherer Kalksteinzuschlag muss gegeben werden, um eine allzu starke Schwefel- aufnahme durch das Eisen zu hindern. Anwendung von Flussspath als Flussmittel (S. 174) würde hier gute Dienste thun können.
Dass man im Stande sei, auch durch Zusatz kleinerer Mengen schmiedbaren Eisens (10—20 Procent) zu einem verhältnissmässig silicium-, mangan- oder phosphorreichen Roheisen beim Cupolofen- schmelzen dessen Verwendbarkeit für gewisse Zwecke der Eisengiesserei, insbesondere dessen Festigkeit, wesentlich zu erhöhen, ergiebt sich aus den Beziehungen zwischen chemischer Zusammensetzung und physika- lischen Eigenschaften des Eisens von selbst. Es ist dieses ein Mittel, welches in den Eisengiessereien zu dem erwähnten Zwecke nicht selten angewendet wird; das Erzeugniss aber ist, wenn eben die Menge des Roheisens in dem Gemische vorwiegt, nicht schmiedbares Eisen, son- dern Gusseisen.
7. Die Tiegelgussstahldarstellung.
Einleitung.
Irgend ein Rohstahl — Herdfrischstahl, Puddelstahl, Cementstahl oder dergleichen — wird entweder für sich allein oder gattirt mit anderen Eisensorten — Roheisen, Eisenmangan, Schmiedeeisen — im Tiegel unter Ueberhitzung eingeschmolzen und das flüssige Metall nach ausreichend langem Abstehen in Gussformen ausgegossen.
Der ursprüngliche Zweck des Verfahrens, wenn es in dieser Weise durchgeführt wird, ist die Umwandlung von Schweissstahl in Fluss- stahl, welcher frei von Schlacke und gleichmässig in seiner Zusammen- setzung ist; in verschiedener Weise aber lässt sich das Verfahren abändern. Man kann z. B., wenn es sich darum handelt, Stahl dar- zustellen und nicht nur umzuschmelzen, Roheisen und Schmiede- eisen in solchen Gewichtsverhältnissen zusammen schmelzen, dass das Erzeugniss den gewünschten Kohlenstoffgehalt besitzt; ja, man kann sogar Erze und Roheisen in entsprechenden Verhältnissen zusammen im Tiegel schmelzen, wobei der Eisengehalt der Erze durch den Mangan- und Siliciumgehalt wie durch einen Theil des Kohlenstoffgehaltes des Roheisens reducirt wird und das Enderzeugniss ebenfalls flüssiger Stahl ist (Uchatius-Stahl).
Da die Erhitzung des Metalles auf sehr hohe Temperaturen im Tiegel schwieriger ausfällt als bei unmittelbarer Berührung zwischen Metall
1) Ein gewisser Siliciumgehalt ist zweckmässig, um den Sauerstoffgehalt des Eisens rasch zu entfernen und die Gasentwickelung aus dem flüssigen Eisen ein- zuschränken.
Ledebur, Handbuch. 54
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Die Tiegelgussstahldarstellung.
des Tempereisens) findet in einem besonderen Abschnitte ausführlichere
Besprechung.
Man pflegt für derartige Zwecke Schmiedeeisenabfälle verschiedener
Art zu benutzen und mit einem Zusatze von 10—15 Proc. ihres Ge-
wichtes grauen, mässig siliciumreichen Roheisens (Holzkohlenroheisen) 1)
zusammen einzuschmelzen. Da eine Phosphorabscheidung selbstver-
ständlich nicht stattfindet, ist die Wahl eines phosphorarmen Roheisens
empfehlenswerth. Je schwefelreicher die Koks sind, desto reicherer
Kalksteinzuschlag muss gegeben werden, um eine allzu starke Schwefel-
aufnahme durch das Eisen zu hindern. Anwendung von Flussspath
als Flussmittel (S. 174) würde hier gute Dienste thun können.
Dass man im Stande sei, auch durch Zusatz kleinerer Mengen
schmiedbaren Eisens (10—20 Procent) zu einem verhältnissmässig
silicium-, mangan- oder phosphorreichen Roheisen beim Cupolofen-
schmelzen dessen Verwendbarkeit für gewisse Zwecke der Eisengiesserei,
insbesondere dessen Festigkeit, wesentlich zu erhöhen, ergiebt sich aus
den Beziehungen zwischen chemischer Zusammensetzung und physika-
lischen Eigenschaften des Eisens von selbst. Es ist dieses ein Mittel,
welches in den Eisengiessereien zu dem erwähnten Zwecke nicht selten
angewendet wird; das Erzeugniss aber ist, wenn eben die Menge des
Roheisens in dem Gemische vorwiegt, nicht schmiedbares Eisen, son-
dern Gusseisen.
7. Die Tiegelgussstahldarstellung.
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Irgend ein Rohstahl — Herdfrischstahl, Puddelstahl, Cementstahl
oder dergleichen — wird entweder für sich allein oder gattirt mit
anderen Eisensorten — Roheisen, Eisenmangan, Schmiedeeisen — im
Tiegel unter Ueberhitzung eingeschmolzen und das flüssige Metall nach
ausreichend langem Abstehen in Gussformen ausgegossen.
Der ursprüngliche Zweck des Verfahrens, wenn es in dieser Weise
durchgeführt wird, ist die Umwandlung von Schweissstahl in Fluss-
stahl, welcher frei von Schlacke und gleichmässig in seiner Zusammen-
setzung ist; in verschiedener Weise aber lässt sich das Verfahren
abändern. Man kann z. B., wenn es sich darum handelt, Stahl dar-
zustellen und nicht nur umzuschmelzen, Roheisen und Schmiede-
eisen in solchen Gewichtsverhältnissen zusammen schmelzen, dass das
Erzeugniss den gewünschten Kohlenstoffgehalt besitzt; ja, man kann
sogar Erze und Roheisen in entsprechenden Verhältnissen zusammen
im Tiegel schmelzen, wobei der Eisengehalt der Erze durch den Mangan-
und Siliciumgehalt wie durch einen Theil des Kohlenstoffgehaltes des
Roheisens reducirt wird und das Enderzeugniss ebenfalls flüssiger Stahl
ist (Uchatius-Stahl).
Da die Erhitzung des Metalles auf sehr hohe Temperaturen im Tiegel
schwieriger ausfällt als bei unmittelbarer Berührung zwischen Metall
1) Ein gewisser Siliciumgehalt ist zweckmässig, um den Sauerstoffgehalt des
Eisens rasch zu entfernen und die Gasentwickelung aus dem flüssigen Eisen ein-
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Ledebur, Adolf: Handbuch der Eisenhüttenkunde. Leipzig, 1884, S. 841. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ledebur_eisenhuettenkunde_1884/921>, abgerufen am 21.11.2024.
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